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Rezension zu
Gestern war auch schon ein Tag

Kurzgeschichten, die das Seelenleben grundsätzlich unterschiedlicher Menschen beschreiben

Von: schnäppchenjägerin
25.01.2016

"Gestern war auch schon ein Tag" ist eine Sammlung von acht Kurzgeschichten, die jede auf ihre Weise tragisch, skurril und irgendwie anders ist und trotz oder gerade wegen ihrer Kürze zum Nachdenken anregen. Die erste Geschichte handelt von einer jungen Frau, der ein Beim amputiert worden ist. Sie vermisst scheinbar nichts, ihr Freund dagegen kann sich an die neue Situation nicht gewöhnen und entfremdet sich immer mehr von ihr. Die zweite Erzählung dreht sich um einen Mitarbeiter der Müllabfuhr und seinen "geheimnisvollen" Blackout. Die dritte handelt von einem Jungen in einem "Heim für gestörte Kinder", der seine Wut durch Gewalt abbaut. Die vierte Geschichte war am kürzesten und eher melancholisch. Sie spielt im Herbst und thematisiert den Abschied mit der Option auf ein Wiedersehen. Die fünfte Erzählung schildert den typischen Samstag von drei Hooligans. Die sechste, mit Abstand längste und damit auch eingehendste Geschichte dreht sich um die frische Beziehung eines jungen Paares, dessen Ende aufgrund der Drogensucht der egozentrischen Marta bereits vorgezeichnet ist. Geschichte Nr. 7 fand ich auch sehr erschüttert. Hier geht es um einen abgebrühten Bauarbeiter, der sein Geld illegal mit einer Pitbullzucht verdient. Die achte und letzte Kurzgeschichte war für mich ein gelungener Abschluss der Sammlung. Sie dreht sich um das traurige Schicksal einer Familie. Im Zentrum steht dabei eine Schülerin, eine Waise, die vor dem Abitur steht und den Familienalltag zwischen dementer Oma und behindertem älteren Bruder managt. Alle Geschichten und ihre Protagonisten sind grundsätzlich unterschiedlich, bei allen betrachtet der Autor vor allem deren Seelenleben, das durch bestimmte Situationen oder äußere Umstände aus dem Gleichgewicht geraten ist. Beschrieben werden viele alltägliche Themen oder Probleme, die jeden einzelnen von uns treffen können - sei es der Umgang mit Behinderungen, das Älterwerden oder der Tod - aber alles eher unangenehme Themen, die man deshalb häufig lieber verdrängt. Jede Kurzgeschichte berührt und regt zum Nachdenken an. Manchmal was es wirklich schade, dass es "nur" Kurzgeschichten sind. Oft habe ich mich gefragt, wie es mit den Protagonisten weiter gegangen wäre (oder wie es angefangen hat?), wenn der Autor einen ganzen Roman über sie und ihr Schicksal geschrieben hätte. Keine leichte Kost, aber gerade deshalb auch sehr lesenswert! Nicht von ungefähr wird Finn-Ole Heinrich (* 1982) als einer der größten Nachwuchsliteraten von der Presse gelobt.

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