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Rezension zu
Die Kälte im Juli

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Überraschende Wendung: Die Kälte im Juli – Joe R. Lansdale

Von: Dunkles Schaf
11.08.2015

Richard Dane erschießt einen Einbrecher – klarer Fall von Notwehr. Sieht die Polizei auch so. Der Vater des Einbrechers, Ben Russell, sieht das aber ganz anders. Kurz vorher aus dem Gefängnis entlassen sucht er Rache für seinen toten Sohn… Hört sich nach einer einfachen Geschichte an, nicht? Ein durchgedrehter Verbrecher, der Rache für seinen getöteten Sohn sucht. Naaaa, wir wären ja nicht bei Lansdale, wenn das so einfach wäre. Ich hatte das fast verdrängt, und so schafft es Lansdale wieder einmal, mich zu überraschen, in dem das Buch eine völlig andere Wendung nicht. Ein spleeniger Privatdetektiv spielt noch eine Rolle, das Zeugenschutzprogramm und ein Roadtrip. Doch schon bevor diese überraschende Wendung eintritt, gelingt es Lansdale seine Leser in Bann zu schlagen. Das Gefühl, wenn jemand die Privatsphäre verletzt, in die Räume eindringt, in denen man sich gibt, wie man ist, in denen man schläft und träumt. Die Angst, dass das Zuhause nicht mehr sicher ist. Der Einbrecher war nur kurz da, doch was er hinterlässt ist ein Gefühlschaos. Weder Richard noch seine Frau Ann fühlen sich noch sicher. Alarmanlagen und Gitter werden angeschafft, aber so ein richtiges Gefühl von Sicherheit will sich einfach nicht mehr einstellen. Eine permanente diffuse Angst liegt über dem ersten Drittel des Buches. Einzig Jordan, Richards Sohn, ist unbesorgt, da er den Angriff nicht mitbekommen hat. Dabei ist er das Ziel von Ben Russell, der nach dem Leitsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ vorgeht. Und das – das ist nur der Anfang. Danach wird die psychologische Raffinesse nach und nach mit Spannung gesteigert, um zu einem knallharten Hardboiled Krimi zu werden. Lansdale schickt den Leser, nach einer überraschenden Wendung auf einen Roadtrip mit einem abtrünnigen Familienvater, einem alten, verzweifelten Mann und einem leicht irren, schrulligen Privatdetektiv, der aber verdammt viel auf dem Kasten hat. Und natürlich gibt es ein fulminantes Ende mit vielen Waffen. Ganz nebenher flicht Lansdale dabei aber noch ein wichtiges Thema ein: die Vater-Sohn-Beziehung. Schon das Buch ist in die Abschnitte Söhne, Väter und Väter und Söhne aufgeteilt. Und so verbindet diese übergeordnete Beziehung mehrere zutiefst unterschiedliche Menschen und bietet dem Leser ein Potpourri an Charakteren, die wie immer liebevoll ausgearbeitet sind, und immer mit ein wenig Schrulligkeit bereit stehen. Ich bin tendenziell eher skeptisch gegenüber von Vor- bzw. Nachworten, doch diesmal fand ich es sehr interessant. Lansdale erzählt darin, wie er die Idee zu diesem Thriller gefunden hat und wie sie in ihm gereift ist. Er erwähnt auch, dass „Die Kälte im Juli“ anders für ihn war, als seine anderen Romane. Der Einblick des Autors war für mich beeindruckender, als die Worte, die oft von anderen über den Autor angefügt werden. Fazit: Das erste Drittel ist eher ruhig und unterschwellig, während dann ein verrückter Trip beginnt, der in einem hardboiled Ende gipfelt – ein tolles Lesevergnügen, welches mich letzten Sonntag überrascht und gefesselt hat.

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