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Rezension zu
Das Tor

Eine Dystopie nicht für Jedermann

Von: Der Büchernarr
02.05.2020

Dass dieses Buch im Jahre 2013 veröffentlicht wurde ist natürlich ebenso zufällig wie der Schauplatz in einem fiktiven arabischen Staat. Natürlich. Ein geschickt gewählter Schachzug der ägyptischen Autorin, um Niemandem auf die Füße zu treten. Die Schlange Die Idee der Dystopie ist schön schräg und über aller Maßen absurd. Vor allem, wenn es darum geht, eine Kugel aus dem Körper eines Menschen zu entfernen. Eine Kugel, die sich der Protagonist während der Unruhen eingefangen, die nie stattgefunden haben. Und damit zum Staatseigentum wurde, das nicht von einem x-beliebigen Arzt in einem x-beliebigen Krankenhaus entfernt werden darf. Das klingt nach willkürlicher Bürokratie. Und das ist gewollt. Und so warten die Menschen nicht nur für Stunden, sondern für Tage und Wochen. Das Traurige ist, dass eine solche Abstrusität wirklich vorstellbar ist. Es ist absehbar, dass es nicht wirklich um die Warteschlange vor dem Tor geht, sondern um die Menschen und die Beziehungen, die sie untereinander aufbauen. Und selbst das Tor als solches wird nur zur Randerscheinung und steht bis zum Ende lediglich symbolisch für die Bürokratie, die Willkür und die Unterdrückung. Allerdings bleiben die Figuren auf Distanz und berühren den Leser nicht auf emotionaler Ebene. Ich denke, dass diese “bürokratische Sprache” ein Stilmittel ist, um das Gesamtsystem besser darzustellen und die dargestellte Unterdrückung zu verstärken. Propaganda mit der einen Zeitungen und dem einen Fernsehsender wird ebenso dargestellt, wie massive Einschnitte in die Freiheiten des Alltags. Dabei überschreitet die Autorin bewusst realistische Grenzen, wodurch das Buch einen überzogenen, schwarzenhumorigen Anstrich erhält. Fazit Ich denke nicht, dass diese Dystopie in einem Atemzug mit Orwells 1984 genannt werden wird, aber “Das Tor” zeigt sehr eindrücklich, wie eine Unterdrückung der Bevölkerung durch Willkür und Propaganda vollzogen und von ihr erduldet wird oder besser werden muss. Der Sprachstil dürfte allerdings nicht jedem zusagen, so dass ich das Buch nicht grundsätzlich jedem empfehlen mag, zumal Dystopien für so manchen Leser etwas zu schwer sein dürfte. Wer allerdings gerne in düstere Zukünfte schaut, sollte unbedingt einen Blick wagen.

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