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Rezension zu
Das Lachen und der Tod

Austreibung des Bösen *** Vorsicht Spoiler! ***

Von: Detlef M. Plaisier
08.09.2015

<em>Der Holocaust zieht eine lange, an Verästelungen und Schattierungen reicher werdende Spur der Rezeption, sei es in der Forschung, sei es in den Künsten. Das ist im Angesicht der Dimensionen des Dämonischen, die sich in der industriemäßigen Vernichtung der europäischen Juden entfesselten, nicht verwunderlich. Generationen von Zeitgeschichtlern, Soziologen, Philosophen haben dem Phänomen nachgespürt. </em> Joachim Fest fragte in seiner Hitler-Biographie, ob man ihn, Hitler, soll groß nennen können. Hannah Arendt prägte das Wort von der "Banalität des Bösen". Das Monströse war groß und banal zugleich, nicht aber großartig oder gar tief. Wo es aber gleichwohl in solch verstörender Weise dem Unrecht die Krone aufsetzt, bleibt am Ende nur Spott und Humor, um in dunkler Nacht ein Licht zu nähren. Charlie Chaplin hat dies getan mit seiner kongenialen Parodie auf den „großen Diktator“. Und in heutiger Zeit werden die Annäherungen an das Dritte Reich und dessen verbrecherische Protagonisten immer öfter in humoristischem Aggregatzustand unternommen, denn der Humor ist alter, anthropologisch erprobter Austreiber des Bösen. Mit dem Roman von Pieter Webeling „Das Lachen und der Tod“ liegt ein Stück Aufarbeitung des Dritten Reiches in eben diesem Sinne vor. Der auktoriale Erzähler Ernst Hoffmann ist berufsmäßiger Spaßmacher. Gegen Ende des Krieges wird er in ein Konzentrationslager deportiert. Die nach allem dürsten, was Menschlichkeit ausmacht, seine Mitgefangenen, nehmen die stärkende Nahrung des Lachens gern von Hoffmann entgegen. Selbst die SS meldet Bedarf an. Und Hoffmann lässt sich kaufen, denn es gibt eine Frau, derportiert wie er selbst, die er liebt und deren Leben er retten will. Webeling bringt mit dieser Anordnung jene Elemente in Stellung gegen Vernichtung, Auslöschung und Barbarei, die sich noch immer als die stärkeren erwiesen haben: Die Zuversicht und die Hoffnung, das Lachen mithin. Und die Liebe. Ein eindringliches, lesenswertes Buch. Dies dürfte nicht zuletzt an dem Umstand liegen, dass sein Autor als niederländischer Journalist viele Zeitzeugeninterviews mit Überlebenden des Holocaust geführt hat, eher er sich der epischen Form anvertraute. Autor der Rezension ist Karl Sensburg. Er rezensiert für den Literaturblog von Detlef M. Plaisier [Der Mann für den Text] Leipzig.

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