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Rezension zu
Löwenzahnkind

Ein Mädchen verschwindet und plötzlich holt sich die Vergangenheit ihr Recht.

Von: ulrike rabe
03.08.2020

Es ist Sommer in Gullspång, einer kleinen trostlose Stadt im Westen Schwedens. Eines Nachts kehrt die 17-jährige Annabelle Roos nicht von einer Party nach Hause. Die örtliche Polizei ist mit den Ermittlungen überfordert und fordert Unterstützung aus der Hauptstadt an. So beginnen Charlie Lager und ihr Kollege Anders Bratt zu ermitteln. Es ist für Charlie eine Reise in die Vergangenheit, denn sie ist in Gullspång groß geworden. Ihr sorgsam aufgebautes Geheimnis um ihre Herkunft beginnt in sich zusammen zufallen. Denn ihre eigene Familiengeschichte schient untrennbar mit Annabelles Schicksal verbunden zu sein. Lina Bengtsdotter hat mit ihrem Debütbuch „Löwenzahnkind“ einen recht typisch skandinavischen Kriminalroman geschrieben. Es ist ein Krimi von der eher ruhigeren Sorte. Auch wenn es in den hellen schwedischen Sommernächten spielt, in denen es nie richtig dunkel wird, hat das Buch einen finsteren, schwermütigen Tenor. In Gullspång gibt es wenig Perspektiven für junge Menschen. Der Treffpunkt der Jugendlichen ist ein völlig heruntergekommenes Haus. Auch sonst bietet der Ort wenig Erfreuliches. Nach gut 20 Jahren muss also Charlie Lager wieder zurück in ihre Heimatstadt, der sie nach dem Tod ihrer Mutter den Rücken gekehrt hat. Charlie hatte eine problematische Kindheit, die sie bis heute nicht wirklich verarbeitet hat. „Eine echte Erfolgsgeschichte, hatte es eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in Gullspång formuliert… Ein Löwenzahnkind, das es allen Widrigkeiten zum Trotz zu etwas gebracht hatte.“ Nun trinkt Charlie zu viel, geht wahllos Männerbekanntschaften ein, ist von Tabletten abhängig. Nur sehr mühsam kann sie ihren beruflichen Alltag bewältigen, muss sich darüber hinaus in der von Männern dominierten Polizeiwelt behaupten. Mit dem Verschwinden von Annabelle Roos wird sie wieder in die Ödnis ihrer Kindheit katapultiert. Es ist echte Sorge um das Mädchen, die Charlie antreibt. „Wer bist du, Annabelle? Wer bist du, und wohin bist du gegangen?“ Je näher Charlie den Antworten auf diese Fragen kommt, umso tiefer findet sie sich in ihrer eigenen Vergangenheitsbewältigung. „Es ist vielleicht nicht verwunderlich, dachte Charlie, dass so viele Menschen Zufall und Schicksal verwechseln.“ Ein Mädchen verschwindet und plötzlich holt sich die Vergangenheit ihr Recht. Dieser Kriminalroman wartet nicht mit grausigen Bluttaten auf sondern zeigt ein vielschichtiges Bild einer Gesellschaft ohne Erfolgsaussichten, einer Welt geprägt durch Gewalt, Drogen, Alkohol. Eigentlich ist es eine sehr traurige und schwermütige Geschichte, die uns Lina Bengtsdotter hier erzählt.

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