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Rezension zu
The Passengers

Einer der besten Thriller, die ich je gelesen habe

Von: Ankas Geblubber
26.07.2020

John Marrs hat sich in seinem neuen Thriller die umstrittene Thematik des autonomen Fahrens vorgeknöpft und ein unter die Haut gehendes „Was wäre, wenn…“-Szenario geschaffen. Im ersten Kapitel lernen wir Claire kennen, eine junge, hochschwangere Frau, die sich in ihr neues, selbstfahrendes Auto setzt, welches sie – zuverlässig wie sonst auch – zur ins Navi einprogrammierten Adresse bringen soll. Doch kaum hat sich das Fahrzeug in Bewegung gesetzt, hört Claire eine ihr unbekannte Stimme über die Lautsprecher des Autos. »Guten Morgen, Claire. Sie dürften bemerkt haben, dass sich Ihr Fahrzeug nicht mehr unter Ihrer Kontrolle befindet. Ab sofort bestimme ich, wohin Ihre Fahrt geht. Im Augenblick gibt es nur eines, das Sie wissen sollten: In zwei Stunden und dreißig Minuten sind Sie höchstwahrscheinlich tot.« Panisch versucht Claire das Fahrzeug anzuhalten, die Türen aufzureißen und das Navi umzuprogrammieren, doch alle Versuche bleiben erfolglos. Sie hat keinerlei Kontrolle mehr über ihr Auto und muss sich ihrem Schicksal ergeben. Doch nicht nur sie. Sieben weitere Passagiere erhalten die gleiche Botschaft des Hackers, der sich nicht nur in ihre Fahrzeuge gehackt hat, seine kriminellen Machenschaften ziehen weit größere Kreise. Das perfide an der ganzen Situation ist, dass der Unbekannte seinen Hackerangriff live ins Internet streamt. Aber nicht nur das, er bezieht die Menschen vor ihren Smartphones und Bildschirmen direkt mit ein. Sie dürfen entscheiden, wer diese Fahrt überlebt und welche Passiere in den Tod geschickt werden. Eine unheimlich gruselige Vorstellung, in seinem eigenen Auto gefangen zu sein und keinerlei Kontrolle darüber zu haben, wohin es fährt, oder? Mich hat dieser Gedanke ziemlich erschreckt. Noch mehr ging mir jedoch das ganze Drumherum unter die Haut, denn John Marrs hält unserer modernen „Social media“-Gesellschaft gekonnt und verdammt schmerzhaft den Spiegel vor. Sensationslüstern, hemmungslos, pietätlos, nach Unterhaltung lechzend – sind wir so wirklich? Ganz ehrlich, es tut weh, sich dieser Frage zu stellen und sie ehrlich zu beantworten. Sich sein eigenes (Online-)Verhalten immer wieder bewusst zu machen, ist heutzutage wichtiger denn je. Aber kehren wir zurück zum „Aufhänger-Thema“, nämlich das autonome Fahren. Übt der Autor Kritik an der Entwicklung dieser neuartigen Technologien? Ja, definitiv, dennoch lässt er auch all die positiven Aspekte, die diese Entwicklung mit sich bringt, nicht unerwähnt. Seit es (in seiner fiktiven Geschichte) selbstfahrende Autos gibt, ist die Anzahl an Unfällen massiv zurückgegangen. Groß Britanniens Straßen sind um einiges sicherer geworden. Den typischen Autofahrer, wie wir ihn kennen, gibt es nicht mehr. Für die Passagiere ist Autofahren zu einer angenehmen, entspannten und stressfreien Art zu reisen geworden. Zeitung lesen, am Laptop arbeiten, Alkohol trinken, schlafen – all das ist kein Problem mehr, selbst Kinder können sich ohne Aufsicht in ein Auto setzen und werden zuverlässig und sicher von A nach B gefahren. Doch was passiert in den wenigen Fällen, in denen es doch mal zu einem Unfall kommt? Ein Hund rennt auf die Straße und das Auto kann nicht mehr rechtzeitig bremsen. Wie reagiert es? Weicht es nach links oder rechts aus? Links läuft auf dem Gehweg ein alter Mann, rechts fährt der Gegenverkehr. Die KI erfasst und berechnet alle Faktoren in Windeseile und trifft schließlich eine Entscheidung: natürlich wird der Hund überfahren. Doch spielen wir ein bisschen mit diesem Szenario. Es läuft kein Hund auf die Straße, sondern ein Kind. Wie „reagiert“ das Auto jetzt? Und was ist, wenn eine weiße Frau vor das Auto läuft und links ein Mann mit schwarzer Hautfarbe läuft? Wie entscheidet sich die KI nun? Darf man diese moralische Entscheidung überhaupt von einer Technik treffen lassen? Sie komplett aus der Hand geben? John Marrs weiß ganz genau, wie er seine Leserinnen und Leser an seine Geschichte fesseln kann. Nicht nur mit solchen Konflikten und Fragen, sondern auch mit seinem nervenaufreibenden Plot, in dem gefühlt hinter jeder Straßenecke eine weitere Überraschung lauert. Unaufhaltsam treibt er seine Todesfahrt voran, nimmt seine Leserinnen und Leser mit, fesselt sie an sein Buch, konfrontiert sie mit aktuellen Themen, moralischen Fragen und schmerzhaften Erkenntnissen. Eine liebe Freundin, mit der ich dieses Buch zusammen gelesen habe, meinte atemlos „Ich habe das Gefühl, der Autor haut mir seine Geschichte um die Ohren.“ – und genau so ist es. Denn trotz der großen Portion Gesellschaftskritik, die er übt, verliert John Marrs niemals seinen Thriller aus den Augen. Kurze Kapitel, zum Teil mit Cliffhangern versehen, unerwartete Plot-Twists und Spannung zum Nägelkauen – all diese Mittel gehören zum typischen Handwerk eines Thrillerautoren und John Marrs beherrscht sie bravourös. Für mich wurde „The Passengers“ dadurch zu einem der besten Thriller, die ich je gelesen habe. Auch wenn ich am Ende ein Kapitel viel zu weichgespült und als absolut unnötig empfinde, fällt dieser kleiner Kritikpunkt nicht wirklich ins Gewicht. John Marrs hat mich mit „The Passengers“ begeistert, mitgerissen, gefesselt, beeindruckt und absolut überzeugt… zwischendurch sind bei mir sogar Tränen geflossen – welcher Thriller schafft das schon? Eine uneingeschränkte Leseempfehlung, wenn nicht sogar eine Lese-Aufforderung. Ich wünsche euch spannende Lesestunden mit diesem genialen Thriller!!

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