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Rezension zu
»Mich hat Auschwitz nie verlassen«

Pflichtlektüre - Danke dafür!

Von: Lesetante
22.11.2015

Die letzten Zeitzeugen müssen befragt werden, solange sie noch zur Verfügung stehen. Durch den Fortgang der Geschichte gibt es immer weniger Zeugen der unmenschlichsten und ungerechtesten Zeit der deutschen Geschichte. Im vergangenen Jahr begingen wir den 70.Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, das aufgrund der 1 Million toten Juden eine traurige Berühmtheit erlangte. Viele aktuelle Ereignisse beweisen, dass der Mensch nicht lernfähig ist, dass Grausamkeiten, Rassismus und Intoleranz leider immer noch gegenwärtig sind. Insofern ist das vorliegende Buch so ungemein wichtig, denn nur, wenn wir uns erinnern und erinnern lassen wollen, können wir uns vor Augen halten, wozu wir als Menschen fähig sind, wenn wir unseren niederen Instinkten nicht Einhalt gebieten. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz haben SPIEGEL-Redakteure letzte Überlebende überall auf der Welt besucht und interviewt. Dazu gab es auch ein großes Extra im SPIEGEL 5/2015, wo die Protokolle der Zeitzeugen abgedruckt wurden. Nun liegen die Protokolle in gebundener Form vor und ich bin sehr dankbar dafür, denn dieses Buch ist so wichtig und sollte zur Pflichtlektüre eines jeden Menschen werden. Noch können wir von denen hören, denen massives Leid angetan wurde. Sie erzählen, nachdem sie Ewigkeiten nicht über die Brutalität des Bösen sprechen konnten, weil es sie zerrissen hätte. Jetzt haben sie erkannt, dass, wenn sie ihre Erinnerungen nicht teilen, es niemand mehr tun kann, denn sie sind die letzten, die diese Tortur, die Nazi-Deutschland überlebt haben. Sie erzählen vom Lager, von der Deportation, dem Überlebenskampf und der Zeit danach, die kaum fassbar ist. Sie zeigen, was ihnen angetan wurde, welche Todesängste sie erlebt haben. Sie zeigen, was in der Geschichte der Menschheit nie wieder passieren darf und doch vielerorts immer wieder geschieht. Die Lebenserinnerungen werden von fantastischen Porträt-Fotos unterstrichen, für die sich Sarah Naomi Lewkowicz und Dmitrij Leltschuk verantwortlichen zeichnen. Sehr angenehm ist das beigefarbene Papier, auf dem die Erinnerungen abgedruckt sind. Es wirkt leicht vergilbt und unterstreicht die Intention der beiden Herausgeber aufs genaueste, denn weiß ist die Farbe der Unschuld und auf den Seiten wird über alles andere als über Unschuld berichtet, auch wenn die Opfer es waren. So viel Leid und persönliche Tragödie kann/darf nicht auf weißem, reinem Papier stehen. Vielen Dank Susanne Beyer und Martin Doerry für die Herausgabe der Protokolle in Buchform und vielen Dank dem Random House Verlag für die Bereitstellung dieses wertvollen Buches. Ich werde es in Ehren halten und weiter damit machen, andere über diese Zeit zu informieren. Da halte ich es wie Elie Wiesel, Friedensnobelpreisträger und Auschwitz-Überlebender, der sagte: „Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden.“

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