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Rezension zu
Das geniale Gedächtnis

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Interessantes Thema, etwas trocken dargeboten

Von: Michael Lehmann-Pape
07.01.2016

Das kostet schon auch ein Stück weit Konzentration, die Art und Weise, wie die beiden Autoren ihre durchaus interessanten Zusammenfassungen und Analysen des Status Quo der „Gedächtnisforschung“ dem Leser vor Augen führen. Dass das Gedächtnis nicht einfach eine Art Festplatte mit „digitalem Zugriff“ ist, sondern, ganz im Gegenteil, ein organischer, interpretierender, subjektiv auswählender und gar verfälschender Aspekt des Lebens sein kann, dass die Art, wie der Mensch seine eigene Geschichte „schreibt“ (somit die eigenen Erfahrungen „gedeutet“ betrachtet) und damit, natürlich, die aktuelle Haltung sich und der Welt gegenüber und damit die Gestaltung und Herangehensweise an die Zukunft existenziell beeinflusst werden, das allerdings ist zwar nicht neu, aber in dieser klaren und fundierten „Rundum-Beschreibung“ hoch informativ zu lesen. Anhand durchaus griffiger Bilder und Beispielen erläutern die Autoren im weiteren Verlauf (nach einer grundlegenden Darlegung auch statistischer Fakten), wie das Gedächtnis funktioniert, welchen Einfluss es nimmt, wer eigentlich „im Gehirn dirigiert“. Noch spannender folgt dann im zweiten Hauptteil die lebendig wirkende, sehr verständlich dargelegte Erläuterung, „wie wir zu dem werden, was wir sein wollen“. Zumindest zunächst in den Träumen, diese aber eben auch verstanden als „Bühne des Lebens“, auf der das Gehirn, gespeist aus dem Gedächtnis und möglichen „Hochrechnungen“ für die Zukunft Spielarten erprobt, Varianten darbietet, innere Wünsche bildhaft zum Tragen kommen lässt und damit ein „Lernen im Schlaf“ stattfindet, dass sehr wohl klare Auswirkungen auf die zukünftigen Schritte der Person nimmt. Dabei nicht locker lässt und „aus einzelnen Tönen“ eine „Melodie“ formt. Die vielleicht nicht real und nicht einfach so umsetzbar ist, aber nachhallt, verwirrt und Impulse gibt. Und das dies alles nicht nur auf individueller Ebene stattfindet, sondern es auch ein „soziales Gedächtnis“ gibt, dass „gemeinschaftliche Träume“ vorhanden sind, beeinflusst werden können (sonst gäbe es gar keine allgemein treffende Werbung), oder auch kollektive Erinnerung „umgedeutet, umgeschrieben“ werden könnten, auch das bietet eine fundierte und sachlich informative Lektüre im Buch. Zudem erläutern die Autoren die verschiedene Gewichtung von Erinnerungen und warum diese entsteht, aber auch, wie grundlegende „Einprägungen“ für das individuelle und kollektive Leben Sinn machen. Einerseits. Wie andererseits aber auch gilt, dass solche tief verankerte Gedächtnisabläufe Veränderungen und das Einstellen auf neue Situationen erschweren können. All dies ist dabei nicht nur neurobiologisch interessant, sondern zeigt seine Auswirkungen umgehend in Lebenshaltung und Lebensgestaltung von Individuen und sozialen Gruppen und eröffnet eine gegenseitige Anreizung von biologischen Reizen und philosophischen Überzeugungen und Interpretationen. So wird stimmig im Rahmend er Lektüre deutlich, „das Gedächtnis in einem umfassenden Zusammenhang zu verstehen, und das heißt im Besonderen, es nicht nur als Datenspeicher, sondern als einen Lebensplaner anzusehen“. Eine Funktions-, eine „Lebensweise“, die gerade in der modernen Welt der „Vernetzung“ beste Voraussetzungen findet, sich als „Interpret“ in das Leben einzubringen und nicht auf eine Funktion als „Datenspeicher“ reduziert zu werden. Eine sehr anregende, informative, eher im Stil wissenschaftliche Lektüre.

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