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Rezension zu
Das weiße Krokodil

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Packender und atmosphärisch sehr dichter Thriller vor exotischer Kulisse

Von: Büchermonster
10.08.2015

Man muss wohl entweder eine gewisse Todessehnsucht oder ein extrem großes humanitäres Engagement mitbringen, um eine gesicherte Existenz in England aufzugeben und stattdessen den Dschungel Kambodschas nach Minen zu durchsuchen – auf K.T. Medinas Protagonistin Tess Hardy in ihrem Debütthriller „Das weiße Krokodil“ trifft wohl beides irgendwie zu. Ebenfalls bemerkenswert: Tess hat ihr bisheriges Leben eigentlich nur aufgegeben, um den vermeintlichen Unfalltod ihres Ex(!)-Mannes aufzuklären, der sich von der Hochzeit bis zur Trennung zudem auch noch nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt hat. Als Minensucherin mit Afghanistan-Erfahrung bringt die Engländerin aber das nötige Know-How und die Abgeklärtheit mit, um auf den tödlichen „Killing Fields“ in Battambang die Reste des Rote-Khmer-Regimes zu beseitigen und das Gebiet für die von der brutalen Vergangenheit des Landes gezeichneten Menschen wieder halbwegs bewohnbar zu machen. Und die Spuren des brutalen Schreckensregimes sind nach wie vor allgegenwärtig: Es vergeht kaum ein Tag ohne Minenopfer, selbst Kinder laufen mit verstümmelten Gliedmaßen durch die schlammigen Straßen und auch wenn der Westen durch den Einsatz von Hilfsorganisationen den Wiederaufbau des Landes voranzubringen scheint, so bringen die Fremden nicht nur Sicherheit nach Battambang, sondern lassen fernab der Heimat auch ihre dunkelsten Seiten zum Vorschein kommen, die vor allem der weibliche Teil der Bevölkerung zu spüren bekommt. Alleine dieses exotische, aber durch den allgegenwärtigen Tod eben sehr albtraumhafte Setting sorgt schon für Schrecken, als die Geschichte selbst noch gar nicht richtig angefangen hat. Und K.T. Medina weiß vermutlich, wovon sie hier schreibt, denn als ehemalige Mitarbeiterin eines militärwissenschaftlichen Verlages verfügt die Autorin selbst über reichlich Kambodscha-Erfahrung, was die beschriebenen Zustände in diesem Land nur umso glaubwürdiger macht. Atmosphärisch ist „Das weiße Krokodil“ daher ungemein dicht und bedrückend, hat aber einen kleinen Makel: Über die Geschichte Kambodschas lernt man leider insgesamt etwas wenig – man sieht zwar die Folgen des Schreckensregimes der Roten Khmer, erfährt aber nie so genau, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Trotzdem bietet der Roman ein faszinierendes und originelles Setting, das Medinas Werk auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal verleiht. Glücklicherweise kann auch die Story an das packende Szenario anknüpfen. Tess Hardys Suche nach Erklärungen für den Tod ihres Ex-Mannes ist zwar nicht gleich von Beginn an auf einem hohen Spannungsniveau, ist aber dennoch jederzeit kurzweilig, weil die Geschichte mit so vielen und meist schwer verdaulichen Themen vollgepackt ist: die Unfälle auf den Minenfeldern Battambangs, eine Vermisstenserie einheimischer Frauen, häuslicher Missbrauch, Zwangsprostitution, Menschenhandel und sogar ein Mordfall im weit entfernten Manchester. Trotz der Komplexität behält K.T. Medina aber jederzeit den Überblick – die Handlung ist stets gut strukturiert und nimmt in der zweiten Hälfte dann auch richtig Fahrt auf, wenn die vielen einzelnen Fäden von der Autorin geschickt zusammengeführt werden. Auch die finale Auflösung sitzt und bietet nicht nur eine gelungene Schlusspointe, sondern lässt die Leser auch mit einem sehr beklemmenden Gefühl zurück. Insgesamt ist „Das weiße Krokodil“ also ein wirklich gelungener Thriller, der zu gleichen Teilen mit der packenden Story und dem faszinierenden Setting überzeugen kann, auch wenn der Roman nun nicht ganz die von mir erhoffte Geschichtsstunde geboten hat. Für Fans exotischer Thriller ist K.T. Medinas Erstlingswerk aber auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

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