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Rezension zu
Flüchtig

öde Ehe-/Lebensproblematik

Von: luisa_loves_literature
16.09.2020

Obwohl ich das Cover einzigartig schön und die Hörprobe unglaublich vielversprechend fand, bin ich leider insgesamt enttäuscht von dem Hörbuch und dies bezieht sich sowohl auf die Romanhandlung auch als die Lesung. Die Handlung des Romans ist rasch zusammengefasst: Maria und Herwigs Ehe ist so gut wie am Ende. Nach jahrelanger gegenseitiger Vernachlässigung, verlässt Maria Herwig, weil sie glaubt, dass er mit einer anderen Frau eine Familie gründen will. So alltäglich diese Ausgangssituation auch sein mag, im Fall der beiden Protagonisten kann dies kaum überzeugen. Denn sowohl Maria als auch Herwig haben im Grunde überhaupt kein Interesse mehr am anderen, leben nur nebeneinander her und nicht nur Herwig, sondern auch Maria hatte Affären. Daher wirkt Marias Entschluss, zu flüchten, in Anbetracht der Situation nicht allzu überzeugend, kann allenfalls im Rahmen ihres schwierigen Verhältnisses zur eigenen unerfüllten Mutterschaft nachvollzogen werden. Was dann folgt, ist ein absolut konventioneller, wenig interessanter und auch uninspirierter Selbstfindungstrip der fünfundfünfzigjährigen Maria, die sich mit Lisa anfreundet, die altersmäßig kaum zu ihr passt, und mit dieser zunächst Teil einer Hippie-Kommune wird. Anschließend folgt ein Roadtrip nach Griechenland, bei dem ein sexuelles Dreiecksverhältnis einen nicht unerheblichen Teil der Bewältigung der Midlife-Crisis ausmacht. Abschließend kommt es noch zu pseudoreligiösen Erleuchtungen. Derweil wandelt Herwig daheim in Österreich auch durch eine ausgemachte Lebenskrise, die im Wesentlichen durch Drogenkonsum abgemildert wird. Im Grunde bekommt der Hörer es also mit zwei abgrundtief frustrierten Menschen zu tun, die in Erkenntnis der Tatsache, dass ihr Leben nicht nur aus dem Ruder gelaufen ist, sondern einfach "nichts" war, versuchen, mit unpassenden, ihrem Alter kaum entsprechenden und leider auch klischeebeladenen Methoden ein Stück Lebensglück zurückzuerobern. Für den Hörer ist dies nicht nur mühsam und uninteressant, sondern auch in höchstem Maße frustrierend. Beide Figuren sind so öde, ihr Leben von so wenig Bedeutung und Marias Flucht so wenig mysteriös und absolut gewöhnlich, dass man sich die ganze Zeit fragt, was dies alles soll. Hinzu kommen die absolut unerquicklichen, wenig zielführenden und öden Exkurse mit ihren überladenen Backstories zu zahlreichen Nebenfiguren, die zur Handlung nur Länge beitragen. Der Roman kann sprachlich durchaus überzeugen, auf der Inhaltsebene schafft er es leider nicht. Caroline Peters schätze ich und höre sie sehr gerne, aber ihre Art der Lesung ist in diesem Fall leider zu uninspiriert und auch gleichbleibend. Die einzige Figur, die zeitweise von ihr wirklich mit Leben gefüllt wird, ist Lisa. Alle anderen Figuren sind stimmlich kaum zu unterscheiden und besonders die Protagonisten stechen in dieser Lesung kaum heraus. Es wirkt alles etwas müde - manchmal auch wie ein oberflächliches Lesen. Insgesamt konnte mich das Hörbuch leider nicht überzeugen. Zu viele Nebenthemen, keine Spannung, zu wenig Identifikationsmöglichkeiten, zuviel Frust und Bitterkeit, und leider auch nicht besonders ansprechend vorgetragen.

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