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Rezension zu
Der Kreuzritter - Aufbruch

Kommt Zeit kommt Qualität

Von: der Michi
17.11.2015

Schon seit Peter Flinths gelungener Verfilmung wollte ich als Fan guter Mittelalterromane endlich die Buchvorlage von Jan Guillou kennen lernen. Im Zuge eines Schwedisch-Aufbaukurses fiel mir dann das Original in die Hände. Dank Herrn Guillous Schreibstil (oder zu wenig Zeit) verstand ich erstmal nicht allzu viel davon. Später fand ich die gesamte auf Deutsch übersetzte Romanreihe (vier Stück) auf dem Bücherflohmarkt und begann erneut zu schmökern. Der erste Band handelt von der Kindheit und Jugend des titelgebenden Kreuzritters Arn. Da er als kleiner Junge wie durch ein Wunder einen schlimmen Unfall überlebte, beschlossen seine Eltern (nicht ganz einstimmig) sein Leben Gott zu weihen. Fortan wächst er in einem Kloster auf und zeigt sich zunehmend wissbegierig. Bruder Guilbert, ein ehemaliger Tempelritter, bringt ihm sogar das Reiten, den Schwertkampf und das Bogenschießen bei. Als Arn schließlich zu einem Mann herangewachsen ist, beschließt sein Prior, dass es für ihn nun an der Zeit wäre, an seinen angestammten Platz auf dem Gut seines Vaters zurückzukehren. Arn verlässt den Orden widerwillig und wird nur langsam von seiner Umwelt akzeptiert. Seine im Kloster erlernten Fähigkeiten, die sich bei weitem nicht nur auf das Kämpfen beschränken, bescheren ihm unverhofft neue Verbündete, aber auch Feinde. Zwei schwerwiegende Vergehen sorgen schließlich dafür, dass er als Buße in den Kreuzzug ziehen muss. Zugegeben - ich habe fast ein Jahr für dieses Buch gebraucht. Für einen Roman liest es sich gelegentlich so schwerfällig, dass man nach einigen Seiten erst einmal eine Pause braucht. Ähnlich wie Umberto Ecos großartiges Epos Der Name der Rose ist auch Der Kreuzritter im Prinzip ein wirklich gutes Buch, das den Leser aber gleichzeitig mindestens genauso beansprucht wie unterhält. Jan Guillou hat die Lebenswelt und den Zeitgeist des Mittelalters hervorragend recherchiert und rekonstruiert. Das führt gelegentlich zur einer derartigen Faktenflut, dass es ziemlich anstrengend sein kann. Dialoge finden sich gerade in der ersten Hälfte relativ wenige, vieles wird über indirekte Rede oder pure Prosa erzählt. Hat man sich allerdings damit abgefunden und bis zur Mitte durchgekämpft, wird das Bild ein wenig runder. Man entdeckt Seiten des Mittelalters, die mehr als Hexenverbrennung und Fanatismus im Kontrast zur heutigen "aufgeklärten" Welt sind. Auch die Handlung nimmt Fahrt auf. Spätestens das letzte Drittel ist derart spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Da kann man die Startschwierigkeiten durchaus verzeihen und mit Genuss weiterlesen. Gerade über das schwedische Mittelalter erfährt der Leser hier interessante Details, die es so bisher noch nicht zu lesen gab. Für geduldige Leser also in jedem Fall eine Empfehlung. Originaltitel: Vägen til Jerusalem (Der Weg nach Jerusalem) Seitenzahl: 512 Format: 11,8 x 18,8 cm, Broschur Verlag: Heyne

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