Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Im Zeichen der Mohnblume - Die Kaiserin

Frischer Wind

Von: Nico aus dem Buchwinkel,Nico aus dem Buchwinkel
24.12.2020

Fantasy, geschrieben von einer Autorin, spielend in einer an das feudale China angelehnten Welt und mit einem Mädchen als Hauptfigur. Wenn das nicht mal etwas erfrischend Neues ist! Das waren die ersten Zeilen meiner Rezension zum ersten Band der Trilogie: „Im Zeichen der Mohnblume – die Schamanin“. Das Mädchen ist inzwischen eine Frau, sonst hat sich nicht viel geändert. Es freut mich sehr, dass diese Geschichte, die zumindest ein Stück weit die ausgetretenen Fantasy-Pfade verlässt, auch in Deutschland verlegt wird und Aufmerksamkeit erfährt. Ein Land in endlosem Krieg CN: Kriegsverbrechen, sexuelle Gewalt, Drogenabhängigkeit Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat und sich komplett vor Spoilern schützen möchte, der überspringe diese Absätze bis zur nächsten Überschrift. Auch der zweite Band dreht sich um Rin, Schamanin des Phoenix, eines grausamen Feuergottes. Durch den Einsatz extremer Gewalt und unter dem Verlust dessen, was ihr am liebsten war, hat Rin ihr Land vor der Invasion gerettet. Nun ist sie zutiefst traumatisiert und verbringt ihre Tage am liebsten zutiefst im Opiumrausch. Nur so kann sie zeitweise die Stimme des Gottes in ihrem Kopf ausblenden, den es ununterbrochen nach Zerstörung gelüstet. Allerdings sind die Dienste der Frau, die ein ganzes Land in Schutt und Asche gelegt hat, weiterhin sehr gefragt. Der Drachenkriegsherr ergreift die Gunst der Stunde und will mit Rins Hilfe die Kaiserin stürzen. Nikan soll nicht länger Kaiserreich sein, sondern zur Republik werden. Eine neue Gelegenheit für Rin das zu tun, was sie am besten kann: Kämpfen. "Viele Menschen werden dich ausnutzen oder dich töten wollen. Wenn du am Leben bleiben willst, musst du dich für eine Seite entscheiden. Also entziehe dich nicht dem Krieg, Kind. Schrecke nicht vor dem Leid zurück. Wenn du Schreie hörst, renne auf sie zu." - Im Zeichen der Mohnblume - Die Kaiserin, S. 214 Geschichtsunterricht Beim ersten Buch war es mir noch gar nicht so bewusst, aber die Bücher sind eng angelehnt an die jüngere chinesische Geschichte. Der erste Band dreht sich um den zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg und behandelt auch das Nanking-Massaker. „Die Kaiserin“ spielt während des chinesischen Bürgerkrieges (1927-1949), nach dessen Ende die Volksrepublik China gegründet wurde. Tatsächlich habe ich auch während dem Lesen das Buch zur Seite gelegt und einen kompletten Abend zur Geschichte Chinas recherchiert und gelesen. Das ist bisher noch selten einem Buch gelungen. Wo ist der Haken? Ein frisches Szenario also, geschichtliche Bildung ist gleich mit inbegriffen und spannend ist „Im Zeichen der Mohnblume – die Kaiserin“ auch. Das schamanistische Magiesystem mit Menschen, die Macht von Göttern borgen, ist total interessant. Alles in Butter also? Ein Jahreshighlight? Nicht ganz. Denn an einem scheitert das Buch für mich: An den Figuren, allen voran Protagonistin Rin. Manchmal wollte ich sie schütteln und ihr zurufen: „Sei doch nicht so dumm! Wach auf, tu was! Lass das nicht mit dir machen, du bist die mächtigste Person im ganzen Land!“ Anfangs gefällt Rin sich in ihrer Opferrolle, dröhnt sich mit Opium zu, weigert sich, Verantwortung zu übernehmen. Später beweist sie immer wieder offensichtlich einen sehr schlechten Geschmack bei der Wahl ihrer Verbündeten. Sie lässt sich von anderen ein ums andere Mal erniedrigen, tut nichts, wenn man sie als Untermenschen bezeichnet, im Gegenteil. Obwohl sie sich im ersten Band geschworen hat, nie mehr jemandes Experiment zu sein, lässt sie sich von den Hesperianern (analog den Europäern) wöchentlich untersuchen, wenn auch widerwillig. Krankhaft sucht Rin die Anerkennung einer Vaterfigur, den sie vermeintlich im Drachenkriegsherren ausgemacht hat. Dabei wird der Leser*in schon zu Beginn klar: Das kann nur schiefgehen. Und dann auch noch diese Mehr-oder-weniger-Liebesbeziehung mit dem *verzeih* Arschloch Nezha. Ehrlich, das war beim Lesen wahnsinnig frustrierend. Oft hat mich Rins Verhalten einfach wütend gemacht, sodass ich wirklich nur wenig positive Gefühle ihr gegenüber aufbringen kann. An anderen positiven Figuren mangelt es – leider – auch. Am ehesten mochte ich noch die Auftritte von Venka, Nezhas Schwester, die mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat, aber oft so handelt, wie ich es mir von Rin gewünscht hätte. Fazit Es gibt viel Gutes, Spannendes, Interessantes im Buch, aber für mich scheitert das Buch leider an seiner nervigen Protagonistin. Keine Höchstwertung also. Trotzdem ist die Reihe wirklich lesenswert und ein wichtiger Beitrag für mehr Diversität in der Fantasy: Weder von einem mittelalten weißen Mann geschrieben, noch in einer europazentrierten Mittelalterversion angesiedelt, in der vielleicht sogar durch bestimmte Figuren rassistische Ideologien weiterverbreitet werden (Stichwort Orks). Dafür gibt es von mir 4 von 5 Sternen. Diese Rezension ist auch auf meinem Blog Im Buchwinkel erschienen.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.