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Rezension zu
Amalthea

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Epos vom Ende, Anfang und Wiedererstehung

Von: Michael Lehmann-Pape
11.02.2016

Neal Stephenson ist einer der Fachmänner für gut recherchierte, im Wissen fundierte und in großer Einzelheit dargelegter „Technik Thriller“, der sich in diesem Werk tatsächlich noch einmal selbst übertrifft. Wie es Stephenson gelingt, ungeheuer kleinteilig zu verbleiben, alles zu erläutern, zu erklären, den Leser mit auf geozentrische und heliozentrische Umlaufbahnen zu nehmen, Nao Roboter als Werkzeuge und Waffen im Detail zu erläutern, Habitate vor den Augen des Lesers entstehen lässt, einen Zeitraum von 5000 Jahren auf zwei Hauptzeitebenen (Damals und in der Gegenwart des Buches 5000 Jahre später) zusammenzufassen inklusive der „Geschichte dazwischen“, wie er einzelne Charaktereigenschaften von Menschen zu ganzen Ethnien ausbaut, die Besiedelung eines abgesprengten Felsstückes vom Mond oder die „Herbeischaffung“ eines „Eisberges“ aus dem All samt „Dampfantrieb“ minutiös schildert, die Genetik en Passant nach vorne denkt, das packt den Leser und besitzt einfach Klasse. Alleine schon deswegen, weil Stephenson eben trotz aller Kleinteiligkeit eben nicht die Technik in den Mittelpunkt seines Werkes stellt, sondern in gleicher Weise differenziert und mit spürbarem Interesse an seinen Personen die Charaktere im Buch entwickelt. Und die Frage, ob der Mensch lernfähig wäre (im ersten Augenblick selbst angesichts der maximalen Katastrophe scheinbar eher nicht). Das es gelingt, gerade im Angesicht der breiten Erläuterungen den Leser dabei in keiner Phase des Buches zu langweilen, eine Neigung zum „überschlagen von Seiten“ gar nicht erst aufkommen lässt, das ist schon eine hohe schriftstellerische Qualität. Wie es wäre, wenn die Erde vergeht, der Mond explodiert, der „harte Regen“ die Oberfläche des Planeten für tausende von Jahren unbewohnbar macht, wie es geplant wäre, den Menschen im Orbit anzusiedeln, welche komplexen Schwierigkeiten es hier geben würde (und das ist nicht der einzige Ort, an dem Stephenson Habitate im Buch verortet), all das liest sich intensiv, spannend und hochgradig realitätsnah (mit ein paar, dem Ablauf und der Spannung geschuldeten Vereinfachungen). Und ebenso überzeugend stellt sich dar, was und warum sich daraus entwickeln wird, was sich entwickelt. Mit einem temporeichen Finale und mit dort ausgesprochenen, im gesamten Werk aber hintergründig zu spürender Frage nach „Dem Zweck“. Und wie wichtig allein schon die Frage danach für die Menschheit sein sollte (und leider nicht ist). Nicht erst in Umlaufbahnen, sondern schon jetzt, wo der Mond noch am Firmament steht. Denn auch für die Gegenwart gilt: „Sie haben ihr eigenes Epos, das, nach allem, was wir wissen, mit unserem vergleichbar sein könnte“. Vielleicht ist es „Der Zweck“, das zu erkennen. Unter anderem durch diesen rundweg hervorragenden Roman.

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