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Rezension zu
Das Nebelhaus

Sprachlich virtuos!

Von: Kate
06.02.2016

Dies ist ein Krimi, bevor die erste Seite gelesen ist: Hinter dem Pseudonym, das verschweigt der Klappentext, verbirgt sich ein vielgelesener Autor von historischen Romanen. Da uns diese hier nicht interessieren, nehmen wir ihn beim Wort: Eric Berg also, ihn werden sich Krimiliebhaber merken müssen. Bergs erster Versuch im Krimigenre beginnt als triviale Fabel und endet als rasanter Thriller. Auf der zauberhaften Ostseeinsel Hiddensee treffen beim erfolgreichen Architekten Philipp Lothringer, der sich inmitten in die Dünen einen Glaspalast für Frau und Kind gebaut hat, drei Jugendfreunde ein, allesamt irgendwie verkrachte und problematische Naturen, die übers Internet nach 15 Jahren wieder zueinander gefunden haben. Das Treffen endet grauenhaft und wird als „Blutnacht von Hiddensee“ in die Analen eingehen. Zwei Jahre später, pünktlich zum Gedenktag, soll eine Journalistin, passionierte Mutter eines erwachsenen Sohnes, aber wenig passioniert für einen undankbaren Brotberuf, den Fall wieder aufrollen. Widerwillig nimmt sie die Recherchen auf. Unwissend – und am Anfang auch eher desinteressiert wie die Ich-Erzählerin, nähert sich der Leser der verborgenen Geschichte, und nach und nach tun sich die Abgründe menschlicher Existenzen auf. Genau dieses ist es, was Berg auszeichnet: Er vermag auf eine Weise zu erzählen, dass sich Seite für Seite jenes Grauen entfaltet, das man als „Furcht vor etwas Unheimlichen, Drohenden“ bezeichnet hat, und das letztlich nichts anders ist als die Nachtseite der menschlichen Natur. In unterschiedlichen Graden ist das Böse auf der kleinen Insel vorhanden. Es ist eine scheinbare Harmonie, in der die dort beheimateten Menschen miteinander leben. Und so bedarf es nur besonderer katalysierender Konstellationen, etwa eines tragischen Zufalls oder einer psychischen Extremsituationen und das Böse entlädt sich in furchtbaren Dimensionen. In diesem Fall ist es die Liebe. Sie ist die eigentliche, gut versteckte, aber unerbittliche Regisseurin des Geschehens, und sie tritt in ganz unterschiedlichen Masken auf, manchmal kaum erkennbar, manchmal schaurig schön. Die Lösung des Kriminalfalls findet sich dort, wo sie am wenigsten vermutet wird, doch letztlich überrascht sie nicht. Aber dieser Effekt allein macht „Das Nebelhaus“ nicht zu einem Leseereignis. Es ist vor allem Bergs sprachliche Virtuosität, die das Geheimnis auch artifiziell in einer sorgsam bedachten sprachlichen Konstruktion verbirgt und offenlegt: Kontexte werden symbolisch vermittelt, Redewendungen sprengen die Oberflächen auf und geben Verborgenes preis. Eric Berg. Ein Name, den sich Krimifreunde merken müssen.

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