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Rezension zu
Handbuch des Helden

Handfest

Von: Michael Lehmann-Pape
07.01.2016

Klar sollte dem interessierten Leser sein, dass in diesem „Handbuch des Helden“ es tatsächlich auch handfest „zu Sache geht“. Geistige oder geistliche Helden, „Helden des Alltags“, das ist nicht in erster Linie das Thema Mcdougalls. Körperlich geht es schon zu, mit natürlich einem starken Schwerpunkt auf die mentale Vorbereitung und die mentale notwendige „Verfassung“, um körperliche Höchst- und Extremleistungen erbringen zu können. Ein „Heldentum“, das McDougall in seinem eigenen Werdegang vorgelebt hat, dass ihn geprägt und, natürlich, bekannt hat werden lassen. Körperliche Voraussetzungen, Willen und eine gewisse Pfiffigkeit, gepaart mit der Bereitschaft, kontrollierte, aber letztlich nicht kontrollierbare Risiken einzugehen, das ist der Stoff, aus dem die Helden sind. In der Antike und in der Gegenwart, wie Mcdougall flüssig und auch inhaltlich interessant am Beispiel der Entführung eines Generals im zweiten Weltkrieg auf der Insel Kreta durch „den Widerstand“ als eine Art „roten Faden“ einführt. „Alles hing von der Fähigkeit ab, enorme Ressourcen an Kraft, Ausdauer und „geistlicher“ Beweglichkeit freizusetzen, deren Vorhandensein den meisten Menschen gar nicht bekannt ist“. Eine innere und äussere Konstitution, die man erwerben und erlernen kann, wie McDougall ausführt, denn „die Kunst des Heldentums wurde während eines grossen Teils der menschlichen Geschichte nicht dem Zufall überlassen“, sondern akribisch erlernt. Während nun der Leser Seite für Seite langsam mehr erfährt über den Coup auf Kreta im Jahre 1944 und, nebenbei, anhand vielfacher Beispiele (unter denen auch Schliemanns hartnäckige Heldentat der Entdeckung Trojas ihren Platz findet und antike Helden nicht zu kurz kommen) die verschiedenen Elemente eines „heldenhaften Charakters“ und „heldenhafter Unterfangen“ kennen lernt, stellt ich tatsächlich im Lauf der Lektüre ein, was McDougall grundlegend bezweckt: Die eigentlichen Elemente des „Helden“ herauszuarbeiten, mit einem durchgehenden und vielen zusätzlichen praktischen Beispielen jeweils näher zu beleuchten und dem Leser in Erzählform anregend zu vermitteln. Dass dies nichts mit „tumben Helden“ in Richtung eines Siegfried zu tun hat, aber eben auch nicht nur „am Schreibtisch“ passiert, das ergibt eine interessante Sichtweise. Im Rahmen einer, zugegeben, klassisch „amerikanisch“ breit und plaudernd erzählten Lektüre. Wobei sich herauskristallisiert, dass die wohl wichtigste Haltung eines Helden die der „Hartnäckigkeit“ ist. Denn ohne diese werden all anderen Elemente (Mut, Klugheit, Fitness u.a.) nicht in benötigter Tiefe erarbeitet werden können. Nicht in „Breite“ wohlgemerkt. Mit Muskelpaketen hat das alles nichts zu tun, eher die Faszien und die Zähigkeit benötigt ein Held antiker und moderner Prägung. Was mit Bewegung, abwechslungsreichem Sport, mentalen Übungen und, selbstredend, der richtigen Ernährung natürlich einhergeht. Wobei dies, gut so, nicht den Kern dieses Buches ausmacht, sondern eher als „Begleiterscheinungen“ mehr oder minder ausführlich mit erwähnt werden. Nicht immer ohne Längen und insgesamt ein stückweit zu breit erzählt, gelingt es McDougall dennoch, die ihm wichtigen Elemente eines „Helden“, was diese benötigen und wie diese, zumindest theoretisch, entwickelt und entfaltet werden können, darzulegen. Mit einem am Ende anderen Heldenbild, als man aus alten Sagen und Legenden im Kopf haben mag. Eine durchaus anregende Lektüre.

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