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Rezension zu
Die verlorene Frau

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Dramatische Frauengeschichte und generationsüberschreitendes Trauma

Von: Eva Krafczyk
22.06.2020

Frauenfiguren mit einem Leben voller Drama, eine Handlung, die Zeitebenen verwebt und die Vergangenheit die Puzzlestücke für die Rätsel der Gegenwart liefert – das prägt auch das neue Buch „Die verlorene Frau“ von Emily Gunnis. In ihrem Debütroman „Haus der Verlassenen“ ging es um das Schicksal unfreiwillig schwangerer junger Frauen in den 1960-er Jahren, diesmal ziehen sich Trauma, Gewalt und psychische Störungen durch die Generationen. Am Anfang lernt der Leser die 13-Jährige Rebecca kennen, die im Jahr 1960 in einem Polizeirevier in einem englischen Küstenort vernommen wird. Dabei ist das Mädchen schwer traumatisiert, denn seine Eltern sind durch eine Gewalttat ums Leben gekommen. Der Vater, ein psychisch angeschlagener und gewalttätiger Kriegsveteran, hat offenbar die Mutter getötet und dann Selbstmord begangen. Oder sollte der benachbarte Farmer seine Frau im Spiel gehabt haben? Der unsensible Polizist, der das verstörte Mädchen bedrängt, verfolgt sie in ihren Gedanken, als sie Jahre später Mutter einer Tochter wird. Während einer postnatalen Psychose glaubt sie, den Polizisten wieder zu sehen. Um ihre Tochter Jessie kann sie sich zunächst gar nicht kümmern, besonders, da sie als junge Ärztin schon früh die Verantwortung für das Kind an ein Kindermädchen abgeben muss und Jessie nach dem Scheitern der Ehe beim Vater bleibt. Doch nun ist Jessie selbst schwanger und reagiert nach einer schweren Geburt mit Wahnvorstellungen. Überzeugt, man wolle ihr schaden und ihr Kind töten, flieht sie mit dem Neugeborenen aus der Klinik. Die Zeit drängt, denn der Säugling leidet an einer Infektion und braucht dringend medizinische Versorgung. Jessies Halbschwester, die Journalistin Iris, nutzt ihre beruflichen Kontakte, um sich der Suche nach Jessie anzuschließen. Wiederholt sich die Geschichte? Können die Gräben innerhalb einer disfunktionalen Familie überwunden und verschüttete Wahrheiten ans Licht geholt werden? Gunnis verknüpft Spannung, Familiendrama und eine düstere Atmosphäre familiärer Gewalt und psychischer Krankheiten mit einem Gesellschaftsporträt einer Klassengesellschaft, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch funktionierte und in der Frauen der Willkür ihrer Ehemänner ausgeliefert waren. Dabei schafft sie es, anspruchsvolle Themen in einem spannenden Unterhaltungsroman unterzubringen und ein Dümpeln in seichten Lesegewässern zu vermeiden. Auch wenn das Buch im Mai erschienen ist - am besten passt die Lektüre zu einem düster-nebeligen Spätherbsttag!

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