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Rezension zu
Die verlorene Frau

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Das Leid der Frauen

Von: Klaudia K. aus Emden
04.07.2020

Vorsicht Spoiler Der äußerst spannende Roman "Die verlorene Frau" von Emily Gunnis spielt in zwei Zeitebenen und erzählt von entsetzlichen Auswirkungen die der zweite Weltkrieg auf die Psyche der Menschen hatte. 1960, Seaview Cottage: Rebecca und ihre Mutter Harris leiden unter dem gewalttätigen Familienvater, der seit dem Krieg traumatisiert an einer starken Kriegsneurose erkrankt ist. In einer stürmischen Nacht hört die 13 jährige Rebecca wie jemand im unteren Stockwerk an die Tür klopft und gleich darauf ein Streit unter den Eheleuten ausbricht. Ihr Vater schlägt unkontrolliert so lange auf seine Frau ein, bis sie schließlich tot ist. Gleich darauf hört man einen Schuss im Haus. Die näheren Umstände, die zu dieser Tragödie führten werden jedoch nie vollends aufgeklärt. Rebecca wächst in den nächsten Jahren bei Harvey, ihrem besten Freund, und dessen Vater auf. 2014, Chichester: Rerbecca wurde eine sehr erfolgreiche Kinderärztin, leidet jedoch unter dem Geheimnis, das sich um den schrecklichen gewaltsamen Tod ihrer Eltern rankt. Jessica, Rebeccas Tochter, ist hochschwanger und Harvey, ihr Vater, begleitet sie zur Entbindung in die Klinik, wo sie eine kleine Tochter Elizabeth zur Welt bringt. Der Säugling muss aufgrund einer akuten Infektion mit Antibiotika behandelt werden. Schon in der Nacht nach der Entbindung verschwindet Jessica spurlos mit dem Neugeborenen. Jetzt beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, der nur dann gewonnen werden kann, wenn Rebecca aus Liebe zu ihrer Tochter und ihrem Enkelkind das Geheimnis um die schlimmen Vorgänge in jener schicksalhshaften Nacht vor über fünfzig Jahren lüftet. Die Story eröffnet dem Leser über zwei Zeitebenen eine außergewöhnlich dynamische Sicht auf die spannenden und abgrundtief erscheinenden Vorgänge, die sich aus dem Schicksal geschundener und traumatisierter Seelen entwickeln. Die Charaktere der handelnden Personen sind authentisch, facettenreich und über ihre erstaunliche Tiefe absolut überzeugend. Die Story zeigt sich melancholisch und spiegelt in ihrer bedrückenden Atmosphäre eindrucksvoll die innere Welt der Protagonisten wieder. Die geschickt eingesetzte Erzählkunst der Autorin zieht den Leser unweigerlich in den Strudel der Geschehnisse und lässt ihn ganz besonders mit den weiblichen Romanfiguren Protagonistinnen bangen und hoffen. Emily Gunnis hat mit dem Roman "Die verlorene Frau", eine sehr bemerkenswerte Geschichte mit vielen atemberaubenden Facetten und beeindruckenden Perspektiven auf das Leben geschrieben. Die einmalige Atmosphäre, die von der Story ausgeht, wird seine Leser sofort gefangen nehmen. Das inhaltlich völlig überzeugende Werk lässt die Erzählstränge am Ende zu einem erstaunlichen Bild zusammenfließen. Viele historische Details lassen sich in dem sorgfältig recherchierten Roman entdecken und runden den ohnehin brillanten Gesamteindruck des Werkes ab. So schreibt die Autorin, dass reiche britische Ehemänner, die ihrer Frauen überdrüssig wurden, dies einfach und mit fadenscheinigen Begründungen in Psychiatrien einweisen ließen, weil eine Scheidung bis in die 1950er Jahre gesellschaftlich und juristisch schwierig zu verwirklichen war. In diesem Roman erfährt der faszinierte Leser, wie eine Frau ihr Leben in solcher Anstalt zu verbringen hatte. Für mich ist die Schriftstellerin einfach nur großartig, ich kann diese bemerkenswerte und bereichernde Lektüre uneingeschränkt jedem empfehlen. Einfach grandios. Einen herzlichen Dank an Heyne-Verlag für den unglaublichen Roman.

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