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Rezension zu
Die goldenen Jahre des Franz Tausend

Die langsame Machtübernahme der Nazis

Von: Marianne
04.04.2020

Kommissar Heinrich Ahrndt darf an einem geheimen Treffen teilnehmen. Er erlebt wie Franz Tausend verschiedene Elemente zusammenmischt, um seine Zuschauer von seinen Fähigkeiten als Alchemist zu überzeugen. Seine reichen Zuschauer sind begeistert. Sie wollen seine großen Anlagen zur Herstellung von Gold unterstützen, und überschütten ihn mit Geld. Obwohl Kommissar Ahrndt große Zweifel an den Fähigkeiten Tausends hat, verbieten ihm seine Vorgesetzten der Sache auf den Grund zu gehen. Stattdessen soll er eine mittellose Mutter einschüchtern, die ihren wertlosen Goldgutschein zurückgeben möchte, da sie das Geld dringend braucht. Weil Ahrndt sich in Tausends Geschäfte einmischt, wird er entlassen. Wie gut, dass ihm eine vielversprechende Stelle in der Hauptstadt angeboten wird. Von München zieht er nach Berlin. Dort soll er vor allem einen aufrührerischen Mann beschatten, Carl Ossietzky. Weil dieser Pazifist offen darüber schreibt, dass das deutsche Volk unerlaubterweise aufrüstet, soll er unschädlich gemacht werden. In diesen aufregenden Vorkriegsjahren lebt und wirkt auch der Dichter Thomas Mann. Sowohl seine Schaffenskunst als auch sein gespaltenes Verhältnis zum nationalsozialistischen Reich werden in diesem Buch thematisiert. Dieser historische Roman vermittelt einen guten Einblick in die Stimmung unter den Volk in diesen bewegten Jahren zwischen den beiden Weltkriegen. Der ganz normale Alltag wird gut dargestellt. Da gibt es die stolzen Automobilisten, die über ihre neuen Fahrzeuge fachsimpeln, die Angst wegen der vielen Menschen, die einfach spurlos verschwinden, die unerwartete Popularität der Nationalsozialisten, erschreckend ist aber vor allem, wie Menschen zum Schweigen gebracht werden, die eine andere Meinung vertreten. Diese Geschichte ist gut recherchiert. Viele der Charaktere sind bekannte historische Figuren. Die Geschichten von Tausend, Ossietzky und Mann sind gut erzählt und faszinierend, gelegentlich wirkt das Buch jedoch fast wie ein Sachbuch oder Lexikontext. Wer eine Geschichte über Franz Tausend erwartet, wird vielleicht enttäuscht, denn die spannendste Geschichte in diesem Buch ist eigentlich die vom mutigen Journalist Carl Ossietzky. Doch da diese Geschichte so wichtig ist, ist das mit Sicherheit kein Nachteil. Fazit: Ein historischer Roman, der die Stimmung in Deutschland vor der Machtübernahme der Nazis begreifbar macht. Sehr gut recherchiert, verfolgt der Leser an der Seite von einem sympathischen, authentischen Kommissar, wie schwer Gewissensentscheidungen in einer solchen Zeit sein können. Ein wichtiges und wertvolles Buch!

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