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Rezension zu
Blaue Nächte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bittersüße Geschichte

Von: Furbaby_Mom
31.03.2020

Als Kinder lernen Lotte & Emil sich kennen und lieben, doch dann werden sie durch einen Umzug entzweit. Es ist eine andere Zeit – man kann nicht mal eben per Facebook nach jemandem suchen. Emil gibt die Hoffnung nicht auf, seine Lotte wiederzufinden. Es werden Jahre vergehen, bis sie sich tatsächlich wiederbegegnen. Inzwischen sind sie junge Erwachsene, erleben die wilden 60er Jahre, tanzen in ihrem Lieblingslokal zu Beatles-Songs & die Welt scheint ihnen zu gehören. Und doch ist alles anders inzwischen, denn das Schicksal scheint ihnen bewusst immer wieder Steine in den Weg zu legen. Hier kommt die berühmte 'Was-wäre-wenn-Frage' ins Spiel – was wäre gewesen, wenn ich mich in einer bestimmten Situation anders entschieden hätte? Und lohnen sich solche Grübeleien überhaupt? Sollte man sich nicht vielmehr mit dem aktuellen Schicksal arrangieren, so wie es ist? Oder darf man die Hoffnung nie aufgeben? 50 Jahre später vertritt die junge Milena ihre Mutter im Tanzlokal 'Blue Nights'; alles dort nervt sie: zu viele Leute, zu viel Lärm...zu viel Lebendigkeit. Als ein verzweifelter älterer Herr Einlass in das Lokal begehrt und behauptet, er hätte dort eine Verabredung, schickt sie den Mann irritiert weg. Doch der Zwischenfall lässt ihr keine Ruhe... Hat sie unbewusst einen furchtbaren Fehler begangen? Die Geschichte wird im Wechsel zwischen Gegenwart- & Vergangenheitsebene erzählt, wobei die letztere mir etwas besser gefallen hat. Insbesondere der Einstieg in die Handlung ist wunderbar einladend gestaltet worden. Die Autorin schafft mit ihrem künstlerischen, oftmals leicht melancholischen Schreibstil eine ganz besondere Stimmung, die zwischen Nostalgie und Schwermut schwankt. Herausragend für mich sind die Erinnerungen Milenas an einen gemeinsamen Moment mit ihrem mittlerweile verstorbenen Großvater; dieser Augenblick im Garten ist mit so viel Feingefühl beschrieben worden…wirklich ganz großes schriftstellerisches Kino! Der Mittelteil beinhaltet ein paar Passagen, die mir ein wenig langatmig erschienen; für meinen Geschmack hätten manche Ausführungen etwas kompakter sein können. Die konstante Intensität las sich rein textlich zwar schön, bremste aber die Handlung zu sehr aus. Irgendwann wurde selbst mir Romantikerin das ewige Hin & Her zwischen den Protagonisten zu viel; es erinnerte mich an die 2 Königskinder, die nie zueinander finden. Abgesehen davon kann ich kein Mitleid für jemanden aufbringen, der ach-so-unglücklich in einer Beziehung ist, aber nicht den Hintern hochbekommt, dieses Trauerspiel zu beenden und mit diesem egoistischen Verhalten seinen Partner um wahres Liebesglück beraubt. Jeder Mensch hat es verdient, zu 100% geliebt zu werden, ohne dass dem Partner jahrelang eine andere Person im Kopf herumspukt; das finde ich einfach nur unfair und kann für solch einen Charakter keine Sympathie empfinden. Alle Figuren wirkten auf mich letztlich etwas entrückt und unnahbar, sind mir fremd geblieben. Einzig Milenas beste Freundin lockerte das Ganze etwas auf. Dieser Kontrast zwischen den Frauen ist absolut glaubwürdig ausgearbeitet worden. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist interessant. Milena selbst hat zu Beginn des Romans den Kopf in den Wolken, lebt nicht, sondern existiert nur verloren & relativ weltfremd/naiv vor sich hin. Ich hätte sie gerne ein wenig geschüttelt & ihr zugerufen, dass sie sich selbst doch genug sein sollte – wieso macht sie ihr Glück von einem Mann abhängig? Vom Ausgang der Geschichte war ich leider nicht begeistert; an Milenas Stelle hätte ich definitiv anders entschieden. Es bleibt auf jeden Fall spannend bis zum Schluss; überhaupt gibt es allerlei überraschende Wendungen. Insgesamt hätte ich mir noch mehr Sixties-Feeling und weniger Tragik/Drama erhofft. Fazit: Eine Empfehlung für alle Fans von "Die fabelhafte Welt der Amélie" aufgrund des ähnlich poetisch anmutenden, sehr ungewöhnlichen Erzählstils.

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