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Rezension zu
Die Nacht, als das Feuer kam

Eine große Stadt ist aus dem Anlitz Europas getilgt.

Von: Buecherseele79
13.05.2020

„In den 1930er-Jahren erklärte Lord Tiverton, dass „das Mädchen, das eine Granate in einer Fabrik herstellt, genauso Teil der Kriegsmaschinerie ist wie der Soldat, der sie wirft“. (Seite 156) Jeder kennt die Bilder aus Geschichtsbüchern, aus Dokumentationen, aus Museen, von Erzählungen – Dresden völlig zerstört im Februar 1945, ein Feuersturm ohnegleichen, ausgebrochen durch verschiedene Arten von Bomben, hat grausam durch die Gassen gewütet. Wer trägt Schuld? Wurde dadurch der weitere Verlauf über Sieg und Niederlag des Zweiten Weltkrieges bestimmt? Wie erging es der Bevölkerung die diese schreckliche Nacht erleben musste? Wem geben sie die Schuld? Wie gingen die Piloten mit diesen Bildern und Geschehnissen um als sie über das schon brennende Dresden erneut flogen? Kann man verzeihen und auf diesen Grundlagen neu beginnen? Das Buch besticht durch Bilder die Dresden vor dieser Nacht zeigen, es gibt Fotos von den Menschen die hier zu Wort kommen, es gibt ebenso die Bilder nach dieser Nacht. Karten zu Beginn des Buches zeigen auf wie der Angriff wo erfolgte, gibt genaue Einblicke. Der Autor hat sein Buch in 3 Kapitel unterteilt. Im Ersten lernen wir Dresden kennen, seine Geschichte, seine Architektur, seinen Glanz, die Kunst und Musik die in dieser Stadt schon immer herrschte, die vielen Kirchen mit ihren Türmen, ihrem Inneren, wie es Menschen begeistert durch Museen und die Oper zu schlendern, schöne Einkaufsgassen, berühmte Künstler und Komponisten, Architekten die ihre Liebe zu Dresden in Bilder, Noten, Gebäude, Worte fassen. Der Autor bringt einem das Dresden von damals unglaublich nah, sehr bildgewaltig flaniert man ebenso im Kopf durch die Stadt und kann sich den Worten und diesem Zauber nicht entziehen. Im Zweiten erfolgt die Schreckensnacht. Wann der erste Bombenangriff begann, wie die Bevölkerung sich darauf vorbereitet hat, konnte, musste. Wie hoch waren die Sicherheitsmaßnahmen, wie viele Bunker standen Dresden zur Verfügung? Zeitzeugen, die damals diese Schreckensnacht erleben musste kommen zu Wort, geben einen tiefen und sehr aufwühlenden Einblick in die Geschehnisse was am 13. Februar 1945 passierte. Der Autor erklärt gekonnt, realistisch und eindringlich was dieses ganze Arsenal von Bomben anrichten konnte und auch tat. Welche Art von Bomben ihren Einsatz fanden, wie sich daraus dieser Feuersturm durch die Strassen entfachen konnte, welche Auswirkungen er auf Gebäude, Strassen, Natur, Tier und Mensch hatte. Im Dritten beginnt der Wiederaufbau, die Zeit der Erholung, des Nachdenkens, der Diskussionen über das Geschehene. Die Schuldfrage. Der Aufbau durch die Besatzungsmacht der Sowjetunion, das Entstehen der DDR, wie sich Dresden gewandelt hat. Wie nach dieser Bombennacht die Welt zu diskutieren begann, ob und wie weit dieser Angriff seine „Richtigkeit“ hatte. Kann man diese Tausende von Opfern entschuldigen weil man den Krieg unbedingt gewinnen wollte? Hatte es den „gewünschten“ Effekt wie von den Alleierten erhofft? Wie gehen die Generationen damit um? Wie und wo hat sich Dresden verändert, gerade nach dem Ausbau? Der Schreibstil ist fesselnd, einfach aber gut erklärt, ich war schnell von diesem Buch eingenommen und fand es bewundernswert wie Sinclair McKay diese ganzen Eindrücke bildlich geschaffen hat. Da einige Personen zu Worte kommen wäre ein Personenregister manchmal sehr hilfreich gewesen. Auch sehr bewundernswert war das nicht nur die Bevölkerung ihre Zeit bekam, sondern auch die Politik, egal ob durch die Machtschergen der Nazis die in Dresden damals das Sagen hatten, wie sie gewisse Dinge handhabten. Oder in England und Amerika, als Politiker, Militär und oberste Generäle stritten, überlegten, überzeugten wie und ob der Krieg gewonnen werden kann mit solchen Bombennächten. Ebenso gibt es noch den ein oder anderen Piloten der damals nach Dresden fliegen musste, ihre inneren Gefühlskämpfe kamen ebenso zu Wort wie auch die hohe Belastung und Gefahr als Bomberpilot damals im Krieg zu fliegen. Die Schuldfrage ist gar nicht das große Thema in diesem Buch, die kann sich jeder selbst beantworten, wenn die Antwort denn so leicht wäre. Denn „von Deutschland ging ein Feuer aus, machte einen großen Bogen um die Welt und kehrte zurück nach Deutschland“. (Seite 419) Vielleicht sollte man sich hier ein großes Beispiel an den Generationen der Dresdner nehmen die heute Partnerstädte in England haben, die darüber reden und diskutieren ohne Hass und Vorurteile, die versuchen aufeinander zuzugehen. Dies gelingt, wie auch der Autor weiß, nicht überall, gerade auch in Dresden, aber es gibt, zum Glück genug Menschen die diesem „neuen“ Gedankengut entgegenstehen. Ein Buch, ein Tag dem wir alle gedenken sollten, auf dass es nie wieder passieren möge und von daher empfehle ich es wirklich jedem!

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