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Rezension zu
Die letzten Wächter

Ein letzter Besuch bei den Wächtern

Von: Katrin
02.06.2015

Normalerweise schreibe ich nur über Buchreihen als Ganzes, da es unglaublich schwierig ist, ein Buch aus der Serie zu erklären, ohne zu viel zu verraten. So drehte sich bereits meine zweite Veröffentlichung auf Inkunabel ganz um die bekannte Wächter-Reihe des russischen Autors Sergej Lukianenko. Damals dachte ich, mit dem fünften Band sei Schluss – was sich zwar ein wenig unbefriedigend anfühlte, aber durchaus vertretbar war. Doch weit gefehlt! Tatsächlich fand die Buchreihe ihren Abschluss mit der Anfang diesen Jahres erschienenen Klappenbroschur Die letzten Wächter. Die Überraschung, noch einmal bei der Nachtwache vorbeischauen zu dürfen, sorgte bei mir für ein durchdringendes Glücksgefühl. Aus diesem Grund empfand ich das überwältigende Bedürfnis, diesem Finale ausnahmsweise eine ganze Rezension zu widmen. Ohne ein wenig Vorwissen ist diese sicher schwierig nachzuvollziehen, daher empfehle ich einen kurzen Blick in meinen Buchtipp vom Vorjahr. Seid also gewappnet, Gefolgsleute: Denn hier geht es um nichts Geringeres als das Schicksal der gesamten Welt! Es sind einige Jahre nach den dramatischen Enthüllungen in Wächter des Morgen vergangen und Nadja, die Tochter des hohen lichten Magiers Anton Gorodezki, ist mittlerweile ein Teenager. Als sie überraschend von einem übermächtigen Gegner angegriffen wird, sind die Moskauer Nacht- und Tagwache in höchster Alarmbereitschaft. Laut einer mysteriösen Prophezeiung bleiben den Anderen ganze fünf Tage, den Menschen sechs, bevor ihnen die endgültige Vernichtung droht. Verantwortlich hierfür ist eine uralte, unbesiegbare Macht, die offenbar gern für eine Grundreinigung sorgen würde. Die in der Prophezeiung erwähnte sechste Wache scheint eng mit der angekündigten Katastrophe verknüpft zu sein. Bietet die rätselhafte Institution vielleicht einen Weg, um das drohende Unheil abzuwenden? Da in den Archiven beider Wachen rein gar nichts zur sechsten Wache und deren Zweck auffindbar ist, begibt sich Anton auf Gesers und Sebulons Weisung hin auf die gefährliche Suche nach Informationen und Verbündeten. Doch nicht nur die Zeit sitzt ihm hierbei im Nacken, sondern das Zwielicht selbst scheint unaufhaltsam seine Fühler nach ihm und seiner Familie auszustrecken … Um es vorweg zu nehmen: Selten habe ich das Ende einer Buchreihe als derart geschlossen empfunden. Ein wahrhaft würdiges Finale! Die Beziehungen der Figuren untereinander werden entschlüsselt und sämtliche Geheimnisse endgültig entwirrt. Das geht zwar hier und da schon mal auf Kosten des Erzähltempos (Noch nie wurde DERART viel geredet!), doch dafür bleibt wirklich keine Frage ungeklärt – selbst wenn einem die Antwort nicht unbedingt gefallen mag. Im Ausgleich dafür lässt Lukianenko quasi nebenbei die ein oder andere Bombe platzen. Herrlich! So manche vorangegangene Intrige erscheint dadurch in ganz neuem Licht. Zum Schluss beschlich mich deshalb das Gefühl, dass es sich lohnen könnte, mit dem erworbenen Wissen im Hinterkopf, die gesamte Geschichte noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Obwohl sich der Roman im Vergleich zu seinen Vorgängern noch etwas melancholischer, kompromissloser und dialoglastiger gestaltet, bleibt wie immer auch der Humor nicht auf der Strecke. Allein die ständigen Kabbeleien zwischen den Leitern der Tag- und Nachtwache, sind wieder wunderbar ironisch und bissig. Die Großspurigkeit, mit der sich manche äußern, nur um im nächsten Moment damit auf die Nase zu fallen, sorgt ebenfalls erneut für einige Schadenfreude. Überdies werden ganz am Ende endlich zwei dringend überfällige Ohrfeigen verteilt, über die ich mich einfach nur amüsiert habe. Mit dem Hauptcharakter Anton Gorodezki wird, im Guten, wie im Schlechten, ein für alle Mal abgerechnet. Als Leser durfte man die Entwicklung des Protagonisten durch die unglaublichsten Geschichten hindurch und über einen Zeitraum von etwa 25 Jahren mitverfolgen. Hierbei erhielt Anton vom Autor stets die Gelegenheit, sich zu erklären, Fehler zu begehen und an den Folgen seiner Handlungen zu wachsen. Insgesamt zeigt sich der Protagonist in diesem letzten Band gereift und ist in seine Rolle als Wächter hineingewachsen. Er ist zwar einerseits opferbereit, legt andererseits jedoch echte Härte an den Tag. Während er früher teilweise sehr mit sich und seinem Platz im Leben haderte, hat er sich nun mit den Gegebenheiten abgefunden und folgt konsequent seinem eigenen Urteil. Anton wundert nichts mehr, da er sich abgewöhnt hat, ein bestimmtes Ergebnis zu erwarten. Das wirkte auf mich mitunter etwas verbittert und ließ auf eine eher zynische Weltanschauung schließen. An manchen Stellen war mir Anton sogar ein wenig unsymphatisch oder verhielt sich für meine Begriffe einfach falsch. Schließlich hat es ihm aber der Autor während all der Jahre auch nicht allzu leicht gemacht und ihn so richtig schön hin und her geschubst. Generell werden Fakten nur häppchenweise verteilt, was den Leser wie auch den Protagonisten ein ums andere Mal in die Irre führt. Was tatsächlich Ursache ist und was Wirkung, lässt sich deshalb meist nicht eindeutig beantworten. Diese Vorgehensweise Lukianenkos zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bände der Reihe, ermöglicht das Spinnen komplexer Geheimnisse und verknüpft diese eng mit den Charakteren. Totes Personal gibt es hier nicht! In meinen Augen sorgte das stets für genau die richtige Dosis an Spannung und überraschenden Wendungen. So steuern Die letzten Wächter unaufhaltsam auf ein Finale zu, das zwar passt wie ein Vampir in die Blutbank, aber sicher nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Letztendlich läuft eben alles auf die eine große Frage hinaus: Was wärest du bereit zu opfern, wenn die gesamte Welt auf dem Spiel steht? Tja, ihr Schätzelein, lest einfach diese sechs fantastischen Fantasy-Wälzer und ihr werdet es erfahren. ;)

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