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Rezension zu
Die Vergessenen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schwere Kost.

Von: djojo
20.07.2020

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs tritt Kathrin Mändler eine Stelle als Krankenschwester in der Heilanstalt Winkelberg an. Die Anstalt wird geleitet von Dr. Karl Landmann, einem charismatischen jungen Arzt, welcher mit seinen Annäherungsversuchen an die junge Krankenschwester schnell erfolgreich ist. Erfolgreich ist er auch in der Pflege, besonders die Station, auf der die besonderen Fälle behandelt werden, ist weit im Land bekannt. Diese besonderen Fälle sind beispielsweise behinderte Kinder, welche die Eltern in der Heilanstalt Winkelberg in die Obhut von Dr. Karl Landmann überstellen. Knapp 70 Jahre später beginnt sich die Nichte von Kathrin, Vera Mändler, als Journalistin für die Vergangenheit von Kathrin zu interessieren. Sie erkennt schnell die Brisanz alter Unterlagen aus der Zeit als ihre Tante als Krankenschwester gearbeitet hat und beginnt auf eigene Faust in dieser Vergangenheit zu wühlen. Teilweise begibt sie sich bei dieser Suche nach Informationen und Belegen dann auch selbst in Gefahr. Der dritte Protragonist ist Manolis Lefteris. Der Besitzer eines Münchner Autohauses nimmt hin und wieder besondere Fälle an: diese reichen von Personenschutz bis hin zur nicht immer legalen Informationsbeschaffung. Auch in diesem Fall wird er von seinem Auftraggeber gebeten bestimmte Unterlagen zu beschaffen, koste es was es wolle. Manolis Lefteris hat eine schwere Vergangenheit hinter sich, da er als Kind ein Massaker an seiner Familie miterleben musste welches ihn seither als Trauma verfolgt. Dieses Trauma prägt ihn auch bei seinen Handlungen in der Gegenwart und hat einen einzigartigen Charakter geformt. Die Autorin Inge Löhning hat unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg einen interessanten Roman, ja fast schon einen Krimi oder Thriller geschaffen. Die unterschiedlichen Stränge, teilweise in der Gegenwart und teilweise in der Vergangenheit, finden mehr und mehr zusammen. Die Spannung des gesamten Plots hilft dem Leser dabei, den Roman nicht frühzeitig aus der Hand zu legen – oder wie in meinem Fall das Hörbuch abzuschalten. „Die Vergessenen“ beschäftigt sich mit einer Thematik die mich als Vater von zwei kleinen Töchtern doch mehr bewegt hat als zu Beginn erwartet. Es werden Verbrechen aus dem Euthanasie-Zeitalter aufgearbeitet und dabei so ehrlich und zugänglich geschildert, dass man sich fast zu gut in einzelne Personen und Rollen in diesem bösen Spiel hineinversetzen kann. Dabei hat die Autorin mitunter interessante Protagonisten erschaffen, deren Sympathie teilweise erst gegen Ende des Romans richtig zur Geltung kommt. Mit Thomas M. Meinhardt als Sprecher ist zudem ein gelungenes Hörbuch entstanden, welches sehr zum Nachdenken anregt und fast vergessene Themen nahezu brutal ins Gedächtnis ruft. Für sehr empathische Menschen und vor allem junge Eltern rate ich zur Vorsicht. Ansonsten ist das Buch eine schwere, aber sehr lohnenswerte Kost.

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