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Rezension zu
Die schwarze Schar

Spannung, Spaß und Gemetzel

Von: Nico aus dem Buchwinkel
04.05.2020

In „die schwarze Schar“ gibt es keine Schar, nur eine Horde. Und die ist auch nicht schwarz, sie fault bloß langsam vor sich hin. Die Hauptfigur hat rotes Haar und nennt sich „die blutige Rose“, wiederzufinden im englischen Originaltitel des Buches, „Bloody Rose“. Das Problem mit den deutschen Titeln englischer Bücher ist nicht neu, das letzte Mal habe ich mich darüber bei Joe Abercrombies „Zauberklingen“ aufgeregt. Dieses Mal will ich den Ärger in Kreativität umwandeln und habe deshalb Ideen für einen passenderen Titel gesammelt: - Die blutige Rose (offensichtlich) - Die tote Horde (schließlich kommt eine tote Horde auch tatsächlich darin vor) - Vom Barden zum Helden. Ein Handbuch (Wer erschießt sonst schon einen Zyklopen mit einem einzigen Pfeil?) - Die Liebe in Zeiten der untoten Horde (hm… dank Corona zu ausgelutscht) - Wyldes Herz (im Buch ein Synonym für Abenteuerlust) - Girls just want to have fun (… und zwar ohne Ende!) Falls die Stelle als Titelübersetzer*in bei Heyne (welch Zufall, selber Verlag wie bei den Zauberklingen) demnächst frei wird, meine Bewerbung ist hiermit eingereicht =) Jetzt aber mal weg vom unglücklich gewählten Titel. Der Inhalt des Buches ist nämlich richtig, richtig gut und bereitete mir großes Lesevergnügen. „Die schwarze Schar“ ist der zweite Band der „Kings of the Wyld“-Reihe und es kommt zum Wiedersehen mit vielen bekannten Charakteren. Band 1, „Könige der Finsternis“, habe ich übrigens hier rezensiert. Die Geschichte ist erzählt aus der Sicht der jungen Tam Hashford, die behütet aufwächst und sich nichts sehnlicher wünscht als ein großes Abenteuer. Eines Abends bietet sich ihr eine einmalige Gelegenheit, die sie nicht verstreichen lassen kann und so kommt es, dass Tam als Bardin bei der legendären Söldnergruppe „Fabel“ anheuert. Deren Anführerin, die blutige Rose, und ihre Truppe touren wie Rockstars durch die Arenen des Landes und töten Monster zur Unterhaltung der Zuschauer*innen. Die Monster haben allerdings genug von der Gewaltherrschaft der Menschen und sammeln sich, um das elende Joch abzuschütteln. Alles scheint auf einen großen Kampf zwischen Menschen und Monstern hinauszulaufen, doch die blutige Rose und ihre Gefährten laufen vor dem Kampf davon – und finden sich bald in noch größerer Gefahr wieder. Gefährten, Freunde, Familie Besonders gelungen fand ich die Charaktere und ihre Beweggründe. Wie schon bei „Könige der Finsternis“ gelingt es Nicholas Eames hervorragend, skurrile und einzigartige Figuren zu schaffen und diese vielschichtig und nachvollziehbar zu schreiben. Der verzweifelte Versuch der blutigen Rose, aus dem glorreichen Schatten ihres Vaters zu treten und die Art und Weise, wie Beschwörerin Cura ihre schmerzhafte Vergangenheit zu bewältigen versucht, sind nur zwei Beispiele dafür. Ein weiterer Pluspunkt: die starken Frauen, die den männlichen Charakteren an Mut und Stärke mindestens ebenbürtig sind. Im Laufe der Handlung formt sich zwischen den Söldner*innen ein immer stärkeres Band und aus Gefährten werden Freunde, die füreinander einstehen. Während anfangs alle ihren eigenen Film drehen, merken sie schnell, dass die anstehenden Abenteuer so nicht bewältigt werden können. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollen, müssen sie zu einer Familie werden und einander bedingungslos vertrauen. Von Menschen und Monstern Auch die Frage nach „Gut“ und „Böse“ wird kontrovers diskutiert und ist keinesfalls so eindeutig, wie gedacht. Während früher Monster den Menschen nach dem Leben trachteten, werden sie nun gejagt, um in Arenen zum Vergnügen getötet zu werden. Der Mensch ist für die Monster zu dem geworden, wovor er seine Kinder früher beschützen wollte. Wie viel Sympathie haben Monster verdient, die nur Krieg gegen die Menschen führen, um sich selbst vor der Ausrottung zu retten? Für mich findet „Die schwarze Schar“ eine gute Balance zwischen Ernst, Nachdenklichkeit, Witz und blutigen Kämpfen. Fantasy, genau so, wie sie mir gefällt. Für die Übersetzung (nicht nur des Titels) gibt es von mir einen Stern Abzug. Wer kann, sollte „Bloody Rose“ im englischen Original lesen, da ist es noch ein wenig besser. Aber auch mit der deutschen Übersetzung verbringt frau* einige spaßige Stunden (640 Seiten!).

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