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Rezension zu
Der begrabene Riese

Der begrabene Riese, vorsicht Spoiler

Von: Splashbooks
07.02.2016

Der britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro hat fast zehn Jahre nach seinem letzten Roman nun ein ganz besonderes Werk veröffentlicht. 1989 erhielt der Autor den Bookerprize für seinen Roman " Was vom Tage übrig bleibt" und hat insgesamt bis heute nur acht Bücher veröffentlicht. Genauso wirkt sein Roman auch. Sehr durchdacht. Ein Fantasybuch, dass gar nicht so richtig eins ist, denn über England im 5 Jahrhundert ist historisch gesehen nichts bekannt. So füllt der Autor eine vergessene Zeit mit Leben und verbindet eine fiktive Geschichte mit fantastischen Elementen, die sich aber wie selbstverständlich einfinden. Ishiguro schafft es durch Wahl von Zeit und Ort einen Roman zu schreiben, der außerhalb unserer Gesellschaft spielt und dennoch, anders als in vielen anderen Fantasyromanen, eine Welt zu erschaffen, an die man sofort glaubt, wo einem nichts unreal erscheint. Zum einen hängt es bestimmt damit zusammen, dass er typische Assoziationen mit dem Mittelalter aufgreift und ausschmückt. Es gibt Ritter, Klöster mit Geheimgängen und viel Grausamkeit. Genauso gibt es aber Drachen und Kobolde und natürlich die Liebe. Zum anderen schafft er es durch seine bildliche Sprache, dass der Leser an der Seite von Beatrice und Axl wandert. Axl und Beatrice brechen auf um ihren Sohn zu suchen. Sie wissen aber gar nicht so recht wo und ob sie überhaupt mal einen Sohn hatte, denn ein Nebel des Vergessens hat sich über die Gegend gelegt. Sie wissen nicht, was sie vorher in ihrem Leben erlebt haben und ihre Liebe beruht nicht auf gemeinsamen Erinnerungen als vielmehr einem großen Gefühl der Verbundenheit. Durch die Erzählweise, weiß auch der Leser nicht, wer die Figuren eigentlich sind und erst als sich Axl und Beatrice auf ihre Reise bewegen und andere Menschen treffen können sie sich an Gedankenfetzten erinnern. Doch im Laufe der Zeit wissen sie gar nicht, ob sie ihre Erinnerungen wieder haben möchten. Dies gilt für alle Menschen der Gegend. Warum haben sie alles vergessen? Im Laufe des Buches wird klar, dass diese Menschen nach einem Bürgerkrieg nur deshalb heute friedlich zusammen leben können, da sie die Gabe des Vergessens besitzen und nicht mehr wissen, was ihr freundlicher Nachbar vor nicht allzu langer Zeit auf dem Schlachtfeld oder im Dorf aus Hass auf die anderen Bevölkerungsgruppe getan hat. Trotz der vielen philosophischen Aspekte kommt die Spannung in diesem Roman nicht zu kurz. Nicht nur das Aufdecken der Vergangenheit auch der Kampf gegen Kobolde und die Unklarheit über die Motive der Reisegefährten lassen einen Seite um Seite umblättern, um zu erfahren wie es mit Axl und Beatrice ausgeht. Die letzte Szene ist eine Meisterleistung. Um nichts vorwegzunehmen sei so viel gesagt: Dieses Buch ist still und leise und schreibt dabei eine unglaubliche Liebesgeschichte.

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