Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Ruhet in Friedberg

"Ruhet in Friedberg" von Rudolf Ruschel

Von: Fraggle
16.03.2020

Fazit: Nachdem wir uns nun alle kollektiv langweilen sollen, ist es umso wichtiger, eine ausreichende Zahl an Büchern im Haus zu haben. Und wenn draußen schon die Zeichen auf Apokalypse stehen, ist es vielleicht auch angeraten, sich literarisch mal mit etwas eher Heiterem zu beschäftigen. Nun führen heitere Bücher und ich ja eher so etwas wie eine friedliche Koexistenz, weil ich mich oftmals in meinem Vorurteil bestätigt sehe, dass humorvolle Bücher bei mir einfach nicht zünden. Warum bei „Ruhet in Friedberg“ aber alles ein bisschen anders ist, und auch wieder nicht, das versuche ich im Folgenden mal zu erläutern. Was naturgemäß ziemlich zu Beginn auffällt, und mutmaßlich die Geister am meisten an der Lektüre von Ruschels Krimidebüt scheiden dürfte, ist der Erzählstil. Denn „Ruhet in Friedberg“ ist eher wie ein gut 300 Seiten langer Monolog gehalten. Es wirkt im Ton sehr ungangssprachlich und reißt durch das mehrfache, direkte Ansprechen des Lesers häufiger die vierte Wand ein. Diese Vorgehensweise wird erst sehr spät im Buch erklärt, ergibt dann auch Sinn, aber ich vermute, dass bis zu diesem Punkt schon der eine oder andere Leser aufgegeben haben wird. Zwar erwartete ich auch nichts, was erzählerisch eher Richtung eines elaborierten Vortrags auf einem Philologen-Kongress geht, aber mir persönlich war der Erzählstil in Summe dann doch schon zu salopp. Die Charaktere bereiten da deutlich mehr Vergnügen. Auch wenn es mir schwerfällt, im Detail überhaupt Nennenswertes über sie zu schreiben. Ihnen allen ist gemein, dass sie skurril, teils deutlich überzeichnet – was vor dem Hintergrund, dass das sicherlich absolut so gewollt ist, nicht als Kritik missverstanden werden soll – und viele davon haben ihr Päckchen zu tragen. Und trotz dieses Päckchen gelingt es Ruschel, dass man seine Charaktere nicht wirklich mögen kann, nicht wirklich mögen will. Warum, darüber sei an dieser Stelle der Mantel des Schweigens ausbreitet, weil es zu viel vorweg nehmen würde. Belassen wir es also bei: Die Figuren machen durchaus Spaß. Das gilt auch und gerade für die Handlung. Die ist ähnlich skurril wie die handelnden Personen, man könnte sie auch mit Fug und Recht absurd nennen, was beispielhaft nur daran verdeutlicht werden soll, dass die Geschehnisse dadurch so richtig ins Rollen kommen, dass einer der Protagonisten einer ganz harmlosen „Red-Shirt“-Nebenfigur durch eine fatale Feuerzeug-Schusswaffe-Verwechslung das Hirn extrahiert, um es ungewollt auf den Lederbezügen einer Limousine zu verteilen. Und dann geht irgendwie alles ganz schnell. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn „Ruhet in Friedberg“ hat ein ziemlich hohes Erzähtempo. Gefühlt im Minutentakt folgt Leiche auf Leiche und man wähnt sich mitten in einem Shakespearschen Drama. Darauf muss man sich einlassen, und wenn man das kann, dann verbringt man mit „Ruhet in Friedberg“ wohl durchaus eine vergnügliche Zeit. Und auch für mich, der ja nun mit humorvollen Büchern eher weniger anfangen kann, waren doch so einige Lacher dabei. Wer auf schwarzhumorige Krimis steht, der kann Ruschels Krimidebürt bedenkenlose eine Chance geben.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.