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Rezension zu
Der Tote vom Zentralfriedhof

Solider, mystischer Wien-Krimi

Von: Lesen ist
20.10.2015

Der Titel dieses Buches hat mich am meisten gereizt, weil ich ganz in der Nähe des Wiener Zentralfriedhofs wohne. Ich wusste nicht, dass dies das vierte Buch in einer »Sarah Pauli Reihe« ist, das stand leider nicht dabei. Zu meiner Erleichterung war es für diese Geschichte nicht unbedingt notwendig, die anderen Bücher zu kennen. Es gibt zwar ein paar Bemerkungen zu früheren Erlebnissen, aber die sind wirklich minimal und diese Geschichte ist in sich abgeschlossen, ohne Cliffhanger. Montag 13. Mai. Der Mann, der nach Wien geflogen ist, um einen Auftrag zu erledigen, hat kein gutes Gefühl bei der Sache. Seine innere Stimme weckt Zweifel und Misstrauen in ihm und es kostet ihn einiges an Mühe, sie zu ignorieren. Er heißt Josip Kovac und ist Kroate, zumindest heute, falls jemand fragt. Auffällig ist die Narbe auf seiner linken Wange. Er trifft sich auf dem Wiener Zentralfriedhof mit dem Slowaken Bohumil, dessen Identität sicher genauso falsch ist. Getarnt als Gärtner stehen sie vor einem Mausoleum, wo sie einen Toten abholen wollen. Sarah Pauli ist Journalistin beim »Wiener Boten«. Sie schreibt eine wöchentliche Kolumne, befasst sich sehr viel mit dem Mystischen, mit Zeichen und Aberglauben. Erika Holzmann, die Stadtspaziergänge zu den gleichen Themen anbietet, möchte sich mit Sarah treffen, weil sie ihr ein »Rätsel« zeigen möchte, doch Erika taucht beim Treffen nicht auf. Sarah stellt fest, dass sie angeblich von zwei Polizisten abgeholt wurde und dann einfach verschwand. Man bekommt bald mit, dass Sarah Pauli keine Frau ist, die sich aus Polizeiarbeit heraushält. Offensichtlich macht sie das öfter und hat sich früher auch in Lebensgefahr gebracht. Leider ist die Protagonistin für mich ohne Tiefe geblieben, was aber auch daran liegen könnte, dass ich die anderen Bücher nicht gelesen habe. Sie ist durchaus sympathisch, vertieft sich in das Thema ihrer Kolumne, verbeißt sich in den Fall des Verschwindens von Erika, aber sie hinterließ keinen großen Eindruck bei mir. Wir bekommen auch Einblick in die Gedankenwelt des Täters Josip Kovac. Auf der einen Seite ist er ein ziemlich kranker Typ, auf der anderen Seite so abergläubisch, dass dies Einfluss auf sein ganzes Leben hat. Hier hat Beate Maxian einen äußerst faszinierenden Bösewicht erschaffen. Wien ist eine wunderbare Kulisse für einen Kriminalroman, der Zentralfriedhof erst recht! Hier geht es aber zu einem Großteil um Aberglaube und Mystik. Das Buch ist auch gespickt mit geschichtlichen Tatsachen; Elsa Plainacher war das einzige Opfer der Hexenverbrennung in Wien; Johannes Diodato, ein Armenier, hat das erste Wiener Kaffeehaus eröffnet. Diese Tatsachen sind einerseits sehr interessant, anderseits haben sie nichts mit der Geschichte selbst zu tun. Da entsteht der Eindruck, dass das Wissen der Autorin einfach an den Leser gebracht wird. Wer sich in Wien auskennt, kann sich von den meisten Schauplätzen ein gutes Bild machen. Der Zentralfriedhof ist absolut sehenswert mit seiner Friedhofskirche, seine wunderschönen Alleen und die vielen Ehrengräber. Schloss Neugebäude, ganz in der Nähe des Friedhofs spielt auch eine wichtige Rolle in dieser Geschichte. Der Plot ist nicht allzu kompliziert. Man kann sich, durch eine einfache Tatsache, vorstellen, wer hinter allem steckt. Die Spannung leidet etwas unter dem Einfließen von geschichtlichen Fakten oder, die zu lange geratenen Erklärungen zu mystische Zeichen und Aberglaube. Sarah Pauli geht aber nicht nur dem Leser ein klein wenig auf die Nerven damit, sondern auch manch anderen Charakteren. Es gibt durchaus sehr spannende Situationen zum Mitfiebern, aber man kann sich doch denken, wie sie ausgehen. Der Showdown geht dann ziemlich schnell und unspektakulär über die Bühne, nur durch Zufall. Die Wiener Polizei kommt nicht so gut weg, was klar ist, wenn eine Journalistin den Fall für sie löst. Es wird teilweise mit Wiener Dialekt gesprochen, also, wer sich nicht auskennt, wird vielleicht nachschlagen müssen. Ein solider Krimi, der für gute Unterhaltung sorgt mit einem Antagonisten, der viel interessanter ist als die Protagonistin. Wien ist nicht nur eine wunderschöne Stadt, sondern auch eine großartige Kulisse für Kriminalromane. Zu lange Erklärungen gehen auf Kosten der Spannung. Aberglaube und mystische Zeichen spielen eine ganz große Rolle und manches ist wirklich faszinierend. Das Einfließen von geschichtlichen Tatsachen ist zwar aufschlussreich, sie haben aber oft gar nichts mit der Geschichte selbst zu tun, sodass man das Gefühl bekommt, die Autorin will nur ihr Wissen an den Leser bringen.

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