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Rezension zu
Die Schweigende

WENIGE SCHREIBEN SO EINFÜHLSAM WIE ELLEN SANDBERG

Von: Ulrike Rosina
22.11.2020

Sommer 2019 in München. Eigentlich will Imke ihren Vater nur schnell in der Klinik besuchen. Sie ist sowieso gerade in der Nähe. Noch immer kann sie es nicht verstehen, dass er einen Herzinfarkt hatte. Klar, er ist weit über 70, war aber immer sportlich aktiv und dann fällt er einfach so vom Fahrrad. Zum Glück ist alles nochmal gut gegangen, schon morgen soll ihr Vater entlassen werden. Sie findet ihn auf einer schattigen Bank im Klinikgarten. Doch etwas stimmt nicht. Wieso sitzt er so zusammengesunken da? Als sie ihn erreicht, kann er ihr nur noch zuflüstern: “Sag Karin, dass ich sie liebe. Sie war das große Glück in meinem Leben. Sag ihr Danke von mir. Für alles. Und such nach Peter. Versprich es.” Zwei Wochen später. Die Beerdigung ist vorbei und noch immer ist es für alle in der Familie unfassbar, dass Jens nicht mehr da ist. Jens, der immer alles zusammengehalten hat. Der Streits geschlichtet, inspiriert, gefördert, beschützt hat. Einfach weg. Ohne Möglichkeit, sich richtig zu verabschieden. Und plötzlich brechen alte Wunden auf. Als Imke ihre Mutter nach Peter fragt, gerät diese völlig außer Fassung. Getreu ihrem Motto “Kein Blick zurück” blockt sie das Thema kategorisch ab. Doch Imke lässt nicht locker. Schließlich hat sie es ihrem Vater versprochen. Sie macht sich auf den Weg in die Vergangenheit und findet die wahre Geschichte ihrer Familie. WENIGE SCHREIBEN SO EINFÜHLSAM WIE ELLEN SANDBERG Sie hat es schon wieder getan! Ellen Sandberg hat mit Die Schweigende wieder ein Buch geschrieben, das mich dazu gebracht hat, andere Dinge zu vernachlässigen und die berührende Geschichte zu verschlingen. Eigentlich wurde ich ganz zufällig auf ihre Bücher aufmerksam. Schuld daran war Der Verrat, die Geschichte einer Winzerfamilie, die an der Saar spielt. Als gebürtige Saarländerin hat mich das natürlich getriggert. Und dann kam Das Erbe. Ein Buch, das mich heute noch fasziniert und das ich zu den besten zähle, die ich in den letzten zwölf Monaten gelesen habe. Unglaublich sanft und liebevoll nähert sich Ellen Sandberg hier dem Schicksal der Juden in der Nazi-Zeit. Gleichzeitig ist es auch ein Lehrwerk in Sachen Demut und Bescheidenheit. Dabei immer ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Moralpredikten. Wer möchte, kann Das Erbe einfach als spannenden Roman lesen. Wer tiefer eintauchen möchte, wird auf vielen Ebenen berührt. Ok, ich gerate schon wieder ins Schwärmen, dabei geht es hier um Die Schweigende. Wahrscheinlich sind es aber die gleichen Stilmittel, die mich wieder so gepackt haben. Die Schweigende beschäftigt sich mit der Moral der Fünfziger Jahre und den schrecklichen Umständen in deutschen Kinderheimen. Wer in diesen Heimen leben musste, verlässt sie nicht ohne seelische Schäden. Mit Die Schweigende deckt Ellen Sandberg nicht nur die grausamen Taten in den Häusern auf, sie wirbt auch für Verständnis für die “Zöglinge”. Denn die Verletzung, die Trauer und die Wut lassen sich nicht einfach abschütteln. Sie werden in die “neuen” Familien weitergetragen und oft auch in die nächste Generation “vererbt”. Dabei wollen die Opfer ihre Familien und Freunde nicht vorsätzlich belasten, sie können einfach nicht anders. Die Schweigende von Ellen Sandberg ist wieder eine absolute Leseempfehlung!

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