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Rezension zu
Schneller, weiter, toter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Gewohnt unterhaltsamer Krimi-Klamauk mit diesmal jedoch zu wenig Spannung

Von: Büchermonster
01.02.2016

Seit Dietrich Fabers drittem Band „Tote Hunde beißen nicht“ seiner beliebten Henning-Bröhmann-Reihe sind vier Jahre vergangen und in diesem Zeitraum hat sich im Leben von Fabers sympathischem, aber immer etwas unglücklich agierendem Ermittler einiges verändert: Henning selbst ist nach den dramatischen Ereignissen seines letzten großen Falls aus dem Polizeidienst ausgeschieden und seitdem hauptsächlich mit zwei Dingen beschäftigt, nämlich damit seine wenig aussichtsreiche Karriere als Hobbymusiker voranzubringen und als Vollzeitvater die Erziehung des jüngsten Familienzuwachses zu übernehmen, denn nach vielen ehelichen Turbulenzen in der Vergangenheit hat es im Hause Bröhmann tatsächlich noch einmal Nachwuchs gegeben – und das gleich in doppelter Ausführung, sodass sich Henning nicht mehr nur mit seiner manchmal etwas rebellischen Tochter Melina und seinem introvertierten Einzelgänger-Sohn Laurin, sondern auch mit zwei quietschfidelen und oft sehr lautstarken Zwillingen herumschlagen muss. Für die polizeiliche Ermittlungsarbeit ist nun nur noch seine Tochter Melina zuständig, die zu Hennings eigener Überraschung ihrem Vater nachgeeifert ist und in der Großstadt an ihrer Polizeikarriere arbeitet – mit eher zweifelhaftem Erfolg, denn nach schweren Ausschreitungen mit Todesfolge bei einer Demonstration gegen die Olympiabewerbung Frankfurts steckt Melina plötzlich in argen Schwierigkeiten und höchster Erklärungsnot. Unabhängig von der Qualität der Geschichte muss man Dietrich Faber zumindest schon mal zugute halten, dass er bei seinen Bröhmann-Krimis immer um Abwechslung bemüht ist. So ging es z.B. nach zwei Fällen im hessischen Vogelsberg für Henning Bröhmann in seinem dritten Auftritt schon einmal vorübergehend in den Großstadtdschungel Berlins, also dem kompletten Gegenteil der heimischen Komfortzone. Einen derart radikalen Schnitt wie nach dem dritten Band gab es in dieser Reihe bisher aber noch nicht und so deutet bei „Schneller, weiter, toter“ vieles auf eine Art Neustart hin, der zwar mit dem Untertitel „Bröhmann ermittelt doch wieder“ versehen wurde, wovon man aber in der Realität zunächst lange erst einmal nichts mitbekommt, denn statt den Mörder des Olympia-Chefs zu jagen oder seine Tochter Melina aus ihrem Schlamassel zu befreien kämpft sich Henning vielmehr durch Elternabende der „reformpädagogischen elternselbstorganisiertundverwalteten Kindertagesstätte Schlumpfloch e.V.“ (Fans der Reihe werden sich erinnern…) oder mit einem Dachschaden des leicht maroden Eigenheims herum. Damit sind wir auch schon beim Hauptproblem dieses vierten Bandes, denn so amüsant solche Anekdoten auch im vierten Anlauf sein mögen: aus der Sicht eines Krimifans ist die erste Hälfte des Buches komplett zu vernachlässigen, denn es finden schlicht und einfach keine Ermittlungen statt, weil es bis zur Mitte der Geschichte de facto keinen Fall gibt. Dietrich Faber deutet im Prolog zwar früh Melina Bröhmanns Dilemma in dem späteren Mordfall an, bis dieses Ereignis aber letztlich tatsächlich eintritt befindet man sich schon in der zweiten Hälfte des Buches, sodass die Handlung bis dahin zwar auf recht amüsante Weise, aber nahezu komplett spannungsfrei vor sich hinplätschert. Erst in der Schlussphase darf Henning Bröhmann dann tatsächlich wieder selbst ermitteln und diese kurze Phase reicht meiner Meinung nach leider nicht mehr aus, um hier noch einen wirklich überzeugenden Kriminalfall zu konstruieren. Nun lässt sich natürlich darüber diskutieren ob bei den Faber-Büchern Unterhaltung oder Spannung im Vordergrund stehen und ob ein eher simpler Fall als Grundgerüst für eine Krimikomödie nicht völlig ausreichend sei, der Autor hat es in meinen Augen in den Vorgängern aber meist deutlich besser verstanden, amüsanten Klamauk und einen interessanten Fall miteinander zu kombinieren. Bitte nicht falsch verstehen: Auch ich hatte wieder meinen Spaß mit Familie Bröhmann und weiteren skurrilen Gestalten wie Schlagersänger Manni und Ex-Polizeikollege Teichner, die einem im Verlauf der vier Bücher wirklich ans Herz gewachsen sind und ich fand es zudem toll, wie Dietrich Faber sehr aktuelle Themen wie die Diskussion um eine deutsche Olympia-Bewerbung oder die Pegida-Bewegung (denn auch in der hessischen Provinz gibt es mit den Vogelsberger Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes – kurz Voegida – inzwischen einen entsprechenden Ableger…) in seiner Geschichte verarbeitet – für mich persönlich hätte dieser vierte Band nur insgesamt gerne mehr Krimi und weniger Familienalltag sein dürfen. Trotzdem macht auch „Schneller, weiter, toter“ gerade in der von Dietrich Faber selbst vorgetragenen Hörbuchfassung mit den gewohnt amüsanten Dialekten wieder eine Menge Spaß und wer humorige Kriminalromane mag, ist mit dieser Reihe auch nach wie vor sehr gut aufgehoben.

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