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Rezension zu
Nachts schwimmen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein tiefgreifender und emotionaler Roman über Gewissensfragen in der Liebe

Von: booksinmyworld
15.09.2015

„Nachts schwimmen“ ist mal wieder ein Paradebeispiel für perfekte Harmonie zwischen Covermotiv, Titel und Inhalt. Mich hat der Titel in Verbindung mit dem Cover, das größtenteils aus grün-blauem Poolwasser besteht, in dessen Zentrum der Titel und der Autorenname stehen und in dessen unterem Bildrand man ein vertraut wirkendes Paar am Poolrand sitzen sieht, sofort angesprochen. Vor allem die Tatsache, dass man aufgrund dessen nicht auf den Inhalt des Romans schließen kann, macht neugierig. Ganz anders als die Originalausgabe, deren Titel „His Other House“ schon viel von der Geschichte verrät, hat sich der deutsche Verlag für einen eher kryptischen Titel entschieden, der darauf anspielt wie Rachel und Quinn sich kennengelernt haben. Obwohl ich sonst immer eine Verfechterin der Originaltitel bin, gefällt mir in diesem Fall der deutsche Titel (vor allem in Verbindung mit dem Coverbild) um einiges besser. In „Nachts schwimmen“ erzählt Sarah Armstrong eine Geschichte, die so alt ist wie die Menschheit: eine Dreiecksgeschichte, bei der ein Mann zwischen zwei Frauen steht. Soweit erst einmal nichs Neues. Neu ist wie die Autorin diese Geschichte erzählt, nämlich mit dem Fokus auf den Gedanken aller drei Beteiligten. Abwechselnd wird der Plot aus der Perspektive von Quinn, seiner Ehefrau Marianna und der späteren Geliebten Rachel erzählt. Dabei wechselt die Sympathie mit den Protagonisten immer wieder beim Lesen. Keiner der drei ist durchweg sympathisch und genau hier liegt meines Erachtens die große Erzählkunst der Autorin. Der Leser soll nicht mit der armen Betrogenen sympathisieren oder den bösen Betrüger verfluchen. Vielmehr gelingt es Sarah Armstrong durch tiefe Einblicke in die Gefühlswelten der drei Beteiligten deren Handlungen – wenn auch noch so moralisch fragwürdig – nachvollziehbar zu machen. Als Leser fällt es schwer zu entscheiden wer sich richtig oder falsch verhält. „Nachts schwimmen“ verarbeitet gleich mehrere schwere Themen wie unerfüllten Kinderwunsch, Krankheit und Tod und natürlich das stets präsente Thema Treue und Ehrlichkeit. Dadurch ist dieser Roman teilweise schwer verdaulich, da eine gewisse düstere bzw. negative Grundstimmung die ganze Zeit latent vorhanden ist. Dies zeigt aber nur einmal mehr mit welcher Ernsthaftigkeit sich die Autorin mit den Themen auseinandersetzt. Im ersten Drittel des Romans steht der unerfüllte Kinderwunsch von Marianna und Quinn im Mittelpunkt- ein prekäres Thema, das die Autorin sehr sensibel und vor allem authentisch behandelt. Liest man das Nachwort des Romans findet man die Erklärung für eine derart intensive und tiefgreifende Auseinandersetzung mit dieser Thematik, da die Autorin hier persönliche Erfahrungen auf diesem Gebiet erwähnt. Besonders gut hat mir außerdem auch der Erzählstil der Autorin gefallen. Zum einen verzichtet sie auf den fast schon inflationären Ich-Erzähler. Trotz wechselnder Perspektiven greift sie auf die etwas neutralere 3.Person-Erzählweise zurück, was den Roman in meinen Augen nur noch wertvoller macht. Außerdem untergliedert sie die Geschichte in zwei Teile, wobei der erste sehr überraschend endet und der zweite 5 Jahre später und mit einer überraschenden Wende fortgesetzt wird. Zwei Kritikpunkte muss ich trotz all des Lobes dennoch anbringen: Der Handlungsverlauf ist weitestgehend vorhersehbar. Auch wenn man die Geschichte nicht im Detail vorhersagen kann, hält sich die Autorin mit überraschenden Wendungen sehr zurück, was ich ein wenig schade fand, da so ein wenig Potenzial des Plots verschenkt wird. Größter Kritikpunkt ist in meinen Augen das Ende, welches ich nach einer derart komplexen Story auf über 400 Seiten einfach als unbefriedigend empfand. Grundsätzlich brauche ich nicht immer ein Ende, das alle Fragen zu 100% aufklärt, aber bei „Nachts schwimmen“ bleiben bei mir einfach zu viele Fragen offen, weshalb ich den Roman ein wenig enttäuscht zugeklappt habe. Mein Fazit: „Nachts schwimmen“ ist ein tiefgreifender und emotionaler Roman über Gewissensfragen und den richtigen Umgang mit der Wahrheit in Beziehungen. Sarah Armstrong gibt dabei einen umfassenden Einblick in das Seelenleben ihrer Protagonisten, der den Leser oftmals seine vorgefasste Meinung wer sich richtig und wer falsch verhält, revidieren lässt. Lesern, die auch schwierige Themen nicht scheuen und mit einem sehr offenen Ende leben können, sei dieser Roman ans Herz gelegt.

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