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Rezension zu
Ich vermisse dich

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Trotz kleiner Schwächen letztlich doch ein gewohnt spannender Coben-Thriller

Von: Büchermonster
08.06.2015

„Ich vermisse dich“ – bei solch einem Buchtitel denkt man vermutlich eher an an einen kitschig-romantischen Nicholas-Sparks- oder Cecilia-Ahern-Roman statt an ein Werk von Bestseller-Autor Harlan Coben, dennoch bleibt dieser auch mit seinem neuen Buch seinem Stil treu und präsentiert seinen Lesern einen weiteren in New York angesiedelten Thriller. Allerdings dauert es diesmal eine Weile, bis dieser auch tatsächlich als solcher erkenntlich ist, denn zunächst beginnt „Ich vermisse dich“ tatsächlich ein wenig wie ein schmalziger Liebesroman: Polizistin Kat Donovan ist seit der überraschenden und nach wie vor nicht ganz überwundenen Trennung von ihrer großen Liebe vor fast zwei Jahrzehnten abgesehen von ein paar unbedeutenden kurzen Affären überzeugter Single und hat die Hoffnung auf familiäres Glück eigentlich schon aufgegeben – stattdessen stürzt sich Kat mit vollem Einsatz in die Arbeit und ihren Aufstieg bei der New Yorker Polizei. Dazu gesellt sich dann die obligatorische beste Freundin, die Kat hinterrücks bei einer Online-Partnerbörse anmeldet und sie so endlich einmal verkuppeln will. Dort stößt Kat natürlich zufällig auf was? Richtig, das Profil ihrer großen Liebe Jeff. Spätestens an dieser Stelle sind dann mir Bedenken aufgetreten, ob Harlan Coben nicht vielleicht doch das Erzählen der ewig gleichen (aber stets unterhaltsamen) Vermissten- und Vergangenheitsbewältigungs-Storys leid geworden ist und einen Ausflug ins romantische Fach gewagt hat, zumal sich lange Zeit auch kein wirklicher Kriminalfall andeutet, in dem Kat Donovan früher oder später ermitteln müsste. Einzig die Entwicklung, dass der Mörder ihres vor 18 Jahren getöteten Vaters im Gefängnis kurz davor steht, den Löffel abzugeben und damit möglicherweise wichtige Informationen mit ins Grab nimmt, lässt in der Anfangsphase auf ein wenig Spannung hoffen. Was Harlan Coben zu Beginn etwas vermissen lässt, holt er dann aber im Mittelteil umso energischer nach. Plötzlich ergibt sich Handlungsstrang um Handlungsstrang: Zu dem offenbar nicht ganz lückenlos aufgeklärten Mord an Kats Vater und den romantischen Internet-Abenteuern der Polizistin gesellen sich nach und nach eine Vermissten-Story (der Autor kann anscheinend einfach nicht ohne…), ein skrupelloser Serienkiller, ein möglicher Korruptionsskandal beim NYPD, ein Familiendrama und weitere kleine Nebenkriegsschauplätze. Coben gelingt es zwar, diese vielen Puzzleteile auf spannende Weise miteinander zu verknüpfen und er leistet sich in der Konstruktion seiner komplexen Story auch keine augenscheinlichen Patzer, allerdings kann man nur schwer das Gefühl abschütteln, dass dieser Thriller einfach zu vollgepackt ist. Es wäre noch halbwegs glaubwürdig, wenn sich diese verschiedenen Geschichten auf mehrere klare Nebenhandlungen verteilen würde, allerdings dreht sich hier wirklich alles früher oder später um die Figur von Kat Donovan – und da ist es nun einmal vorsichtig ausgedrückt höchst unwahrscheinlich, dass zeitgleich mit neuen Entwicklungen im Mordfall ihres Vaters plötzlich ihre alte Liebe wieder auftaucht, diese dann auch noch in eine ihrer Ermittlungen verwickelt wird und so weiter und so fort. Hier wird der Zufall wiederholt überstrapaziert, so dass man hin und wieder um ein gewisses Augenrollen nicht umher kommt. Ebenso wenig lässt sich aber auch leugnen, dass „Ich vermisse dich“ trotz aller fragwürdiger Zusammenhänge nun einmal dennoch ziemlich packend und abwechslungsreich ist und sich die Spannung abgesehen von der etwas schleppend verlaufenden Anfangsphase durchgängig auf einem guten Level bewegt. In der Hörbuchfassung kommt noch dazu, dass auch Sprecher Detlef Bierstedt als alter Harlan-Coben-Veteran wieder einmal einen guten Job macht, wenn man von der etwas nervigen und viel zu überspitzten Interpretation von Kats schwulem Yoga-Lehrer einmal absieht. Man könnte Coben vielleicht noch vorwerfen, dass er auch diesmal nur eine Variation seiner typischen Standard-Story abliefert – allerdings sollte man zum einen nach gefühlt unzähligen Thrillern mittlerweile darauf vorbereitet sein, zum anderen erzählt der Autor diese Geschichten aber eben auch mit einer sehr souveränen Routine, sodass seine Bücher letztlich doch immer wieder interessant und unterhaltsam sind. So ist eben auch „Ich vermisse dich“ wieder ein sehr solider Thriller geworden, der genau das bietet was man als Coben-Fan erwartet – nicht mehr und nicht weniger.

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