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Rezension zu
Das eiserne Herz des Charlie Berg

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wildes Sammelsurium

Von: bobbi
25.03.2020

Im fiktiven Piesbach der 90er-Jahre versucht der 19jährige Charlie Berg trotz schwacher Herzgesundheit alles richtig und es vor allem besser als seine Eltern zu machen - und freut sich auf seinen Zivildienst auf einem Leuchtturm am Wattenmeer. Dort, so hofft er, hat er endlich Zeit, seinen Roman zu schreiben. Doch gleich im szenischen und filmreifen Bucheinstieg kommt sein Opa bei einem Jagdunfall auf sehr skurrile Art und Weise ums Leben. Und voller schräger und eigenartiger Charaktere geht Sebastian Stuertz' Debütroman über 700 Seiten auch weiter. Der Leser ist mitten in einem Coming-of-Age-Tagebuch und -archiv eines Jungen, der auch recht derbe und vulgäre Fantasien hat. Seiner autistischen Schwester versucht er in der Abwesenheit der Künstlereltern beizustehen und nebenbei noch seine unerfüllte Liebe in Mexiko zu gewinnen. Bei allem kommt ihm sein scharfsinniger und übernatürlicher Geruchssinn zugute - er kann Ereignisse anhand von Düften kombinieren. Mit einem Verbrechen schwingt der Plot ins noch Groteskere, gewinnt dabei aber auch an Fahrt. Der Roman erzählt in Rückblenden sehr viel von Charlies Kindheit und dem Charme der 90er-Jahre. Dies hat trotz individuellen Charakteren seine Längen - manches war mir zu detailliert geschildert. Sebastian Stuertz strotzt vor bunten Fantasien, schrägen Verwicklungen und filmreifem Einfallsreichtum, er springt zwischen den Genres sowie Zeiten und entwirft in einer poppigen Nuanciertheit das Heranwachsen eines jungen Mannes, der mir in seinen Emotionen und seiner mal hilflosen, mal zu abgeklärten Handlungsweise trotzdem unnahbar blieb. Meiner Meinung nach ein sehr unterhaltsames Debüt, dem 200 Seiten weniger und eine intensivere Konzentriertheit auf ein bis zwei Handlungssträngen gut getan hätte.

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