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Rezension zu
Die Lilienbraut

Köln heute und zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ist Schauplatz dieses packenden Romans:

Von: Susanne Edelmann
19.06.2020

Schon seit langem bin ich ein großer Fan der Romane von Teresa Simon. Hinter den blumigen und vermeintlich lieblichen Buchtiteln verbergen sich ergreifende, oftmals erschütternde Geschichten, die meist auf zwei Zeitebenen spielen, einmal in der Gegenwart und einmal in der Zeit des Ersten oder Zweiten Weltkriegs. Die Romane sind jeweils in einer anderen für mich interessanten Stadt angesiedelt, nämlich in Dresden („Die Frauen der Rosenvilla“), in München („Die Holunderschwestern“), in Hamburg („Die Oleanderfrauen“) und zuletzt in Wien („Die Fliedertochter“). Der neueste Roman spielt nun in Köln und ich muss zugeben, dieser Schauplatz interessierte mich zunächst herzlich wenig. Das hat sich dank der Lektüre aber geändert. Im Erzählstrang der Gegenwart eröffnet Liv, die aus den Niederlanden stammt, in Köln-Ehrenfeld einen Laden für edle Düfte, Seifen und Naturkosmetik. Obwohl sie schon bald viele neue Kundinnen gewinnt, hat sie auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, denn sie ist alleinerziehend und die Betreuung ihres kleinen Sohnes Thijs stellt sie oftmals vor große Herausforderungen. Dazu kommt, dass jemand sie offenbar wegekeln möchte, denn auf ihren Laden wird ein Anschlag mit Buttersäure verübt. Und dann gibt es da noch diese alte Frau, die sie mit Nellie anredet und wüst beschimpft, doch Liv hat keine Ahnung, mit wem diese Frau sie da offensichtlich verwechselt. Parallel dazu wird die Geschichte von Nellie Voss in den Jahren 1940 bis 1945 erzählt: Nellie lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Martin in einfachen Verhältnissen in Köln-Ehrenfeld. Sie liebt ihre Arbeit bei 4711, erst recht, als sie dem Chef-Parfümeur als Assistentin zugeteilt wird. Und dann ist da auch noch dieser junge Mann, in den sie sich unsterblich verliebt hat, doch leider ist Benedikt ein katholischer Priester und damit für Nellie tabu – eigentlich. Denn Benedikt erwidert ihre Gefühle, beide fühlen sich immer stärker zueinander hingezogen, aber niemand darf von ihrer Liebe wissen. Zugleich hat der Krieg immer stärkere Auswirkungen auf Nellies Leben und das ihrer Lieben: Jüdische Nachbarn werden deportiert, Nellies beste Freundin muss einen ungeliebten Nazi heiraten und Martin schließt sich der Widerstandsgruppe „Edelweißpiraten“ an. Die beiden Erzählstränge wechseln sich in jedem Kapitel ab, was von Anfang an für Spannung sorgt. Ich kam auch gleich gut in die Geschichte hinein, fand sowohl Nellie als auch Liv sympathisch und konnte mit beiden mitfiebern. Im Laufe der Erzählung nimmt die Dramatik in beiden Erzählsträngen zu, besonders natürlich in der Geschichte von Nellie, denn Not und Elend der Kriegsjahre steigern sich stetig. Das war so beklemmend zu lesen, dass ich danach immer ganz dankbar und demütig am Esstisch saß, in dem Bewusstsein, wie gut es uns heutzutage doch geht. Die Verbindung zwischen Nellie und Liv offenbart sich beim Lesen ganz allmählich und wird erst ganz am Ende komplett enthüllt – da gibt es einige Szenen, in denen ich so bewegt war, dass ich die Tränen kaum zurückhalten konnte. Schade nur, dass Nellies Geschichte 1945 endet, ich hätte sehr gerne noch erfahren, wie das Leben dieser tapferen Frau nach dem Krieg weiter gegangen ist, hier bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Alles in allem ein sehr bewegender, fesselnder Roman in bester Teresa-Simon-Manier. Ich habe bei der Lektüre wieder einmal viel gelernt: zum einen über die Edelweißpiraten, von denen ich zuvor noch nie gehört hatte, zum anderen über die beiden konkurrierenden Kölner Parfümhersteller 4711 und Farina. Bis jetzt war „Kölnisch Wasser“ für mich ein typisches „Oma-Parfüm“, diese Meinung habe ich nun etwas revidiert. Schön fand ich, dass die Autorin sehr einfühlsam das Thema Zölibat aufgegriffen hat, und neugierig gemacht hat mich der Roman zudem auf Köln-Ehrenfeld, jenes „Veedel“, das hier so liebevoll beschrieben wird, dass ich große Lust darauf bekommen habe, es einmal selbst zu erkunden.

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