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Rezension zu
Königin im Exil

Ein verdammt durchwachsenes Erlebnis, oft habe ich mich einfach nur gefragt, was diese oder jene Geschichte denn überhaupt in der Anthologie zu suchen hat.

Von: Filia Libri
11.05.2015

Diese Rezension zu der von George R.R. Martin und Gardner Dozois herausgegebenen Anthologie “Königin im Exil und 20 weitere Kurzromane” ist eine Art fortlaufendes Projekt gewesen, denn bei 21 “Kurzromanen” auf über tausend Seiten schien es doch sinnvoller nach jeder Geschichte etwas dazu aufzuschreiben statt bis ganz zum Schluss zu warten. Meine Erwartungen: “Gefährliche Frauen aller Art” – herrlich! Immer wieder stolpert man in eigentlich vielversprechenden Büchern über schreckliche Frauenfiguren, unausgereifte, schemenhafte Damen in 2D, die sich lediglich aus Klischees zusammensetzen und meist nur in eine von zwei Kategorien passen: hilflose Jungfrau in Nöten oder durchtriebene Schlampe. Daher war ich wirklich, wirklich gespannt auf eine Sammlung von Geschichten, die sich eben einmal mit anderen Frauenfiguren beschäftigen – mit Königinnen, Kriegerinnen, Zauberinnen, Assassinen und Kämpferinnen aller Art, starken Frauen, die sich selbst treu sind und für sich einstehen können. Was ich dann bekommen habe, war das Folgende: Gardner Dozois: Einführung Okay, normalerweise lese ich Einführungen nicht mal, aber diese hier war wirklich, wirklich vielversprechend und ziemlich interessant, weshalb meine Erwartungen danach tatsächlich noch ein bisschen höher waren… Joe Abercrombie: Welch ein Desperado! Hm… Wirklich beeindrucken konnte mich Joe Abercrombie mit dieser Geschichte, die sich liest wie ein Western, aber wohl in der gleichen Welt spielt wie Abercrombies Fantasyroman “Kliegsklingen”. Es geht um Shy, die auf der Flucht ist, nicht nur vor Kopfgeldjägern sondern auch denen, die eigentlich mal ihre Komplizen waren, denn sie hat sich mit der gemeinsamen Beute abgesetzt. Vielleicht ist die Geschichte für diejenigen, die Abercrombies Roman über Shy gelesen haben, interessanter, aber mich konnte sie einfach nicht berühren. Und Shy war mir eigentlich sogar eher unsympathisch. ► 2,5 Sterne Megan Abbott: Entweder ist mein Herz gebrochen Oookay… Diese Geschichte war einfach irre und das nicht in einem guten Sinn. Sowohl der Schreibstil, den ich fürchterlich anstrengend und nervtötend fand, als auch die Figuren, allen voran die “gefährlichen Frauen” sind irgendwie irre. Diese Geschichte rund um ein verschwundenes Kleinkind und seine Eltern, die aus der Perspektive des Vaters erzählt wird, hat mich nicht einmal im Ansatz begeistern können. ► 1 Stern Cecelia Holland: Noras Lied Nora passt nicht so recht in ihre Welt, eine Welt der Männer, eine Welt der Könige, in der Mädchen und Frauen höchstens schmückendes Beiwerk und Mittel zum Zweck sind – sei es als Braut, mit der Verbindungen zwischen Königreichen besiegelt werden können oder Mutter für die nächste Generation. Als Tochter von Heinrich II und Eleonore von Aquitanien hat die junge Nora mit ihrer Mutter eine starke Frau als Vorbild und will auch selbst eine solche sein bzw. werden. Keine Schlechte Geschichte, aber zum Ende hin irgendwie unbefriedigend (und man sollte eventuell zumindest ein bisschen was über den historischen Hintergrund wissen). ► 3,5 Sterne Melinda Snodgrass: Die Hände, die nicht da sind Ich muss ehrlich sagen, ich bin nicht unbedingt ein Fan von Rahmenhandlung, Binnenhandlung etc., besonders nicht bei Kurzgeschichten, so auch bei dieser. Dazu kommt noch, dass Melinda Snodgrass’ Geschichte für meinen Geschmack einfach zu vulgär war und der Erzähler (erneut ein Mann) war mir ziemlich unsympathisch. Alles in allem, leider einfach nicht meins. ► 2 Sterne Jim Butcher: Bombige Muscheln Ich habe Jim Butchers Serie “Die dunklen Fälle des Harry Dresden” immer noch nicht gelesen, obwohl ich die ersten Bände im Regal stehen habe. Nachdem ich allerdings diese Geschichte rund um Harry Dresdens “Zauberlehrling” Molly gelesen habe, habe ich plötzlich richtig Lust dazu, mehr über diese Welt zu lesen – und hoffe, dass mir Harry dann auch so sympathisch ist wie Molly es mir war – endlich mal eine Frau, die der Prämisse dieser Anthologie gerecht wird. ► 5 Sterne Carrie Vaughn: Raisa Stepanowa Erst vor ein paar Tagen habe ich – ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang – etwas über Frauen und ihre Rollen an der Kriegsfront gesehen, auch im Vorwort dieser Anthologie geht es darum und ebenso in Carrie Vaughns Geschichte – Raisa ist russische Kampffliegerin und damit eine der wenigen Frauen, die aktiv ins Kampfgeschehen des zweiten Weltkriegs eingreifen konnten. Und die Geschichte ist so ganz anders, als ich es erwartet hätte, denn bislang kenne ich nur die “Midnight Hour” Romane der Autorin. Diese historische Erzählung fand ich zwar nicht schlecht, aber sie konnte mich auch nicht restlos vom Hocker hauen, denn das Ende ist irgendwie enttäuschend. ► 4 Sterne Joe R. Lansdale: Ringen mit Jesus Überhaupt nicht mein Ding, statt um gefährliche Frauen geht es hier meiner Meinung nach eindeutig eher um Macho-Männlichkeitsgehabe und die Frauen sind nicht mehr als Klischees, Trophäen ohne Persönlichkeit und die Geschichte damit in meinen Augen eindeutig kein passender Beitrag für diese Anthologie. ► 2 Sterne Megan Lindholm: Nachbarn Diese Geschichte von Megan Lindholm, die einigen vielleicht auch unter ihrem anderen Pseudonym Robin Hobb bekannt ist, ist einmal etwas ganz anderes. Düster, melancholisch, irgendwie seltsam und doch konnte mich “Nachbarn”, diese Geschichte über Alzheimer, besorgte Familienangehörige und seltsamen Nebel, in ihren Bann ziehen. ► 5 Sterne Lawrence Block: Ich weiß, wie man sie rauspickt Diese Geschichte war irgendwie… eklig. Und definitiv nicht mein Ding, auch wenn sie an sich gar nicht schlecht geschrieben war, aber ich mochte sie einfach nicht und es war wieder eine dieser Geschichten, bei denen ich die starke Frauenfigur irgendwie vermisst habe. ► 2 Sterne Brandon Sanderson: Schatten für Stille in den Waldungen der Hölle In einer Welt, in der ein kleiner Regelbruch schon den Tod bedeuten kann, findet sich in dieser Geschichte von Brandon Sanderson endlich eine weitere Frau, die dieser Anthologie alle Ehre macht. Düster und gefährlich ist die Welt, die Geschichte kommt mit einer dunklen Atmosphäre und reichlich Action daher, definitiv einer meiner Favoriten! ► 5 Sterne Sharon Kay Penman: Königin im Exil Die titelgebende Geschichte… Meiner Meinung nach ziemliche Verschwendung, denn auch wenn das historische Setting an sich eigentlich interessant ist, sind die Figuren so langweilig dargestellt, wie nur möglich und auch der Geschichte fehlt jede Spannung – da hätte man genau so gut den entsprechenden Abschnitt in irgendeinem Geschichtsbuch lesen können. Ach, und die starke/gefährliche/irgendwie herausragende Frau ist hier auch wieder nur schmückendes Beiwerk. ► 1,5 Sterne Lev Grossman: Das Mädchen im Spiegel Ich muss an dieser Stelle sagen, ich bin kein Fan von Lev Grossman, seine “Zauberer”-Romane, zumindest die, die ich davon gelesen habe, fand ich ziemlich langweilig und sie haben auf mich wie ein ziemlicher Harry Potter Abklatsch gewirkt (und da ich HP schon nicht so besonders fand…). “Das Mädchen im Spiegel” spielt in der Welt dieser Romane und konnte mich leider genau so wenig überzeugen – zu flach, zu wenig innovativ und einfach nicht meins. ► 1 Stern Nancy Kress: Zweite Arabesque, sehr langsam Dystopie und Ballett, wie geht das zusammen? In Nancy Kress’ Kurzgeschichte geht das erstaunlich gut und ich hatte wahnsinnigen Spaß mit dieser Geschichte. In der Welt, die die Autorin hier erschafft, wurde die Erde von einer Unfruchtbarkeitsseuche heimgesucht und Jahrzehnte später ziehen die wenigen noch lebenden Menschen in Rudeln umher, deren wertvollster Schatz ihre fruchtbaren Frauen sind. Eine tolle Geschichte, die mich neugierig auf mehr von der Autorin macht. ► 5 Sterne Diana Rowland: Stadtlazarus Eine dieser Geschichten, bei denen man sich die ganze Zeit über die Frage stellt, “Lieber Autor, wieso hast du dir nicht ein bisschen mehr Mühe gegeben, das Potential ein bisschen besser ausgenutzt etc.”. Oder anders ausgedrückt: Tolle Idee, aber eine vorhersehbare Geschichte mit Charakteren, deren Motivation man nicht so richtig nachvollziehen kann und teilweise recht schnulzigen Dialogen. ► 3 Sterne Diana Gabaldon: Unschuldsengel Ziemlich vorhersehbar und daher recht langweilig, aber wenn man Diana Gabaldons Highland-Saga kennt vielleicht etwas interessanter, weil man dann die Figuren einordnen kann? ► 2 Sterne Sherrilyn Kenyon: Die Hölle kennt keinen Zorn Geistergeschichte, die aber leider ziemlich schnell zu einer regelrechten Moralpredigt mutiert und auch irgendwie nicht so recht gruselig werden will. An sich ganz okay, aber mein Ding war es leider nicht. ► 1,5 Sterne S.M. Stirling: Verkünder der Strafe Eine postapokalyptische Story, die mir persönlich eher weniger gefallen hat, was zum einen an dem doch recht vorhersehbaren Inhalt lag und zum anderen daran, dass die Welt selbst zwar interessant war, aber leider nichts erklärt wurde – dazu müsste man vermutlich die zugehörige Serie des Autors gelesen haben ► 3 Sterne Sam Sykes: Benenne die Bestie Wundervoll geschrieben, teilweise aber etwas verwirrend und im Grunde so traurig – trotzdem definitiv eine der besseren Geschichten dieser Sammlung und eine, die mir wirklich gut gefallen hat – lesenswert! ► 4 Sterne Pat Cadigan: Kümmerer Nach “Nachbarn” noch eine Geschichte, in der um Mütter, Kinder und Alzheimer geht, nur leider eine deutlich schlechtere, die mich einfach komplett kalt gelassen hat – ich fand das Setting unrealistisch, habe den Figuren ihre Handlungen nicht abgekauft und fand dadurch die gesamte Geschichte ziemlich, naja, blöd. ► 1 Stern Caroline Spector: Lügen, die meine Mutter mir erzählt hat Zombies… Pfui, Zombies. Allerdings spielt diese Geschichte im “Wild Cards”-Universum, es ist also eine Superheldengeschichte und eigentlich fand ich sie dann doch ziemlich gut! Nicht überragend, aber bei den Reinfällen, die es in dieser Anthologie teilweise gab, trotzdem gut! ► 3,5 Sterne George R.R. Martin: Die Prinzessin und die Königin oder die Schwarzen und die Grünen Langweilig! So leid es mir auch tut, aber diese Geschichte war einfach nichts. Vielleicht lag es auch daran, dass diese Anthologie mit ihren stark durchwachsenen Geschichten meine Geduld doch ziemlich strapaziert hat, aber ich konnte mit dieser Geschichte von George R.R. Martin einfach nichts anfangen und habe sie auch irgendwann nur noch überflogen. Davon hatte ich mir eindeutig mehr erwartet. ► 1,5 Sterne Mein Fazit: Die Anthologie “Königin im Exil und 20 weitere Kurzromane” war ein verdammt durchwachsenes Erlebnis, oft habe ich mich einfach nur gefragt, was diese oder jene Geschichte denn überhaupt in der Anthologie zu suchen hat, weil von gefährlichen Frauen eigentlich keine Spur zu finden war. Schade, aber ich hatte mir definitiv mehr erwartet, für meinen Geschmack wirkt es zu oft so, als wären Autoren nur wegen ihres mehr oder minder bekannten Namens, nicht aber auf Grund passender Geschichten in der Sammlung gelandet.

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