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Rezension zu
Astrid Lindgren. Ihr Leben

Reich illustrierte, fundierte und gut zu lesende Biographie

Von: Michael Lehmann-Pape
26.11.2015

Pippi Langstrumpf, die Kinder aus Bullerbü, Michel aus Lönneberga, Karlsson vom Dach, Ronja Räubertochter, Kalle Blomquist, die weltweit bedeutenden Figuren, die Astrid Lindgren schuf und die überall Kindern, aber auch Erwachsenen (zumindest den vorlesenden) einen ganzen Kosmos an Freiheit eröffnet haben, in diesen ist und wird Astrid Lindgren unsterblich bleiben. Unumstritten als Autorin ist aber natürlich, hinter den Figuren (und in den Figuren) auch die Schöpferin derselben zu entdecken. Eine Erfahrungswelt und Lebensgeschichte, eine wichtige Aufgabe im zweiten Weltkrieg im neutralen Schweden (im Verlaufe derer die ersten Texte entstanden mitsamt der wichtigsten Figur der Autorin, Pippi Langstrumpf), ein Einfluss auch auf die reale Welt und die reale Politik und, vor allem, eine persönliche Prägung und Entfaltung, die es zu entdecken gilt. Und für diese Entdeckung bietet die Biographie von Jens Andersen wunderbare Gelegenheit in Wort und Bild. Einer Frau, die schon in jungen Jahren nicht unbedingt konventionell lebte, die früh liebte (mit Folgen), die so tatkräftig ihren Weg ging, aber nicht unbedingt den Normen der Zeit entsprach in ihrem Lebensstil. Ereignisse wie die Geburt ihres Sohnes in frühen Jahren, als junges Mädchen unter komplizierten Folgen in den ersten Lebensjahren des Jungen, die einer der Antriebe, ein gewichtiges Puzzlestück der späteren Autorin darstellt. „Ich wusste, was ich wollte und was ich nicht wollte. Das Kind wollte ich, nicht aber den Vater des Kindes“. Aber es dauerte vier Jahre, bis Lindgren den Sohn zu sich nehmen konnte, Jahre, die Spuren hinterlassen hatten. In ihr und für den dann abbrechenden „ersten Lebensweg“. Auch, was das Verhalten des „Erzeugers“ anging, der die junge Astrid wohl als „auf dem Markt der Lüste genießbar“ betrachtete, ohne für die notwendige Sicherheit der jungen Frau dann zu sorgen. Durchaus lassen sich hier jene einschneidenden Prägungen und Erlebnisse finden, die später zu einem Werk ganz auf Seiten der Kinder, einer Zeichnung von Figuren mit großer innerer Freiheit. Mit einem klaren Impetus für Kinder, die sich „sich selbst gemäß“ entfalten dürfen. Eine Tendenz, die sich verstärkte zu Kriegszeiten („Die Menschheit hat den Verstand verloren“) und die in ein umfassendes Lebenswerk mit klaren Überzeugungen und einer klaren Linie einmündete, auch wenn sie selbst durchaus „behütet“ durch die Kriegsjahre ging. Die gesellschaftlichen Strömungen der Zeit mit ihren Normen und Werten einerseits, das Zerbrechen der Zeit andererseits, die eigene Lebensgeschichte, all das nimmt Jens Andersen sorgfältig und breit in seiner Biographie auf und zeichnet damit ein umfassendes Bild der Person Astrid Lindgren und der vielfältigen, sie prägenden Einflüsse. Inklusive eines auch interpretierenden und erläuternden Blickes auf das Werk der Autorin und eine Vielzahl bildlicher Dokumente, die allein schon die Lektüre des Buches wert sind, so augenscheinlich transportieren viele der Bilder auch Botschaften der Zeit. Das alles zudem in einer sehr flüssigen, verständlichen Sprache, die immer wieder Werk und Person innerlich miteinander verbindet und den Leser am Ende hochgradig informiert und der Autorin nahe gekommen zurücklässt.

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