Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Unsichtbare Frauen

Ein wichtiges Buch, nicht nur für "schwierige Frauen"!

Von: Phienchen
24.03.2020

In "Unsichtbare Frauen" will Caroline Criado-Perez auf Geschlechterungleichheiten aufmerksam machen, die den meisten (auch Frauen selbst) so nicht unbedingt bewusst sind, und was das für Auswirkungen hat. Mir ist sehr positiv aufgefallen, dass sie für ihre Thesen Quellen angibt! Es sind allerdings so überwältigend viele, dass es ohne eine große zeitliche Investition nicht möglich ist, sich alle einmal anzuschauen und zusätzlich kritisch zu hinterfragen. Sehr viele ihrer behandelten Themen wären mir ohne dieses Buch nicht aufgefallen. Ich wäre vermutlich gar nicht auf die Idee gekommen, dort nach "Genderdifferenzen" zu suchen. Das Buch versammelt viele gute Diskussionsansätze und zeigt die Schwachstellen von Statistiken und unzureichender Datenerhebungen. Es wäre überaus wünschenswert, wenn sie so einen Beitrag dazu geleistet hat, dass die Forschung und politischen Würdenträger diese Überlegungen in Zukunft berücksichtigen! Nicht so überzeugt war ich von der Strukturierung des Buches. Es ist eigentlich in thematisch klar umrissene Themenbereiche eingeteilt, aber in den Kapiteln weichen diese Abgrenzungen immer wieder auf. So entsteht leider ein Eindruck von chaotischem Hin- und Herspringen und einer Aufgeregtheit, die potentielle Leser, die das Thema vielleicht nicht so wichtig finden, eher nicht überzeugen kann (das habe ich mit Stichproben getestet). Es ist zusätzlich schade, dass es so leider nicht möglich ist, alle z.B. medizinischen Themen und Argumente gebündelt wiederzufinden, da es zwar ein Kapitel über Medizin gibt, sich aber auch im Rest des Buches entsprechende Aussagen wieder finden lassen. Als deutsche Leserin ist es vielleicht etwas unglücklich, dass einige Punkte sehr stark auf Großbritannien, die USA o.ä. ausgelegt und nicht direkt auf unsere Lebenswirklichkeit anwendbar sind. Aber dies ist der Tatsache geschuldet, dass eine britische Journalistin natürlich für ein britisches Publikum schreibt, da sie dort erstveröffentlicht. Eine entsprechende Zielgruppenanpassung wäre vom deutschen Verlag sehr schön gewesen, aber vermutlich auch in mehrerlei Hinsicht sehr aufwendig. Trotz der sehr berechtigten Kritikpunkte der Autorin finde ich persönlich, dass sie es sich am Ende oft zu einfach gemacht hat und alle Probleme auf die Datenlücken oder bewusste Ignoranz oder Negierungen der (bösartigen) Verantwortlichen zurückgeführt. Ihre Argumentationsketten kommen sehr vereinfacht gesagt oft so rüber, als könnte man alle Probleme dieser Welt lösen, wenn doch endlich die Frauen diejenigen wären, die die Entscheidungen träfen. Ich teile ihre Ansicht, dass beide Geschlechter mit einbezogen werden müssen (!!!), glaube aber nicht, dass es wirklich gerecht zugehen kann, wenn die Gesellschaft plötzlich in das andere Extrem umschlagen würde. Zusätzlich ist Unwissenheit nicht gleichzeitig Böswilligkeit. Aufgrund der Relevanz und der intensiven Recherchen kann ich trotz meiner Kritik berechtigte 4 Sterne vergeben.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.