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Rezension zu
Die Wächter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Das Versagen und die Schwächen eines Rechtssystems

Von: Michael Sterzik
20.03.2020

Das amerikanische Justizsystem – viel gelobt und auch stark kritisiert. Wenn Menschen urteilen, können ihnen Fehler unterlaufen. Aber genau diese Fehler können sich auf den Verurteilten dramatisch auswirken, gar den Tod bedeuten, oder noch schlimmer – das lange, quälende Warten auf die Todesspritze, oder einen Aufschub der Hinrichtung. Ist ein verurteilter von Rechts wegen immer schuld?! In den USA sitzen mehr als 1600 Häftlinge in den Todeszellen und warten manchmal 10 Jahre, oder mehr auf ihre Hinrichtung. Statistisch gesehen könnten davon ca. 4% unschuldig sein. Belegt ist jedenfalls seit 1973 wurden mindestens 340 Menschen hingerichtet, die nachgewiesen unschuldig waren. Erschreckend. John Grisham ist selbst Anwalt und seit Jahrzehnten ein erfolgreicher Anwalt. In seinen Romanen thematisierte er ganz unterschiedliche, rechtliche Gebiete und verpackte diese spannend und informativ. John Grisham befasst sich in seinem neuesten Titel: „Die Wächter“ mit der Todesstrafe, bzw. potentiellen Justizopfern, die ihre Unschuld beteuern. In Seabrook, Florida wird der junge Anwalt Keith Russo erschossen. Der Mörder hinterlässt keine Spuren. Es gibt keine Zeugen, keine Verdächtigen, kein Motiv. Trotzdem wird Quincy Miller verhaftet, ein junger Afroamerikaner, der früher zu den Klienten des Anwalts zählte. Miller wird zum Tode verurteilt und sitzt 22 Jahre im Gefängnis. Dann schreibt er einen Brief an die Guardian Ministries, einen Zusammenschluss von Anwälten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren. Cullen Post übernimmt seinen Fall. Er ahnt nicht, dass er sich damit in Lebensgefahr begibt. (Verlagsinfo) Auch wenn dieser Roman mit seiner Handlung, seinen Protagonisten fiktiv ist, so befasst sich John Grisham mit vielen kontrovers diskutierten Themen, die polarisieren. Neben der Frage: „Schuldig oder Unschuldig“ geht es auch um politische Themen, es geht um Rassismus, um einen konservativen, moralischen Kompass, und um die Manipulation und dem Versagen dieses Rechtssystems. Erzählt wird die Handlung aus der Sicht des ehemaligen Priesters und jetzigen Anwalts Cullen Post. Ein idealistisch handelnder Mensch der Mitarbeiter der kleinen Kanzlei „The Guardians“ ist. John Grisham schleudert den Leser mitunter in den Todestrakt, lässt ihn mit Cullen Post Beweise suchen und nimmt an spannenden Dialogen teil, z.B. wenn sich jemand nach Jahrzehnten für seine Falschaussage im Gericht entschuldigt. Wir erfahren viel von den dunklen, trüben Gewässern einer Schuld oder Unschuld. Als des „Teufels Advokat“ kann man Cullen nicht bezeichnen, aber auch er interpretiert die Suche nach Beweisen für die Unschuld seiner Mandanten sehr grenzwertig. Nichtsdestotrotz ist ein Kampf auf Leben und Tod – und manchmal wird es halt auch sehr zeitkritisch. In „Die Wächter“ können wir ebenfalls einen intensiven Blick auf die Prozesslandschaft werfen: Zuständigkeiten, die Argumentation von Staatsanwälten und ehemaligen Verteidigern, Berufungen um ein Wiederaufnahmeverfahren einzusteuern und vieles mehr. Cullen Post ist vielleicht das einzige Element in der Handlung, dass man etwas kritisieren kann. Zu typisch aufgesetzt – zu idealistisch dargestellt – aber im Grunde auch nicht unglaubwürdig. Er hat ein wenig von dem Ritter in einer traurigen Gestalt. Das macht ihn weder sympathisch, noch abstoßend – er ist da ….ja und!? Vielmehr faszinierend aufgezeigt und das sehr spannend, sind die Schwach- und Sollbruchstellen im Justizsystem der Vereinigten Staaten. Und Fakt ist – der Fehler in diesem System ist der Mensch – der nun mal fehlbar ist. Sehr emotional wird auch geschildert, was der mutmaßliche Täter erdulden musste, sei es vor Gericht der Willkür von korrupten Polizeibeamten standzuhalten, oder von der eigenen Familie verraten und verkauft worden zu sein. Spannend – traurig und lässt einen oft nachdenken über ein Pro- und Contra dieses Justizsystems. Selbst am Ende des Romans – mag ich mir hier kein Urteil bilden wollen. Die Handlung ist atmosphärisch fesselnd und insgesamt sehr, sehr spannend. John Grisham ist bekannt dafür, dass die Bühne für seine Handlung, auch wenn sie fiktiv sein mag, sehr realistisch überzeugt. Die Hauptrolle in dem Roman spielen nicht die menschlichen Protagonisten, sondern Justitia – eine spröde, manchmal langweilige, aber letztlich endliche Göttin des Rechts. Aber auch „Götter“ werden von Menschen gelenkt und manipuliert. Fazit „Die Wächter“ ist einer der spannendsten und stärksten Bände von John Grisham. Fragen aufwerfend – Ergreifend inszeniert – mit guten und vielschichtigen Dialogen und einer Aura, die überzeugt. Ganz starker Titel. Unbedingt lesen. Michael Sterzik

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