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Rezension zu
Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep

Lesehighlight Frühjahr 2020

Von: Schizothekare
02.06.2020

Was uns erstmal so fesselte: Ein Protagonist, der Figuren oder Dinge aus Büchern „herauslesen“ kann. In dem beschriebenen Abenteuer liest er Uriah Heep aus Charles Dickens‘ „David Copperfield“.. Ok wir müssen gestehen, dass wir nicht so sehr in der klassischen Literatur unterwegs sind und Uriah Heep erstmal googlen mussten, ABER: herauslesen? Herauslesen und Abenteuer mit Romanfiguren klingt doch super! Ein Glück bewahrheitete sich hier unser erster Eindruck und zwar die kompletten 600 Seiten lang. Und hier sollte zum ersten Mal der Autorin Respekt gezollt werden, auch wenn es bei weitem nicht meine Art ist großes Lob auszusprechen ohne nicht doch das ein oder andere Haar in der Suppe finden zu sollen. An dieser Stelle jedoch: Ehre wem Ehre gebührt! 600 Seiten Erzählfluss ohne Durststrecke, ohne Handlungsloch, ohne unnötig Nebenschauplätzen. Die Doktrin von Dickens – „jedes Wort in einem Buch hat seinen Sinn“ – wurde im Aufbau, dem Plot und sämtlichen Handlungsfäden bibliophil gelebt. Eine Geschichte, durchdacht bis zum Ende. Die Geschichte selbst überraschte übrigens auch sehr. Im Gegensatz zum Klappentext vermochte sie mit einem Abenteuer vieler Romanfiguren zu überzeugen. Uns liefen Dorian Grey, Sherlock Holmes und Lady MacBeth über den Weg. Ein besonderes Highlight war auch die Erwähnung der wütenden, explodierenden Anna Karenina oder den dauerhaft grummeligen Heathcliff aus Sturmhöhe. Jede Figur war detailreich gezeichnet und trug ihren Teil zur Geschichte bei. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass in der realen Welt einige Romanfiguren leben, die herausgelesen wurden. Sie leben an einem eigenen Ort, welcher in Gefahr ist und von Charley, Rob und Konsorten beschützt werden will. „Ein Ort, welcher […] beschützt werden will“ ? Eigenartige Formulierung – so denkt ihr? Mitnichten! Nach der Lektüre dieses Buches sind wir uns einer Sache bewusst: Es vermag viel literarisches Können Figuren zu erschreiben, die andere Autoren geschaffen haben und sie so authentisch erscheinen zu lassen. Aber es bedarf noch einiges mehr eine Straße aus einer Zeit zu erschaffen, die uns selbst auch nur aus Erzählungen geläufig ist und diese so lebendig und voller Charakter zu schreiben, dass man sich selbst fast in dieser Straße verliert. Dafür brauch es nicht nur literarisches Geschick, sondern auch Stil. Apropos Stil. Vom Erzählstil waren wir zunächst sehr überrascht. Anstatt uns in der Haut des „Herauslesers“ Charley Sutherland zu befinden, wurde die Geschichte von seinem Bruder Rob (ohne besonderen Fähigkeiten) erzählt. Direkt auf den ersten Seiten macht er als erzählender großer Bruder deutlich, wie genervt er eigentlich von der Gabe von Charley ist. Und ja, wir konnten jeden Satz mitfühlen. Charley war und ist das Wunderkind der Familie. Studium in Oxford und Doktortitel mit 26 Jahren. Klingt nach einem Überstreber, stellt sich jedoch im weiteren Verlauf als ein Riesenchaot heraus. Wirklich sehr schön gemacht. Wir konnten uns sowohl in den einen als auch in den anderen Charakter komplett hineinversetzen. Die Perspektive, aus der meist erzählt wird, ist die des Bruders Rob. Doch ab und an kommen wir in den Genuss in den Kopf des Literaturgenies zu schauen – Tagebucheinträge eines 12 jährigen Genies haben ihren Reiz. Gerade wenn hoch intellektuelle Sichtweisen auf kindliche Naivität treffen, kommt man aus dem Staunen nur schwer heraus und ist umso mehr gefesselt von diesem Buch. Auch toll war das Setting der Geschichte. Anstatt die üblichen, ausgelutschten Orte Europas spielt dieses Werk in einem Ort in Neuseeland. Landestypische Aspekte, die auch überraschen, finden hier genauso Einzug in die Geschichte, wie die Romanfiguren aus England. Absolut gelungene Verknüpfung von „Welten“. Man kann die maximale Begeisterung einfach nicht in Worte fassen. An diesem Werk war einfach alles gelungen. Dem ist nichts hinzuzufügen!

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