Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Wenn nicht wir, wer dann?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Selbstbezogenheit

Von: Falkner aus Berlin
20.12.2015

Das zumindest ist eine der Haupttheorien dieses Manifests. Anhand mehr oder weniger bekannter Argumentationen von Locke bis Freud schlüsselt Philipp Ruch auf, dass eine Gesellschaft, die sich individualisiert denkt, nicht sozial interagieren kann. Er sieht das Problem vor allem in der Zentrierung auf schlechten Eigenschaften, die vorausgesetzt werden bei der Betrachtung des Mitmenschen. Damit einher geht der Verlust der Empathie, am Ende steht eine Gesellschaft, in der nur das Individuum existiert, keine Gemeinschaft mehr vorhanden ist. Ein Anliegen des Manifests ist es, eine grundlegende 'Schönheit' in der Gesellschaft zu verankern, eine Betonung des Denkens und Handelns auf positive Aspekte zu verlagern. Was nach einem esoterischen Konzept klingt, leitet sich als Gegenpunkt zur Betrachtung materieller Kräfte ab und basiert auf dem eigentlich klassischen Substanzdualismus. Allerdings holt Ruch die Thematik in ein modernes Heute mit modernen Problemen. Natürlich wird hier auch die Problematik rund um die Aufnahme und Unterbringung von Kriegsflüchtlingen aufgegriffen. Aber viel mehr als eine auf selbstständiger Moral basierende Gesellschaft wünscht sich Ruch eben eine 'schöne' Politik. Wer sich das Buch zulegt, um eine Lösung für die Fragen rund um die Integration von Flüchtlingen, den deutschen Waffenhandel oder die europäische Politik zu finden, wird gegebenenfalls nach dem zweiten Vorwort geistig aussteigen. Was das Buch ebenfalls nicht tut ist, in irgendeiner Weise die Aktionen des ZPS näher zu besprechen oder gar zu rechtfertigen. Das Buch ist nur ansatzweise ein Manifest, nur teilweise politisch und auch wenig praxisbezogen. Es setzt voraus, dass der Leser sich irgendwann schon einmal auf das Gedankenlevel begeben und hinterfragt hat. In dieser Funktion als Essay ist das Buch empfehlenswert und sympathisch geschrieben. Ich würde dem Buch die Leser wünschen, die es gern hätte, zweifle jedoch stark, dass es seine Zielgruppe erreicht. Das liegt zum einen daran, dass der Verlag beschlossen hat einen “ZPS”-Sticker auf das Cover zu klatschen, zum anderen am Klappentext, der darauf schließen lässt, dass es in diesem Buch um Flüchtlinge gehen wird. Sollten Sie das Buch also am Bahnhof auf einem Büchertisch zwischen Ulfkotte, Sarrazin und den Memoiren irgendeines Kanzlers finden, retten Sie es bitte!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.