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Rezension zu
Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Müsingen / Westfront 1914 - 1919

Von: Barbara Diehl
08.10.2020

Der Brand hat die Druckerei nicht gänzlich vernichtet, sondern es war nur das Warenausgangslager betroffen. Anton kümmert sich als Außendienstmitarbeiter um die Akquise und Betreuung von Neu- und Altkunden, Mimi behält in der Druckerei in Münsingen den Überblick. Die Beiden haben sehr viele neue Ideen, die sie in ihrer Druckerei umsetzen möchten – das größte Projekt im Jahr 1914 soll ein Adventskalender werden. Anton bringt schon im Juni Bestellungen für über 20.000 Kalender mit und die Zukunft der Druckerei scheint gesichert. Am 28. Juni 1914 werden in Sarajevo der Thronfolger Österreich-Ungarns Franz Ferdinand und seine Frau Sophie Chotek ermordet. Was danach passierte, steht in allen Geschichtsbüchern; das Deutsche Reich sichert Österreich-Ungarn seine uneingeschränkte Bündnistreue zu, am 28.07. erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, Russland macht teilmobil und am 01.08. erklärt das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg. Am 02. und 03.08. marschieren die deutschen Truppen in Luxemburg und Belgien ein und damit begann für die Deutschen der 1. Weltkrieg. Die Mobilmachung macht auch vor Münsingen nicht Halt und so ziehen die Männer von der Alb in den Krieg. Wer nicht eingezogen wird, der meldet sich freiwillig, wie Wolfram und Anton, und die Frauen sind auf einmal auf sich gestellt. In diesen Zeiten zeigt sich nun, dass persönliche Befindlichkeiten überhaupt keinen Platz im täglichen Leben haben, denn Mimi, Bernadette und Corinne müssen nun zusammenhalten um ihr Überleben zu sichern. Bei „Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht“ handelt es sich um den 4. Teil der Fotografinnen-Saga aus der Feder der Autorin Petra Durst-Benning. Für mich zeugt es von großer handwerklicher Kunst, wenn eine Autorin nach 1.440 bereits geschriebenen Seiten (Band 1 – 3) den Leser noch immer bei der Geschichte zu halten vermag. Und am Ende des Buches fange ich schon an, mich auf den 5. und letzten Teil zu freuen. In diesem Band steht der 1. Weltkrieg im Vordergrund und seine Auswirkungen auf die Menschen. Sowohl auf die Menschen, die zu Hause geblieben sind, als auch auf die, die direkt im Kriegsgeschehen involviert sind. Es ist ja nicht nur so, dass auf einmal in der Druckerei keine Männer mehr sind, die die Arbeit machen können, es gibt nach einiger Zeit auch keine Verbrauchsmaterialien mehr. Druckerfarbe und Papier bekommt Mimi nur noch dann geliefert, wenn sie Propagandamaterial druckt oder Lebensmittelbezugskarten. Auch wenn ihr dieser Job nicht gefällt, so ist es allemal besser, als gar nichts zu tun zu haben. Bernadette und Corinne, die sich beide auf den Tod nicht ausstehen können, stehen auf einmal mit tausenden von Schafen alleine da. Wolfram hat sich freiwillig an die Front gemeldet, die anderen Schäfer und Hirten wurden eingezogen. Der Winter naht und die Schafe müssen auf die weit entfernten Winterweiden. Für diesen Job ist niemand anderer als die hochschwangere Corinne geeignet. Bernadette wird vom Münzinger Bürgermeister als seine Stellvertreterin ernannt und sie ist fortan für die Belange der Bürger zuständig. Kein einfacher Job, schon gar nicht in Kriegszeiten. Recht schnell stellen die 3 Frauen fest, dass es niemandem hilft, wenn sie sich nicht gegenseitig unterstützen und so wachsen sie immer mehr zu einer festen Einheit zusammen. „Uns alle werden die Gräuel des Krieges ein Leben lang begleiten. Ich sage dir – nur wenn wir tot sind, werden wir das Ende des Krieges gesehen haben.“ (Seite 442) Die Geschichte wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Zum einen ist der Leser natürlich tief in die Geschehnissen um die 3 Frauen in Münsingen involviert, zum anderen erzählt Anton von seiner Zeit als Sanitäter an der Westfront (sehr bewegend !!) und natürlich gibt es auch wieder den Handlungsstrang von Paon, Alexander, der als Maler gerade in Kriegszeiten richtig Geld verdient. In diesem Band wird nun auch endlich die Herkunft von Mylo aufgedeckt, der vom 1. Tag in der Kunstschule seine schützende Hand über Alexander gehalten hat. Wer sich noch an den Gewerkschafter Johann Merkle erinnert, in den Mimi einmal über beide Ohren verliebt war. Oder Christel, Antons Freundin, die mit Antons Ersparnissen aus Laichingen verschwunden ist …. in diesem Band gibt es ein Wiedersehen mit ihnen. Petra Durst-Benning erschafft mit ihren Frauenfiguren immer starke aber authentische Persönlichkeiten. Es handelt sich nicht um Übermenschen, sondern um Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und sich auch schon mal gegen die herrschenden Konventionen auflehnen. In einem Krieg nutzt einem Auflehnung nicht sehr viel, denn es gibt keine Alternativen. Aber Mimi, Bernadette und Corinne schaffen es immer wieder, für sich selbst und für einige andere Frauen aus dem Dorf Lösungen zu finden, die die härteste Zeit ihres Lebens erträglicher machen. Nun gilt es auf den 5. und letzten Teil der Fotografinnen-Saga zu warten. „Die Fotografin – Das Ende der Stille“ erscheint im Frühjahr 2021.

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