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Rezension zu
Unter Wölfen - Der verborgene Feind

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Unter Wölfen - Der verborgene Feind" von Alex Beer

Von: Fraggle
16.11.2020

Fazit: Wenn ich vergleichsweise kurze Zeit nach der Lektüre des ersten Teils einer Krimireihe den zweiten Teil lese, dann will das schon etwas heißen, denn ich mag zwar Krimis sehr gerne, bin aber eben wahrlich kein passionierter Leser von Krimireihen. Im vorliegenden Fall hat mir aber der erste Teil von Alex Beer „Unter Wölfen“-Krimis trotz der einen oder anderen Schwäche gut gefallen. Für die Fortsetzung gilt das leider nicht mehr in vollem Umfang. Am wenigsten auszusetzen habe ich dabei noch am Personal des Romans. Inbesondere Protagonist Isaak Rubinstein muss man einfach gerne haben. Er wirkt zwar manchmal etwas realitätsfern altruistisch, hat dafür aber wenigstens handfeste Gründe und insgesamt wirkt seine Entwicklung über zwei Teile der Reihe hinweg absolut schlüssig. An seiner Seite wirkt diesmal kein unbedarfter Polizisten-Eleve, sondern mit Paul Köhler ein ausgefuchster Ermittler-Profi, der alles andere als begeistert darüber ist, dass ihm führende Nazi-Schergen die vermeintliche Kriminalisten-Koryphäe Adolf Weissmann vor die Nase setzen. Insgesamt wirkt Köhler eher wie der brummige, schweigsame, rustikale Typ und bietet dabei einen ähnlich guten Partner für den Protagonisten, wie es ihn schon im ersten Teil gab. Ein wenig schade fand ich, dass es für Isaak Rubinstein durch diese Konstellation nicht mehr möglich ist, sich wie einstmals mit Sherlock-Holmes-Zitaten durchzulavieren. Teil 1 bekam dadurch etwas Tragikkomisches, das ich in der Fortsetzung schmerzlich vermisst habe. Größeren Anlass zur Kritik als das Figurenensemble bietet da schon der Stil. In diesem Zusammenhang schrieb ich über den Reihenauftakt: „Stilistisch bewegt sich das Buch auf, sagen wir mal, nicht überzogen hohem Niveau. Anfangs beschlich mich tatsächlich das Gefühl, es richte sich eher an jüngere Leser, was aber unwahrscheinlich erscheint. Zumindest lässt es sich so recht einfach lesen.“ Und daran hat sich auch grundlegend nichts geändert. Allerdings stört mich das eben mittlerweile mehr als noch bei Teil eins. Im Prinzip spricht nicht gegen einfach zu lesende Bücher, aber etwas komplexer hätte es in sprachlicher und stilistischer Hinsicht schon sein dürfen. Auch was den Plot angeht, lassen sich einige Schwächen ausmachen, die es noch im ersten Band in der Form nicht gab. So wirken manche Ergebnisse der Ermittlungsarbeit bzw. einige Zeugenaussagen etwas befremdlich. Als Beispiel sei hier mal die Aussage eines Mannes genannt, der zu Protokoll gab, dass gegenüber des Tatortes ein Mann in einem Hauseingang rumgelungert habe, der irgendwie traurig gewirkt habe. Kurz darauf befindet sich Isaak Rubinstein bei einer Zusammenkunft lokaler Nazigrößen und überprüft diese doch tatsächlich darauf hin, ob sie traurig wirken … Als weiteres Beispiel möchte ich die Aussage eines Obdachlosen anführen, der bei der Polizei angab, in unmittelbarer Entfernung zu seinem Unterschlupf habe in der Tatnacht jemand geweint und immer wieder Dinge wie: „Warum hast du mir das angetan?“ gesagt. Warum der Obdachlose diesen Vorfall für ausreichend hält, um sich zur Polizei zu begegeben und ihn zu Protokoll zu geben, erschließt sich mir nicht. Warum man diese Aussage für relevant hält, anstatt sie einfach nur als das alkoholinduzierte Geseiere eines unter Liebeskumemr leidenden Nürnbergers abzutun, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Auch die Schlussfolgerungen, die die beiden Ermittler aus solchen Zeugenaussagen ziehen, kann ich persönlich nicht immer nachvollziehen. Für mich entsteht dadurch der Eindruck, als ginge bei den Ermittlungen alles irgendwie zu glatt und als sei der Plot unter dem Goethe-Motto „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“ behandelt worden. Glücklicherweise ändert sich das Ganze in Richtung Finale erheblich. Während der Plot bis dahin manchmal zu kontruiert wirkt, so ist er insbesondere im letzten Drittel sehr klug konstruiert und kann mit einem sehr cleveren Finale aufwarten, dass mich persönlich für fast alle bis hierhin geäußerten Kritikpunkte entschädigt. Und so ist es nicht ausgeschlossen, dass ich mich auch einer etwaigen weiteren Fortsetzung nochmal zuwenden würde. Wer Krimis mag, die sich recht einfach lesen lassen und überzeugende Figuren vor einem spannenden Setting bieten, ist mit „Unter Wölfen – Der verborgene Feind“ richtig beraten.

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