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Rezension zu
Engelskalt

Gewagt, bestialisch, spannend! Aber leider stellenweise etwas unausgewogen!

Von: Floh
03.06.2015

Samuel Bjørk. Dieser Autor sorgte mit seinem Thriller-Debüt "Engelkalt" in seiner Heimat Norwegen bereits für harsche Kritiken und kontroverse Diskussionen. Seine Recherche zu "Engelskalt" trieb dem Autor selbst einen Schauer über den Rücken und sorgte beim Schreiben für Angst und Beklemmung, sagt er. Dieses Werk, sein erster Thriller, wurde in einer ausführlichen Radiosendung hoch gelobt und gepriesen. Der norwegische Autor und Songwriter Samuel Bjørk mit seinem Erfolg und Können mit anderen großen Größen und Bestsellerautoren der skandinavischen Spannungsliteratur gemessen. Zu Recht? Das wollte ich wissen, und wurde neugierig und gespannt auf diesen Thriller. Dementsprechend groß war meine Vorfreude, aber dementsprechend hoch waren auch meine selbst gesteckten Erwartungen... Erschienen im Goldmann Verlag (http://www.randomhouse.de/goldmann/) Inhalt: "Ein Spaziergänger findet im norwegischen Wald ein totes Mädchen, das mit einem Springseil an einem Baum aufgehängt wurde und ein Schild um den Hals trägt: „Ich reise allein.“ Kommissar Holger Munch beschließt, sich der Hilfe seiner Kollegin Mia Krüger zu versichern, deren Spürsinn unschlagbar ist. Er reist auf die Insel Hitra, um sie abzuholen. Was Munch nicht weiß: Mia hat sich dorthin zurückgezogen, um sich umzubringen. Doch als sie die Bilder des toten Mädchens sieht, entdeckt sie ein Detail, das bisher übersehen wurde – und das darauf schließen lässt, dass es nicht bei dem einen Opfer bleiben wird ..." Schreibstil: Der Schreibstil des Autors Samuel Bjørk gefällt mir sprachlich recht gut, jedoch spüre ich hier beim Lesen eine gewisse Voreile. Der Autor versucht für meinen Geschmack zu eilig in die dunklen Abgründe eines Thrillers vorzudringen. Hier fühlte ich mich anfangs etwas überrumpelt und übermannt. Schonungslos prescht der Autor mit seiner Story vor und bietet schnell unhaltsamen Nervenkitzel und Abscheu. Erschreckende Passagen und schonungslose Einblicke paaren sich mit selbst gestricken Mutmaßungen und schlimmsten Hirngespinnsten. Nach diesem ersten anfänglichen Überfallkommando beruhigt sich der Plot ein wenig und wir Leser dürfen voller Spannung und Neugier den Ermittlungen beiwohnen. Hier besitzt der Autor Samuel Bjørk ein feines Händchen, findet treffende Worte, beschwört Gänsehaut, eine Atmosphäre des Nervenkitzels und setzt sogar kleine Ruheoasen ein. Das ganze Werk wird in einer neuen Form des wechselnden Erzählstils zu mehreren Handlungssträngen und Perspektiven verwoben. Dadurch sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und spannungsgeladen. Trotz der Facette im Stil der Umsetzung, bedient sich Samuel Bjørk jedoch einer sehr einfachen und klischeehaften Ausdrucksweise, seine Sätze sind skandinavisch-geprägt und aussagekräftig, es gibt selten komplexere Verschachtelungen oder Passagen, das Lesen gleitet so dahin. Wenn der Autor Samuel Bjørk die Ereignisse und die Chronologie des Geschehen aus Sicht von mehreren Standpunkten und Zeiten, sowie aus Sicht von Holger Munch und der angeschlagenen Mia Krüger, seinen Protagonisten, schildert, so zeigt er die Vorkommnisse aus wechselnden Perspektiven, die sich später zu einer zündenden Lunte verweben und für eine Explosion der psychischen Störungen entläd. Hier bringt der Autor einen wunderbar authentischen und bildhaften Schreibstil in seinen Thriller, der berichtet und unheimlich interessante Passagen und Fakten und natürlich schonungslose und gnadenlose Abgründe der menschlichen Psyche bringt. In den polizeilichen Ermittlungen, Befragungen, Spurensicherungen und Behördenwegen empfinde ich den Thriller jedoch leider etwas unsicher und daher eher seicht und irreal gehalten. Das kann aber auch daran liegen, dass ich in den vergangenen Wochen gleich drei hochkarätige, komplexe und äußerst intelligente Krimi und Thriller regelrecht bewundert und verschlungen habe. Diesen ausgefeilten Schreibstil finde ich hier nicht in jedem Punkt, ich möchte aber auch keine Birnen mit Äpfeln vergleichen. Der Thriller vom norwegischen Autor Samuel Bjørk liest sich leicht und flott, dennoch mit Spannung und Nervenkitzel. Der Erzählstil erweist sich als Tatsachenbericht, Verhör und Rechtfertigung des Charakters Holger Munch. Nach einem fulminanten und etwas überrumpelden und unklaren Einstieg ebbt die Spannung dann auch schnell wieder ab und wird zu einem erzählenden Roman ohne Thrill oder Nervenkitzel. Teils vorhersehbar und etwas irreal und bodenlos. Ein Werk, welches man eher von außen betrachtet, bis gegen Ende der Ermittlungen der Spannungsbogen enorm rasant und spitz wieder aufgebaut wird und sich die Puzzleteile fügen. Der Klapptext lässt eine vielversprechende Story erwarten. Anfangs geht es auch gründlich mit vielerlei Informationen und Spuren und Passagen weiter, hier herrscht manchesmal etwas Durcheinander, bis auch der Leser den Faden aufnehmen kann. Das muss man aber als Leser mögen und zulassen können, für mich kostet es leider einen Stern in der Wertung. Loben möchte ich, dass Samuel Bjørk trotz aller Subtilität, mit seiner Art des Schreibens und mit seinem feinen Händchen Bilder im Kopf des Lesers erzeugt und lebendig werden lässt. Der Einstieg in das Buch ist etwas ganz Spezielles und schraubt zudem die Erwartungen des Lesers extrem hoch, odr schreckt ihn gleich gänzlich ab. Das war S. Bjørks Eigentor, meiner Ansicht nach. Er trifft anfangs den Nerv der Zeit und ders Thrills, wartet mit Schleierhaftem und Mysteriösen auf und schwenkt leider dann drastisch ab in die erzählende Perspektive, die so dahin siecht. Leider schwächelt die Umsetzung in der Gesamt-Spannung, so dass das Gelesene zwar Höhepunkte aufweist, aber nur punktuell überzeugen kann. Charaktere: Der Autor Samuel Bjørk bringt mit Holger Munch einen sehr eigensinnigen und prägenden Hauptcharakter und Protagonisten ins Geschehen. Hier bietet der Autor durch die Augen von Munch enorme Einblicke in sein Leben und seiner bisherigen Vergangenheit, so lernen wir Holger sehr detailliert kennen und haben sogleich Bezug zur angeschlagenen Mia Krüger, die sich bedauerlicherweise das Lben nehmen will, bis ein besonderer Fall von den eigenen Leid und Schmerz ablenkt. Der Fall und das weiblicher Opfer, die nagende Botschaft, wie ein Mantra, eine Metapher an die Nachwelt bringt nach und nach viele Geheimnisse ans Licht und Mutmaßungen, die unter die Haut gehen. Hier sind es die mysteriösen Umstände, die Rachsucht, die Mordlust und Machtspiele, die private Situation und die Dramaturgie des Falls.... oder steckt noch viel viel mehr dahinter? Nach und nach deckt schließt sich der Kreis. Wer wird noch in die Fänge des psychopathischen Täters geraten? Oder ist die Suche nach einem Serienkiller der falsche Ansatz? Polarisierende Hauptcharaktere! Auch die vielen interessanten Nebenrollen sind mit Bedacht und Hintergrund erschaffen. Einige werden den Leser wirklich überraschen, andere treiben den Leser in den Wahnsinn und Holger Munch zur Weisglut! Einige sind im großen Showdown gar nicht mehr am Leben. Schauplätze: Hier glänzt der Autor mit gutem Geschick, ein besonderer Pluspunkt. Denn Autor und Norweger Samuel Bjørk bringt die alte Heimat und Kinderstube des sonderbaren und eigensinnigen Holger Munch sehr gut in den Thriller ein, zudem spielt der Autor mit bekannten Städten, Straßennamen,Vegetation, Landschaft, norwegisch-klingenden Einrichtungen, was mir sehr gut gefällt. Viel skandinavischen und aber auch stimmigen Lokalkolorit verwebt er in seine Handlung. Äußerst interessant und für mich eine tolle Besonderheit in dem eher langatmigem Fluss der Ermittlungen. Der Autor bietet aber nicht nur örtliche Kulissen, er bietet dem Leser auch einen Blick in die Welt von geschundenen Seelen und kranken Psychen. In eine Machenschaft aus Tod, Mord, Auswegslosigkeit, Resignation und Verderben. Meinung: Leider hat mich dieser in den Medien hochgelobter Thriller, mit dem verheißungsvollen Titel "Engelskalt" in vielen Punkten einfach nicht ganz überzeugt. Auch wenn ich Debüts und vor allem auch skandinavische Krimi und Thriller liebe, sollten die möglichen Stärken und Potentiale und das Können, auch im Gesamtrückblick der gelesenen Seiten überzeugen und nachhallen. Ein Thriller sollte aber auch so spannend sein, dass es nicht zur Geduldsprobe wird, der Anfang ist sehr hart und könnte so manchen Leser abschrecken. der Mittelteil gleitet so dahin, während das Ende wieder enorm an Fahrtwind erhält. Das Ende lohnt zwar das Durchhalten, aber ein spannendes und turbulentes Ende ist leider nicht die ganze Miete. Großer Minuspunkt ist für mich die wenige Spannung im Mittelteil, die leider die Euphorie verklingen lässt. Anfang und Ende sind spitzenmäßig Thriller-Like, aber es war eher meine reine Neugier, die mich durch die Seiten führte, nicht der Fall an sich. Dadurch entstehen viele Längen und das Gelesene erscheint zäh. Der Klapptext war so appetitanregend, dass sich der Autor leider ein Beinchen gestellt hat. Zudem die vielen hochlobenden Worte der Buchwelt und der Radiosendung, die ich verfolgt habe. So waren meine Erwartungen einfach zuuuu hoch, alsdass ich mich zu mehr Sternen hätte bewegen können. Dennoch würde ich gern mehr vom Autor lesen, um seine Entwicklung zu erfahren, denn Können hat er, er muss es meiner Meinung nach nur vollständig nutzen und ausgewogener werden. Nun möchte ich natürlich auch die Stärken nennen, die dieses Buch besitzt und mich an den Seiten band. Autor Bjørk hat mit seinem nordisch-angehauchtem und sehr angenehmen Schreibstil einen Wiedererkennungswert erlangt. So habe ich bisher skandinavische Lietratur erlebt und auch hier freudigerweise finden können. Sehr bestialisch und schonungslos zu Beginn, was ich im Ganzen sehr fesselnd finde, dennoch muss sich der Leser darauf einlassen können. Ich brauche sicherlich weiteren Anlauf dazu, doch eine Marke hat sich dieser Autor schon gesichert. Er hat einfach den skandinavischen Lokaltouch, den ich auch in diesem Werk für mich erhofft habe. Das zeigt sich gerade an den Schauplätzen, Namen und Gepflogenheiten. Zudem hat er tolle Schauplätze und sehr intensiv und eindringliche Charaktere erschaffen. Eine Mischung aus Sympathie, Unverständnis, Überraschungen und Verständnis. Sehr wunderbar abgestimmt. Zudem ist der Beginn des Buches ganz besonders. Hätte Samuel Bjørk mehr Mut zu Hochspannung, Provokation und Thrill bewiesen und seine Ideen mit mehr Pfiff auf die Seiten niedergeschrieben und ausgewogener über das Gesamtwerk verteiltt, wäre für mich vielleicht ein wirkliches Lesehighlight und Thrillerdebüt entstanden, so leider nicht ganz! Cover / Buch: Das Cover, so besonders wie speziell. Das Cover zog direkt meine Blicke an. Der Titel macht neugierig und der Klapptext verspricht Thriller und Ermittlungen pur! „Engelskalt“, die Kühle, der Tod, das Erstarren und Entsetzen… Das Cover lädt zu Assoziationen ein. Das mag ich. Zum Autor: "Hinter dem Pseudonym Samuel Bjørk steht der norwegische Autor, Dramatiker und Singer-Songwriter Frode Sander Øien. Er wurde 1969 geboren, schrieb im Alter von 21 Jahren sein erstes Bühnenstück und veröffentlichte seitdem zwei hochgelobte Romane sowie sechs Musikalben. „Engelskalt“ ist sein erster Thriller. Derzeit lebt und arbeitet er in Oslo." Fazit: Dieses Debütwerk besitzt viel Potential und der Autor muss es nur ausschöpfen, und seine Nuancen ausgewogener auf allen Seiten verteilen. Dann wäre auch ich ganz begeistert gewesen. Meine reine Neugierde war es, die mich das Buch beenden lies, leider nicht die zuvor assoziierte Hochspannung und das zuvor angepriesene Können und Talent des Autors. Daher leider nur 3,5 Sterne dafür.

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