Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Red Rising

Zwischen antikem Zeitgeist und zukünftiger Moderne

Von: maaraavillosa
09.05.2015

Worum geht es? Darrow, ein Roter, kommt einer unmittelbaren Aufgabe zuteil. Er soll mit wenigen anderen seiner Klasse als sogenannter Höhlentaucher den Mars bewohnbar machen und nach lebenswichtigen Stoffen graben. Die Gesellschaft, in der Darrow lebt, hat Mutter Erde schon längst verlassen, da unbewohnbar, und die übrigen Planeten des Sonnensystems besiedelt. Doch schon bald stellt sich heraus, dass alles eine große Lüge war. Darrow, der mit seinen Leuten unter der Marsoberfläche lebt und hart arbeitet, war nur ein Sklave der Gesellschaft, denn der Mars ist bereits bewohnt. Die obrigen Klassen leben in prunkvollen Städten. Darrow schwört Rache und will das vorherrschende System stürzen. Doch dazu muss er ein Goldener werden und sich in das verstrickte System der Obrigkeit schleusen, um zur Elite zu gehören. Ein nicht einfaches Unterfangen, welches vor allem durch Brutalität geprägt ist. ___________________ Wie hat es mir gefallen? Ich hatte das Buch bereits bei der lieben Mona vom Booktuber-Kanal KleineMoniii gesehen und muss zugeben, dass gerade sie mich für diese Geschichte angefixt hat. Erwartet habe ich einen spannenden Dystopieauftakt, mit starken Charakteren und einer unerwarteten Handlung. Mir hat vor allem die Idee gefallen, dass andere Planeten besiedelt werden müssen, und die Gesellschaft quasi nochmal neu entstehen muss. Was ich bekam war aber weitaus mehr, denn Pierce Brown versteht es, alles bereits Dagewesene mit Elementen des Zukünftigen zu verknüpfen und somit etwas Einzigartiges zu schaffen. Eine Sci-Fi-Dystopie der Meisterklasse. Die Gesellschaften entstehen tatsächlich neu und weisen eine Vielzahl von Parallelen zur Antike auf und bestätigen somit die Theorie, dass sich Geschichte immer wieder wiederholt. Und das sagt das Buch an vielen Stellen sogar über sich selbst: es gab den Kaiser Augustus, es gab die und die Anhänger und so weiter. Die Darsteller in Red Rising wissen also darum, dass sie quasi ein Abbild zu dem schaffen, was schonmal geschehen ist und benennen Töchter und Söhne, Herrscher und Sklaven absichtlich nach römischen Vorbildern. Ganz gegensätzlich sind dazu dann die zukünftigen und gesellschaftlich sehr fortschrittlichen Elemente. Man hat es in dieser fernen Zukunft geschafft, andere Planeten bewohnbar zu machen. Man ist in Besitz der nötigen Technik, um diese Überfahrten zu bewerkstelligen und so zieht sich dies durch sämtliche Ebenen des Lebens. Es gibt wahnsinns-Computer, sogenannte Medbots, die Tote registrieren und so weiter. Man befindet sich also immer in diesem Gegensatz von sehr antik und sehr zukünftig. Aber gerade dies macht das Buch zu etwas besonderem. All dies machte sich auch für mich nicht nur im Buchcover, sondern auch in der Sprache bemerkbar. Denn beim Lesen fühlte ich mich immer wieder mal an die Odyssee von Homer erinnert, die ich mal für mein Geschichtsstudium lesen musste. Beschreibungen von Handlungen erfolgen sehr nüchtern. Die Sätze sind außerordentlich kurz und objektiv gehalten. Und dann der krasse Gegensatz: vulgäre Ausuferungen wie Pisser und schlimmere Bezeichnungen, die man wohl nur in Ghettos zu hören bekommt. Das fand ich zu Anfang doch sehr befremdlich, aber mit jeder weiteren Seite hat es einfach in den Gesamtzusammenhang gepasst. Und das muss man auch sprachlich erstmal so hinbekommen - Hut ab! Aber Red Rising ist kein Buch für Zartbesaitete. Denn die Antike war vor allem was die Schlachten anging, nicht gerade zimperlich und so verhält es sich auch in Red Rising. Brutalität at it's best, würde ich mal so sagen! Da verstecken sich schonmal Soldaten in den ausgeweideten Kadavern von Pferden und so weiter. Das muss man als Leser schon schlucken können, weshalb ich es schon fraglich finde, ob sich das Buch so als Geschichte für Jugendliche eignet. Aber nun gut, die Tribute von Panem sind ja auch nicht gerade zimperlich was Gewalt angeht. Wer dies nicht ab kann, wird auch an dem Buch nicht sehr viel Ästhetik finden. Mir hingegen hat es trotz vulgärer Sprechakte und stetiger Brutalität eben doch außerordentlich gut gefallen und ich bin schwer beeindruckt von so viel Können als Autor - das ist wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb ich mir so viel Zeit mit dem Lesen gelassen habe. Das ist nämlich kein Buch, was sich mal ebenso nebenher lesen lässt, da braucht es ein gewisses Maß an Konzentration. Auch hatte die Geschichte viele unerwartete Wendungen und Darrow als Hauptprotagonist hat mir sehr gut gefallen. Gerade er ist auch ein sehr zwiegespaltener Charakter, der einerseits mit einer außergewöhnlichen Härte und Entschlossenheit nach dem Aufstieg zum Goldenen strebt, und andererseits so sensibel ist, wenn es um seine Verstorbene Frau Eo geht - vor allem weil sie zu unrecht sterben musste. Ich habe der Geschichte vier von fünf Sternen gegeben, denn es muss auch noch Luft nach oben sein! Übrigens ist der zweite Band Golden Son bereits auf Englisch erschienen und ich habe ja schon überlegt, ob ich die Fortsetzung nicht auf Englisch lesen soll, weil viele Leserstimmen sagten, dass in der deutschen Übersetzung viel vom Schreibstil und vom Inhalt verloren gegangen ist. Wir schauen mal.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.