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Rezension zu
Die Dame hinter dem Vorhang

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Unterhaltsame Biografie, für alle, die sich für Edith Sitwell und/oder die Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessieren

Von: Camilla
12.03.2020

In „Die Dame hinter dem Vorhang“ portraitiert Veronika Peters das Leben der Dame Edith Louisa Sitwell (1887-1964). Zu Beginn hatte ich ein wenig Probleme, mich in diesen historischen Roman einzufinden, weil nicht sofort ein Spannungsbogen aufgebaut wird. Der Einstieg erfolgt über eine Szene, in der die altersschwache, aber immer noch exzentrische Edith ihren „Tee“ – es handelt sich um Brandy – einnimmt. Gesellschaft leistet ihre das treue Dienstmädchen Jane, aus deren Sicht diese Geschichte erzählt wird. Mitgerissen hat mich die Handlung erst so richtig ab dem Zeitsprung zu Ediths Kindheit. Das Mädchen wächst unter privilegierten und dennoch grausamen Bedingungen auf. Für die Eltern ist die „krumm gewachsene“ und wissbegierige Tochter eine einzige Enttäuschung, was sie das Mädchen auf schmerzhafte Weise spüren lassen. Rückhalt findet das Mädchen nur bei Emma, ihrem Dienstmädchen, das gleichzeitig ihre Vertraute ist, sowie in der Kunst. Ihre Poesie bedeutet für Edith einerseits den Ausbruch aus ihrem konservativ-aristokratischen Herkunft, gleichzeitig sichern ihr die Verkäufe der Gedichtbände einen bescheidenen Lebensunterhalt, den sie sich seit dem Bruch mit der Familie selbst verdienen muss. In ihrer Jugend bleibt Emma stets an Ediths Seite, bis später ihre eigene Tochter den Dienst bei der Künstlerin übernimmt. Die Stärken dieser Geschichte liegen für mich in der Art und Weise, wie sie zwischenmenschliche Beziehungen, ihr Zustandekommen und ihre Entwicklung, thematisiert. Welche Auswirkungen hat das Kindheitstrauma auf Ediths spätere Jahre? Weshalb ist Jane bereit dazu, dieser schwierigen Persönlichkeit bis zum Schluss treu zu dienen und ihr eigenes Leben danach auszurichten? Es war amüsant, zu lesen, wie sich der Alltag im Hausstand der Dichterin gestaltet. Von der Liebe zu kratzbürstigen Katern, bis hin zu den Eifersüchteleien und den Wutausbrüchen einer weiteren Haushälterin, bis zu Ediths Gemüt, das innerhalb eines Moments von Verzweiflung zu übersprudelnder Lebensenergie wechseln kann. Während von Ediths Hoch- und Tiefpunkten erzählt wird, bekommt die Leserschaft gleichzeitig einen interessanten Einblick in die wechselvolle Geschichte von den 1910ern bis zu den 1960ern: Über die Schrecken der Weltkriege, die künstlerische Hochphase der 1920er und die „Krise“ der Aristokratie. Eine schöne Biografie, eher informierend, denn berührend, aber eine Leseempfehlung, wenn man sich für die genannten Jahrzehnte interessiert. Da mir ein wenig Tiefe der Figuren gefehlt hat, und ich gerne mehr über Jane erfahren hätte, vergebe ich 4/5 Sternen.

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