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Rezension zu
Die langen Abende

Die Überwindung der Einsamkeit

Von: Franziska_J
24.03.2020

Crosby: Eine verschlafene Küstenstadt in Maine, deren Bewohner ein genügsames Leben führen, das kaum Spuren hinterlässt. Alles hier ist unspektakulär und doch kann man Elizabeth Strouts neuen Roman Die langen Abende (16.03.20 bei Luchterhand), der in genau dieser zunächst trist wirkenden Szenerie spielt, nicht mehr aus der Hand legen. Strout erzählt eine Geschichte des wahrhaftigen und authentischen Lebens, voller Liebe, Einsamkeit und Hoffnung. Es ist eine Erzählung über das Altern, das Scheitern, Bereuen und das Glück des Neuanfangs. „Denn sie sah, dass ihr Leben […] sich verändert hatte, kurz davorstand, völlig anders zu werden oder vielleicht auch gar nicht anders, und beides ängstigte sie unsagbar, außer wenn die Wogen sie hoch hinauftrugen und eine so unbändige Freude sie überkam, aber das dauerte nie lange, und dann saugte es sie wieder hinab, tief unters Wasser.“  Die pensionierte Lehrerin Olive Knitteridge ist ziemlich einsam und verbittert, da ihr Mann verstorben ist und sie sich von ihrem Sohn weitestgehend entfremdet hat. Eines Tages trifft sie den emeritierten Harvardprofessor Jack Kennison, der ebenfalls verwitwet ist und ein ebenso schwieriges Verhältnis zu seiner Tochter hat. Zwischen ihnen bahnt sich eine zarte Liebe an, die nach vielen Jahren schließlich in einer Ehe mündet. In der Beziehung mit Jack und durch Begegnungen mit alten und neuen Bekannten in Crosby findet Olive nach und nach aus ihrer Einsamkeit hinaus und beginnt, ihr Leben und ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Es ist ein teils schmerzvoller Weg der Selbsterkenntnis, der Reue und des Bedauerns aber auch des Mutes und der Hoffnung.  „Er sah sich selbst, einen alten Mann von vierundsiebzig Jahren, der auf sein Leben zurückblickte, voll Staunen darüber, dass es so verlaufen war und nicht anders, und zerfressen von Reue über all die Fehler, die er gemacht hatte.“ Die langen Abende ist eine faszinierende Sammlung aus Momentaufnahmen, die zusammen das Panorama eines ganzen Lebens wiederspiegeln. Über mehrere Jahre begleitet der Leser die beiden Hauptprotagonisten Olive und Jack und sieht zu, wie scheinbar nebensächliche Begebenheiten die Wendepunkte des Lebens markieren: Da ist das Treffen mit Olives Sohn, das Wiedertreffen mit einer alten Geliebten von Jack und das Wiedersehen mit einer ehemaligen Schülerin von Olive. All das erzählt Strout mit so viel Humor, Einfühlungsvermögen und Hingabe, dass es überhaupt keine spannende Handlung braucht, um den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Hier geht Spannung von den Menschen, ihren Schicksalen und ihren Ängsten aus. Die Autorin hat eine Reihe authentischer Figuren geschaffen, die Fehler machen, sie bereuen, fast daran verzweifeln und stets bemüht sind, sie zu überwinden. Die langen Abende – eine wunderbare Erzählung darüber, dass es nie zu spät ist, glücklich zu sein.

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