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Rezension zu
Zweistein oder Das Brummen der Welt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kann ein Teppich schlafwandeln? Kater Zweistein denkt nach

Von: Edith Nebel
30.07.2015

„Und wie ist es überhaupt im Katzenhimmel? Lauter selige Viecher, die nichts weiter tun, als sich auf der gemütlichsten Wolke auszustrecken und die Luft vollzuschnurren. Dazu hätte er überhaupt keine Lust.“ (Seite 65) Kater Zweistein lebt als glücklicher Freigänger bei seinem französischen Frauchen, Madame Fourgé (50) und wird ziemlich verwöhnt. Er ist, wie schon der Titel sagt, ein Kater „von nicht geringem Verstand“ und weiß, wie gut es ihm geht. Er wäre sogar bereit, persönliche Abstriche zu machen, wenn es dafür anderen Katzen ein bisschen besser ginge. Glück und Unglück scheinen ihm auf der Welt ziemlich ungleich verteilt zu sein, nicht nur unter den Katzen. Überhaupt verbringt Zweistein sehr viel Zeit mit Nachdenken. Sein schwarzer Katzenkumpel Gauß hat’s dafür mehr mit den Zahlen: er ist andauernd am Rechnen. Wie viele Katzen es auf der Welt gibt, will er berechnen, und wie lange Hunde durchschnittlich schwimmen können. Ob er damit jemals fertig wird? Und ob man jemals mit dem Denken fertig wird? Ist irgendwann mal alles gedacht, sind alle Fragen gestellt und zufriedenstellend beantwortet? Bei Kater Zweistein sieht es jedenfalls nicht danach aus. In 50 kurzen Texten sinniert er buchstäblich über Gott und die Welt. Warum brummt die Erde, wenn er sein Ohr an den Boden legt? Und warum gibt der Katzenplanet, den er manchmal nachts am Himmel beobachtet, ein Geräusch wie Mäusefiepen von sich? Wohin verschwinden die vergangenen Tage? Und hat ein Computer tatsächlich einen Geist? Seine Dosenöffnerin, Madame Fourgé, behauptet das. Ihr Rechner habe den seinen gerade aufgegeben. Und wo ist er jetzt, der aufgegebene Computergeist? Wozu sind die Löcher im Käse gut? Dienen sie vielleicht als Schatzkarte? Kann ein Teppich schlafwandeln? Warum muss man zu Besuchern nett sein, auch wenn sie einem auf die Nerven gehen? Und weshalb lügt Frauchen die Nachbarin schamlos an? Aus Höflichkeit, sagt sie. Und ob sie wirklich verstanden hat, was ihr der Tierarzt alles erklärt hat? Zweistein sagen Begriffe wie Miekro, Triecho, Dermatofüt und Dermatomük gar nichts, aber Madame hat dazu bestätigend genickt. Na ja, egal – zu diesem übergriffigen Kerl geht er sowieso nie wieder! Ärgern sich Fliegen eigentlich, wenn man sie ignoriert? Warum weiß niemand außer ihm die Segnungen der Langeweile zu schätzen? Dass Regentropfen wunderbare Musik machen, hört anscheinend auch keiner. Zweistein philosophiert über den Katzenhimmel, über tote Tauben, über Männer, Schmutz, Geduld und Schnee. Er würde gerne Mozart kennenlernen und möchte, dass ihm jemand die Geschichten aus Madames Büchern vorliest. Außerdem fragt er sich, ob er besser dran wäre, wenn er ein Vogel wäre – oder ein Hund. Ob der Nachbarshund aufgrund seiner Dummheit wohl zufriedener ist als er, der grüblerische Kater? Er hat ja schon erstaunliche Einfälle, der schlaue graue Kater der Madame Fourgé! Manches ist zum Kichern und Schmunzeln, anderes bringt den überraschten menschlichen Leser zum Nachdenken und Hinterfragen, nachdem man es durch Zweisteins Katzenaugen gesehen hat. Wer Spaß hat an klugen und auch mal müßigen Gedankenspielen, der ist hier richtig. An die lockeren Illustrationen der Künstlerin Stefanie Clemen muss man sich erst einmal gewöhnen. Gelegentlich muss man zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass sie sehr genau das wiedergeben, was Franziska Wolffheim in ihrem Text beschreibt. Die graphische Gestaltung spielt überhaupt eine wichtige Rolle in dem Buch. Die Überschriften benehmen sich zum Beispiel gar nicht so, wie man es aus Büchern gewöhnt ist. Statt brav über dem Text zu stehen, rutschen sie auch mal an die Seite, stehen schräg oder schlängeln sich wild über einen Text. Auch der Fließtext macht Faxen: wellenförmige Seitenränder in einem Text über eine Reise ans Meer, runde weiße Lücken im Beitrag über die Löcher im Käse, und als es ums Fischefangen geht, rücken die Buchstaben gezielt beiseite, um Platz für eine Angelschnur zu lassen. ZWEISTEIN ODER DAS BRUMMEN DER WELT ist ein geistreiches und unterhaltsames Gesamtkunstwerk für Katzenfreunde. DIE AUTORIN Franziska Wolffheim, 1962 in Hamburg geboren, ist Journalistin und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Viele Jahre war sie für die Zeitschrift "Brigitte" als Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. DIE ILLUSTRATORIN Stefanie Clemen, in Solingen aufgewachsen, studierte Kommunikationsdesign an der Folkwangschule in Essen. Bereits während des Studiums begann sie, für verschiedene Magazine zu illustrieren, was sie bis heute fortsetzt. Die Illustrationsstile variieren im Bezug auf die Themen. Stefanie Clemen ist verheiratet, hat drei Kinder und einen Kater. Sie lebt in Hamburg.

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