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Rezension zu
Regretting Motherhood

Wenn Mütter bereuen. Erkundung eines verbotenen Gefühls

Von: Daija
16.02.2016

In Regretting Motherhood: Wenn Mütter bereuen fasst die israelischen Soziologin Orna Donath die Ergebnisse einer qualitativen Studie zusammen, in der sie 23 Frauen zwischen 26 und 73 Jahren befragte, die es bereuen, Mutter geworden zu sein. (Ja, eine solch kleine Stichprobeist wissenschaftlich. Nennt man qualitative Sozialforschung. Unwissenschaftlich wäre, daraus ‚Trends‘ oder Aussagen über größere Gruppen abzuleiten. Das macht Donath auch nicht.) Nicht nur am Übergang zur Mutterschaft, der für viele Frauen einen starken Einschnitt darstellt, sondern als dauerhaften Zustand. Die Frauen stammten aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Lebenssituationen, hatten zwischen ein und vier Kindern in unterschiedlichem Alter, manche der Frauen waren bereits Großmütter. Sie hatten eines gemeinsam: Sie verneinten die Frage: „Wenn Sie heute, mit Ihrem heutigen Wissen und Erfahrungen, die Zeit zurückdrehen könnten, würden sie dann noch einmal Mutter werden / Kinder haben wollen?“ Zudem verneinten sie entweder die Frage: „Glauben Sie, dass die Mutterschaft auch Vorteile hat?“ oder, wenn sie diese bejahten, verneinten sie die Folgefrage „Glauben Sie, dass die Vorteile die Nachteile überwiegen?“ Orna Donath zeigt in „regretting motherhood“ unterschiedliche Wege zur Mutterschaft und die gesellschaftlichen Ansprüche und Forderungen an Mütter auf – wie Mütter aussehen, handeln und sich fühlen sollen. Anhand der Ergebnisse der Interviews beleuchtet sie dann Erfahrungen von Mutterschaft und Reue, wie Frauen mit diesem unerlaubten Gefühl leben, wie sie im Alltag damit umgehen, ob und wie sie sich entscheiden, mit ihren Kindern darüber zu schweigen oder zu reden. Abschließend ordnet Donath ihre Erkenntnisse in feministische Theorien und den gesellschaftlichen Kontext ein. Bereuen bedeutet den Wunsch, das Unumkehrbare rückgängig zu machen. Im Bezug auf Mutterschaft, argumentiert Donath, dürfen Frauen nur Reue zeigen, wenn sie entweder keine Kinder bekommen haben, oder wenn ihr Kind asozial, kriminell oder anderweitig eingeschränkt funktionsfähig ist. Das Buch spricht über ein Tabuthema, nämlich über Frauen, die in der Mutterschaft keine Erfüllung finden, sondern es zutiefst bereuen, Mutter geworden zu sein. Richtig harter Tobak. Regretting Motherhood: Wenn Mütter bereuen ist ein wichtiges Buch. Es gibt Einblick in die vielschichtige Gefühlswelt von Müttern, und hilft, diese zu versprachlichen. Es fordert uns ab, Gefühle nebeneinander stehen zu lassen, die sich für die meisten Menschen ausschließen und schwer auszuhalten sind. Im Epilog plädiert Orna Donath zum Einen dafür, die „emotionale Landkarte“ zu erweitern, und Frauen zu zu gestehen, eine Reihe von Haltungen gegenüber der Mutterschaft einzunehmen und zum Anderen für eine echte Wahlfreiheit, die es Frauen erlaubt, sich gegen Kinder zu entscheiden, ohne von der Gesellschaft verurteilt zu werden.

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