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Rezension zu
Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt

Grandioser Endzeitroman. Emotionales, spannendes Meisterwerk.

Von: Koreander.net
07.05.2020

Endzeitfantasien und (post)apokalyptische Szenarien haben nicht erst seit Corona eine neue Hochzeit. Dabei scheinen mir diese Subgenres weitestgehend auserzählt zu sein. Spätestens seit der 10jährigen Zombieschwemme, die wir mittlerweile ertragen müssen, beginnt das Thema eher zu nerven, denn zu begeistern. Zumal die Geschichten von Gewalt- und Militarismusfantasien vollkommen übersättigt sind. Und dann bricht der in Deutschland fast vollkommen unbekannte Autor Charlie Fletcher mit seinem Endzeitroman „Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt“ mit dem Zeitgeist und entwirft ein Szenario, dass an Cormac McCarthy „Die Straße“ erinnert. Die Menschheit ist nahezu ausgestorben, von einst fast 8 Milliarden Menschen leben vielleicht noch einige Tausend. Im Gegensatz zu den meisten Postapokalypsen ist der Untergang der Menschheit allerdings weder durch einen Atomkrieg, einen Meteor oder Zombies eingetreten, sondern schlichtweg durchs aussterben. Wodurch auch immer bedingt. Plötzlich gab es keine Kinder mehr. Niemand konnte mehr Nachwuchs zeugen. Und so starben nach und nach einfach fast alle Menschen aus. Bis auf ein Millionstel, das aus irgendwelchen unverstandenen Gründen überlebte. Herausfinden kann es auch niemand mehr, denn alle Wissenschaftler sind tot und die Strukturen vollkommen zusammengebrochen. Zum Zeitpunkt der Erzählung sind auch bereits mehrere Generationen vergangen. Die Zivilisation existiert nicht mehr. Die Natur hat sich die Stahl- und Betonwüsten zurückerobert. Die wenigen Menschen leben an den Rändern der Welt, möglichst auf kleinen Inseln. Auf den Kontinenten grassieren möglicherweise noch Viren oder vielleicht sogar Kampfstoffe, die sich die untergehende Menschheit im Wahn aufeinander geschleudert hat. Und dort wo die unsichtbare Gefahr nicht existiert, leben wilde Tiere. Oder sogar andere Überlebende? Wer weiß schon was bedrohlicher ist. C.A. Fletcher schreibt den Roman aus der Ich-Perspektive seines Erzählers. „Mein Name ist Griz. Meine Kindheit war anders als deine. Ich hatte keine Freunde, einfach aus dem Grund, dass ich außer meiner Familie kaum jemanden kenne. Überhaupt bin ich in meinem ganzen Leben nur einer Handvoll Menschen begegnet. Zwar sagen meine Eltern, dass die Welt einst bevölkert war, doch jetzt gibt es nur noch uns. Aber wir sind nicht einsam auf unserer entlegenen Insel. Wir haben uns – und unsere Hunde.“ Eines Tages erscheint ein Segel am Horizont und ein fahrender Händler erscheint. Doch es wird nicht gehandelt, sondern der Hund von Griz wird gestohlen. Ohne nachzudenken und blind vor Wut nimmt Griz, noch halb Kind, die Verfolgung auf. Ein „Roadtrip“ durch die Hölle der Einsamkeit, Unwissenheit und Furcht beginnt. Ein emotionaler Flächenbrand nimmt seinen Lauf. Wut und Hass. Liebe und Freude. Angst und Zuversicht. Misstrauen und Vertrauen. Leben und Tod. Was für ein Monster von einem Buch. Herausragend geschrieben, wenn auch mit dem etwas zu sehr ausgereizten Stil des Cliffhangers arbeitend, ohne Pause spannend und mit großartigen Ideen. Und wie bei jedem heroischen Roadtrip bleibt es nicht aus, dass man denkt: warum? Warum tust du das? Ein Phänomen, dass man bereits im Hobbit und beim Herrn der Ringe reichlich erleben durfte. Aber Fletcher löst dieses erzählerische Problem grandios. Psychologisch einfühlsam begleiten wir eben keinen Helden, sondern nur einen Jungen, der seinen besten Fellfreund nicht alleine lassen will, koste es was es wolle. Und mit dieser Kohlhaas’schen Energie geht Griz auch zu Werk. Und wenn es das Letzte ist, was er tut. „Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt“ ist einer jener seltenen Romane, bei denen man sich ärgert, dass das Buch nicht ein paar hundert Seiten länger ist. Was für eine geniale Geschichte. Was für ein erzählerisches Talent. Lest das! Unbedingt!

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