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Rezension zu
Bewusstheit

Achtsames Leben für Anfänger*innen

Von: Nachtwandlerin
22.11.2020

"Bewusstheit" von Christian Bischoff hat mein Interesse geweckt, weil ich mich bereits viel mit Achtsamkeit, bewusstem Leben und der Kraft des positiven Denkens beschäftigt habe. Einerseits hat meine Mutter sich auch schon damit befasst und durch sie kannte ich den Autor schon ein bisschen. Andererseits habe ich im letzten Semester ein Seminar zum Thema Achtsamkeit belegt und es war sehr interessant, die wissenschaftlichen Fortschritte und Erkenntnisse dazu kennenzulernen. Daher war ich neugierig, wie ein ehemaliger Basketballtrainer und Mental-Coach dies in ein Buch verpackt hat, welches sich, als ich neulich im Buchhandel war, immer noch auf der Spiegel-Bestsellerliste befand. Die Aufmachung des Buches kommt minimalistisch, knapp und direkt daher und passt damit gut zum Inhalt. Meiner Meinung nach eignet sich das Buch gut für absolute Neulinge, die sich mit diesen Themen bis jetzt kaum beschäftigt haben. Wenn man allerdings schon länger damit zu tun hat, nickt man eigentlich alle fünf Minuten, weil einem lauter alte Bekannte über den Weg laufen. Christian Bischoff hat einige Themen aufgegriffen und sie in eine neue Form gebracht, die sich an seiner Rhetorik als Motivationscoach orientiert. Besonders das erste Kapitel führt langsam und ausführlich an das Thema "Bewusstheit", wie er es nennt, heran. Die restlichen Kapitel bauen Schritt für Schritt darauf auf und leiten u. a. zum Empfinden von Dankbarkeit, zu einer Änderung im Umgang mit sich selbst und dem Umgang mit der inneren Stimme über. Das Buch hilft Leser*innen also auf jeden Fall, sich näher mit sich selbst zu beschäftigen - mit den Stärken und den Schwächen. Einzelne Illustrationen und Möglichkeiten, sich Notizen und Visualisierungen zum eigenen Fortschritt zu machen, ergänzen die Lektüre. Ein bisschen zu unübersichtlich war mir allerdings das Layout: zu viele visuelle Einschübe, zu viele verschiedene Schriften, kursiv, fett gedruckt, einzelne Kästen... Das hat meine Augen manchmal überfordert. Was man noch wissen sollte, bevor man sich das Buch kauft: es enthält sog. Imaginationen, die man zwingend machen MUSS, um weiterzulesen. Und die gibt es nur im Internet auf der Webseite des Autors zum kostenlosen Download, nachdem man sich mit seiner Email dafür und für einen Newsletter angemeldet hat. Die wiederkehrende Werbung für die Seminare war mir an einigen Stellen ein bisschen too much... Ich kann verstehen, dass dieser Aspekt in einigen Rezensionen kritisiert wird. Wenn man sich ein Buch kauft, nimmt man an, dass das Buch selbst zum Begreifen des Inhalts reicht. Mir hätte es auch besser gefallen, wenn die Imaginationen zusätzlich gewesen wären und nicht ein essentieller Punkt im Leseverlauf. Bei den Imaginationen handelt es sich um geführte Meditationen mit Hintergrundmusik. Ich persönlich hätte es gut gefunden, wenn es jeweils auch eine Version ohne Musik gegeben hätte, denn diese hat mich leider eher abgelenkt. Grundsätzlich finde ich das zusätzliche Angebot zum Buch aber sehr gut, denn besonders im Video kann man die Botschaft von Christian Bischoff noch besser nachvollziehen, da er sie persönlich vermittelt. Das Buch wurde mitten in der COVID-19 Pandemie veröffentlicht und kommt damit zur rechten Zeit. Für die gesamte Welt stehen jeden Tag neue, unbekannte und mitunter beängstigende und bedrohliche Erfahrungen an. Da hilft es schon, ein bisschen besser mit sich selbst klarzukommen. Denn das überträgt sich auch auf das eigene Umfeld und alle Menschen um uns herum. Bewusstheit ist hier stark mit Achtsamkeit verknüpft. Meditationen, die Chakren und das innere Kind werden angerissen. Außerdem tauchte das "Gesetz der Anziehung" (law of attraction) schon vor Jahren auf, z. B. in der Reihe The Secret von Rhonda Byrne. Positives Denken und das reframing, welches im Buch auch angesprochen wird, durfte ich schon in meinem universitären Seminar kennenlernen. Kritisch gesagt: diese Themen sind alle nicht neu. Aber die Art und Weise und der Ton, der sehr die Trainerfähigkeiten von Christian Bischoff unterstreicht, sprechen wahrscheinlich eine breitere Menge an. Ich kann mir zumindest vorstellen, dass sich so noch mehr Menschen damit beschäftigen, die sonst eher nicht an spirituellen Themen interessiert sind. Ich persönlich mochte den erfolgsorientierten Unterton und die eher nach Coaching klingenden Floskeln eher nicht so. Man kann das Buch natürlich trotzdem lesen, auch wenn man nicht mit allem übereinstimmt. Jede*r kann etwas mitnehmen - auch Leser*innen, die mit den Themen bereits vertraut sind. Ein Punkt, den ich jedoch wirklich kritisieren kann, sind die Formulierungen. Einiges hat mich teilweise dermaßen aus dem Lesefluss gebracht, dass ich kurz stoppen musste. Z. B. ein dreigliedriger Klimax, der sich eine Seite später wiederholt, dann aber nicht in der gleichen Reihenfolge. Oder der oft parataktische Satzbau, wo man durchaus noch einige Sätze voneinander hätte trennen können. Aber angesichts meines Studiums ist das wahrscheinlich einfach Berufskrankheit. :D Auch hätte ich mir gewünscht, dass stärker darauf hingewiesen worden wäre, dass die Techniken keine Lösung für tiefliegende Traumata und psychische Störungen sind. Das wird zwar auf S. 89 kurz getan, aber das war für mein Gefühl nicht deutlich genug. Die Techniken können auf dem Weg der Heilung helfen, auf jeden Fall. Für einige ist es vielleicht genau das, was sie hören müssen. Der klassische Tritt in den Hintern, um endlich etwas zu verändern. Aber: Uns Studierenden wurde damals von unseren beiden Dozentinnen in dem Seminar (was für angehende Pädagog*innen gehalten wurde) deutlich klargemacht, dass diese Ansätze keine endgültige Lösung sind, sondern dass das zusätzliche Aufsuchen einer psychotherapeutischen Einrichtung dringend zu empfehlen ist. Depression ist ein klinisches Krankheitsbild und hat nicht nur etwas damit zu tun, dass eine Person zu sehr im Selbstmitleid versinkt und einfach noch keine Bewusstheit erlangt hat... Und zu guter Letzt: Ich kann zwar nachvollziehen, dass es einige Leser*innen als Selbstbeweihräucherung empfunden haben, dass der Autor so viele Beispiele aus seinem eigenen Leben gibt und wie erfolgreich er alle seine Probleme lösen konnte. Aber auf mich machte er nicht den Eindruck, dass das seine Absicht war. Er ist nun mal Persönlichkeits- und Mentaltrainer und wollte wahrscheinlich dadurch zu den Leser*innen eine persönliche Bindung aufbauen, wie es sonst in den Seminaren möglich war. Insgesamt gebe ich dem Buch 3 von 5 Sternen und kann es besonders denen unter euch empfehlen, die sich schon immer mal mit Achtsamkeit und positivem Denken auseinandersetzen wollten, aber noch nicht die richtige Lektüre gefunden haben. Christian Bischoff nimmt euch dabei sehr an die Hand und man wird auf seinem Weg nicht alleingelassen.

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