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Rezension zu
Haarmann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

An der Leine

Von: wal.li
20.03.2020

In den 1920er Jahren verschwinden in Hannover junge Männer. Kommissar Robert Lahnstein kommt aus Bochum nach Hannover, um die Ermittlungen zu übernehmen. Sein Kollege Müller ist nicht sehr erfreut. Er steht politisch auf einem anderen Standpunkt als der Demokrat Lahnstein. Die Untersuchung gestaltet sich schwierig. Immer wieder werden junge Männer von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Kommissar Lahnstein ist von seinen Erlebnissen im ersten Weltkrieg gezeichnet. Als Flieger hat er seiner Meinung nach nicht genug Abschüsse erzielt, was ihn dazu verleitet hat, in Erzählungen zu übertreiben. Außerdem werden seine Nächte von den Gedanken an seine Familie beherrscht. Im groben bekannt dürfte die Geschichte des Serienmörders Fritz Haarmann einem größeren Publikum seit dem Film „Der Totmacher“ sein. Dennoch ist das vorliegende Buch eine interessante Art, sich die Geschichte dieses sehr gestörten Täters in Erinnerung zu rufen. Lahnstein und sein Kollege Müller, der fast wie ein Gegenspieler wirkt, die politische Grundstimmung in den 1920ern, die auch einen Einfluss auf die Ermittlungen hat, das Milieu, in dem die Verbrechen angesiedelt sind. Etliche Spuren, selbst Informationen über die Vermissten scheinen nirgendwo hin zu führen. Und der Leiter der Ermittlungen hat mitunter genug mit seinen eigenen Problemen zu tun. Dennoch berührt ihn das Schicksal der verschwundenen Jungen und er gibt sein Bestes, um den Täter zu finden. Mit einer gelungenen Mischung aus Fiktion und Fakten vermag der Autor ein authentisches Bild über Leben und Stimmung in den 1920ern zu zeichnen. Logischerweise nutzt er dabei Quellen, die sich aus den originalen Aufzeichnungen speisen. Dennoch schafft es Dirk Kurbjuweit dem Thema einen eigenen Ton zu geben. Sein in Teilen unsicherer Ermittler, der jedoch mit aller Hartnäckigkeit ermittelt. Das politische Gefüge, das ahnen lässt, wie schwer die Welt nach dem ersten Weltkrieg mitgenommen ist. Und auch Lahnsteins Stellung in seiner eigenen Behörde. Man meint eine düstere Bühne zu betreten, in der es kaum eine Lösung des Falles geben kann. Allzu lange gibt es kaum belastbare Hinweise. Mit seiner ganz eigenen Stimmung eröffnet der Roman einen neuen Blickwinkel auf einen bekannten Fall, auf einen Täter, der in seiner Grausamkeit wohl nie verstanden werden kann.

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