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Rezension zu
Das Salz in der Wunde

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Jean Prévost – Das Salz in der Wunde

Von: Mareike/Herzpotenzial
27.05.2015

Dieudonné Crouzon ist ein junger Absolvent, ohne größere Nöte. Er verbringt seinen Nachmittag gelangweilt auf dem Sofa eines Freundes liegend und lässt seine Gedanken schweifen. Vermutlich ist er kurz eingedöst, als sein Freund Dousset schnell eine Besorgung erledigen geht. Er ist noch ein wenig verträumt und benommen, als er sich plötzlich mitten in einem handfesten Streit mit seinem zurückgekehrten Freund befindet. Der wirft ihm vor, Crouzon habe seine Geldbörse gestohlen, ein Missverständnis, doch die Situation eskaliert und Dousset geht nach einem Faustschlag zu Boden. Die Geldbörse wird gefunden, sie war hinter eine Schublade gerutscht, doch die Freundschaft ist dahin. Die jungen Männer sind beide in ihrem Stolz so sehr verletzt, dass sie wohl nie mehr miteinander sprechen werden. Nachdem Dieudonné zunächst versucht, andere Freunde aus dem gemeinsamen Bekanntenkreis für seine “Seite” zu gewinnen, merkt er schnell, dass sein gesellschaftliches Leben in Paris einen Makel bekommen hat. Seine Berufsaussichten sind eingeschränkt und die Schmach brennt tief in ihm. Hals über Kopf verlässt er Paris und zieht in die Provinz. Doch für ihn ist klar: Er wird es seinen ehemaligen Freunden eines Tages zeigen, er wird sich für die Schmach rächen und aus seinem Leben etwas machen, damit die anderen vor Neid erblassen. Der Einstieg in dieses Buch ist ungewöhnlich rasant. Innerhalb weniger Seiten kommt es zur Eskalation und zum Bruch in der Freundschaft der beiden jungen Männer. Man wird in eine Handlung hineingeworfen und wird von einer drängenden Energie durch die Seiten und die Lebensjahre des hitzigen Dieudonné getragen, ohne viel Verschnaufpausen. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass von einer solch drängenden Energie beseelt war. Der Protagonist ist mit seinem sehr rachsüchtigen und zu gleich kühlem Kalkül nicht unbedingt der typische Held eines Romans. Er macht es einem nicht unbedingt leicht ihn zu mögen. Im Gegenteil, begeht er einige sehr kaltblütige und für mich nicht immer ganz nachvollziehbare Taten, die dem Buch jedoch eine drängende Intensität verleihen, die mich zeitweise an einen modernen Thriller erinnert hat. Tatsächlich schafft er es mit sehr viel harter und geschickter Arbeit nach und nach den gesellschaftlichen Aufstieg. Es wird beschrieben, wie er vom Journalist zum Werbemogul einer ganzen Region wird, wie er sich durch geschickte Investitionen eine eigene Druckerei kauft – alles aus eigener Arbeit ohne irgendein Kapital. Es ist beeindruckend seinen Aufstieg zu verfolgen, wie er entgegen aller gesellschaftlicher Vorbehalte einen Weg für sich – und später seine junge Frau – findet. Doch ist “Das Salz in der Wunde” für mich kein klassischer Entwicklungsroman, denn dieser von Rachegelüsten beseelte Mann bleibt seinem Ziel nach Vergeltung durchgängig treu, ihm gelingt keine seelische Entwicklung. Hass, Wut und kaltes Kalkül durchdringen sein Handeln über einen langen Zeitraum. Und doch ist da etwas Feines an ihm, etwas Zerbrechliches. Wie er sich den Frauen in diesem Buch nähert, mit Anmut und Respekt. Wie er mehrfach kurz vor einem Zusammenbruch steht und seine Verzweiflung in Migräneattacken Bahn bricht. Jean Prévost ist ein Autor, der bisher wohl eher wenig in Deutschland bekannt sein dürfte. In den 1920er und 30er Jahren hat er mehrere literarische Werke veröffentlicht, hatte Kontakt zu Hemmingway, ging bei Shakespeare and Company ein und aus und arbeitete an einigen literarischen Zeitschriften mit. Ein Mann voller Tatendrang und schriftstellerischem Feuer, der im Zweiten Weltkrieg in den Untergrund ging und im Einsatz für die Résistance erschossen wurde. Diese ungewöhnliche brennende Energie merkt man auch seinem Protagonisten in “Das Salz in der Wunde” an. Ein wirklich ungewöhnliches Leseerlebnis. Fazit Dieses Buch ist eine interessante und ungewöhnliche Wiederentdeckung eines viel zu früh gestorbenen Autors. Die rasante Aufstiegsgeschichte eines von Wut und Selbstzweifel geplagten Mannes. Spannungsgeladen wie ein Krimi vor kunstvoller Sprache strotzend.

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